Fotos Chronik der Umwälzungen in Nordafrika
Die aktuelle Eskalation in Libyen ist ein weiterer Meilenstein der Protestwelle, die inzwischen weite Teile der arabischen Welt erfasst hat. Die Herrscher Tunesiens und Ägyptens wurden von ihrem Volk bereits gestürzt, während die Menschen in Bahrain, Jemen und Iran immer deutlicher ihren Unmut gegen die herrschenden Systeme artikulieren. Wir haben die Chronologie der Ereignisse für Sie zusammengefasst:
4. JanuarDer Flächenbrand beginnt in Tunesien. Ein Händler namens Mohamed Bouazizi stirbt an den Folgen von Brandverletzungen. Diese hatte er nach einer Selbstentzündung erlitten – als Protest gegen die Konfiszierung seines Gemüses-Standes. Nach seinem Selbstmord gehen Tausende Tunesier in Solidarität auf die Straßen, um ihre Wut über die Willkür der Polizei sowie das korrupte System auszudrücken.
12. Januar Die heftigen Proteste der Tunesier gegen das Regime erreichen die Hauptstadt Tunis. Bei den Kundgebungen für mehr Rechte und Arbeitsplätze sterben mehrere Dutzend Zivilisten.
14. Januar „Ben Ali hau ab!“ fordern die Menschen. Schließlich beugt sich Tunesiens Präsident dem Druck der Bevölkerung und tritt ab. Noch am selben Tag flieht er vor der Opposition nach Saudi-Arabien. Das Volk feiert seine „Jasmin-Revolution“.
25. Januar Der Dienstag geht als „Der Tag des Zorns“ in die Geschichte Ägyptens ein. Die Bevölkerung in Kairo beginnt ihre Proteste gegen das Regime des Präsidenten Husni Mubarak.
29. Januar Die Demonstrationen gegen Korruption in Politik und Wirtschaft sowie für mehr Mitsprache und eine sichere Lebensmittelversorgung eskalieren. Die Demonstranten setzen die Parteizentrale der Nationaldemokratischen Partei in Brand.
30. Januar Trotz lauter Rücktrittforderungen hält Mubarak an seinem Amt fest und ernennt den Chef des Nachrichtendienstes Omar Suleiman (Foto) zum Vize-Präsidenten. .
2. Februar Nach Angaben des TV-Senders Al Dschasira protestieren allein in Kairo rund zwei Millionen Ägypter. Die Armee, die viele Jahre das Rückgrat des Mubarak-Regimes gewesen war, drängt auf eine Lösung des Konfliktes, greift die Demonstranten aber nicht an. Es kommt zu Verbrüderungsszenen zwischen Bürgern und Soldaten.
3. Februar
: Die Rolle des Militärs bleibt undurchsichtig. Augenzeugen berichten von Schüssen auf Demonstranten, Mubaraks Anhänger gehen in zivil gegen die Aufständischen vor.
3. Februar
Gleichzeitig demonstrieren 20.000 Menschen in Jemens Hauptstadt Sanaa und anderen Landesteilen gegen den Präsidenten Ali Abdullah Sali (Foto). Auch dort gelten Korruption und schlechte Lebensverhältnisse als Auslöser des Widerstands.
10. Februar
Am Abend kündigt Mubarak an, Teile seiner Regierungsverantwortung an seinen Vizepräsidenten abzugeben.
11. Februar:
Der Herrscher, der 30 Jahre das Land am Nil-Delta eisern regiert hat, tritt zurück und verlässt mit seiner Familie Kairo Auf dem Tahrir-Platz vor dem Präsidenten-Palast feiert das Volk Ägyptens den Sturz Mubaraks.
12. Februar
Die Minister übernehmen vorübergehend bis zu den Wahlen einer neuen Regierung die Führung über das Land. Auf den Straßen Kairos kehrt allmählich Normalität ein. Als künftiger Präsident wird der Nobelpreis-Träger Mohammed ElBaradei (Foto) gehandelt.
13.Februar
Derweil motivieren die erfolgreichen Aufstände in Tunesien und Ägypten die algerische Bevölkerung, sich gegen die Staatsherrschaft aufzulehnen. Bei friedlichen, allerdings verbotenen Protesten in der Hauptstadt Algier geht die Polizei brutal gegen Demonstranten vor, 200 von ihnen werden verhaftet.
14. Februar
Die heftigsten Proteste seit einem Jahr in der iranischen Hauptstadt Teheran schlagen Polizeikräfte nieder und verhaften zahlreiche Regierungsgegner. Auch in weiteren Landesteilen setzen sich die Iraner über das Demonstrationsverbot hinweg, um gegen das Regime Mahmud Ahmadinedschads zu protestieren.
17. Februar
Nach ägyptischem Vorbild rufen in Libyen Gegner Gaddafis über Internetforen zum landesweiten Protest auf. Noch am selben Tag sterben mindestens acht Aufständische bei Auseinandersetzungen mit der libyschen Polizei rund 150 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Tripolis.
17. Februar
Am selben Tag sterben in Bahrain sechs Menschen, die gegen die Herrschaft Königs Hamad bin Issa aufbegehren. Anlass der Unruhen: Die mehrheitlich schiitische Bevölkerung fühlt sich von dem sunnitischen Königshaus unterdrückt.
20. Februar
Die Aufstände in libyschen Städten werden immer heftiger, die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch zählt landesweit mehr als hundert Todesopfer seit dem Beginn der Proteste.
21. Februar
Sicherheitskräfte des libyschen Regimes schießen auf Demonstranten. Die Lage gerät außer Kontrolle. Ein Bürgerkrieg droht.
22. Februar
Ein TV-Auftritt Gaddafis sorgt beim libyschem Volk und weltweit für Entsetzen. Darin attackiert er die eigenen Bevölkerung und droht mit gnadenloser Gegenwehr. Innenminister Abdel Fattah Junes al Abidi distanziert sich von Gaddafi und fordert die Streitkräfte auf, sich gegen den Staatsapparat zu wenden. Westliche Länder bringen ihre Staatsangehörigen in Sicherheit.