Fotos 2004: Chronik zur Polit-Krise in der Ukraine
Am Sonntag wurde die umstrittene Präsidentenstichwahl in der Ukraine wiederholt. Betrugsvorwürfe nach der ersten Stichwahl am 21. November hatten zu einer Staatskrise geführt. Im Folgenden eine Chronik der Ereignisse bis zur Entscheidung des Obersten Gerichts, die Wahl - wie von der Opposition gefordert - zu wiederholen:
21. November: Bei der Stichwahl um die Nachfolge von Präsident Leonid Kutschma...
...stehen sich der pro-russische Ministerpräsident Viktor Janukowitsch (rechts) und der westlich orientierte Oppositionsführer Viktor Juschtschenko gegenüber.
Wählernachfragen, die von westlichen Regierungen finanziert wurden, sehen Juschtschenko in Führung.
22. November: Laut staatlicher Wahlkommission liegt Janukowitsch nach Auszählung von mehr als 90 Prozent der Stimmen mit 49,42 Prozent in Führung.
Auf Juschtschenko entfallen demnach 46,70 Prozent. Die Opposition wirft den Behörden Wahlfälschung vor.
Der russische Präsident Wladimir Putin gratuliert Janukowitsch zum Sieg.
Mehr als 10.000 Anhänger Juschtschenkos versammeln sich in der Hauptstadt Kiew zu einer Demonstration, die seither rund um die Uhr fortgesetzt wird.
23. November: Oppositionsführer Juschtschenko erklärt sich zum Wahlsieger und leistet einen symbolischen Amtseid im Parlament.
Der scheidende Präsident Kutschma ruft zu Verhandlungen über eine Beilegung der Krise auf.
24. November: Die staatliche Wahlkommission erklärt Janukowitsch offiziell zum Wahlsieger. Sie gibt für ihn einen Stimmenanteil von 49,46 Prozent an und für Juschtschenko 46,61 Prozent.
Die Opposition ruft zum Generalstreik auf. Kutschma wirft den Juschtschenko-Anhängern vor, einen Umsturz zu planen.
Die USA erklären, sie werden das amtliche Ergebnis nicht anerkennen.
25. November: Juschtschenko klagt beim Obersten Gerichtshof auf Nichtanerkennung des offiziellen Wahlergebnisses. Das Gericht untersagt vorläufig die Feststellung des amtlichen Endergebnisses.
Die Europäische Union ruft zu einer friedlichen Lösung des Konflikts auf. Am 26. November treffen sich Kutschma, Juschtschenko und Janukowitsch gemeinsam mit Vertretern der EU.
Oppositions-Anhänger blockieren den Amtssitz des Ministerpräsidenten.
Viktor Juschtschenko erhält auch prominente Unterstützung: Die Klitschko-Brüder reisen eigens in die Ukraine, im den Oppositionsführer zu unterstützen.
27. November: Etappensieg für Juschtschenko: Das ukrainische Parlament erklärt das Ergebnis der Stichwahl für ungültig. Vertreter Juschtschenkos und Janukowitschs nehmen Verhandlungen auf.
28. November: Das Regionalparlament von Donezk im Osten der Ukraine, einer Hochburg Janukowitschs, fordert ein Referendum über eine Autonomie der Region.
Die Oppositionsführung fordert von Kutschma die Entlassung von Ministerpräsident Janukowitsch.
29. November: Der Oberste Gerichtshof beginnt mit Beratungen über den Antrag Juschtschenkos, das Ergebnis der Stichwahl zu annullieren. Kutschma schlägt Neuwahlen vor. Die Anhänger Juschtschenkos harren weiter in der eisigen Kälte aus.
Die werden von Sicherheitskräften in Schach gehalten, doch die Proteste verlaufen friedfertig.
30. November: Die Opposition bricht die Gespräche mit Vertretern Janukowitschs ab.
Die Donezk-Region zieht unterdessen ihren Referendums-Beschluss zurück.
Putin fordert eine Lösung ohne Einmischung von außen. Er selbst hat jedoch schon wiederholt Janukowitsch zum Wahlsieg gratuliert.
1. Dezember: Weiterer Etappensieg für die Opposition: Das Parlament spricht der Regierung das Misstrauen aus.
2. Dezember: Janukowitsch fliegt zu Gesprächen mit Putin nach Moskau. Putin kritisiert die Forderung der Opposition nach einer Wiederholung der Stichwahl.
Deutschland und Frankreich fordern eine Neuwahl.
3. Dezember: Die Opposition und ihre loyalen Anhänger, die weiter die Straßen von Kiew belagern, haben es geschafft: Das Oberste Gericht erklärt das Ergebnis der Stichwahl für ungültig und ordnet eine Wiederholung bis spätestens 26. Dezember an.
7. Dezember: Kutschma stimmt zwar einer Beurlaubung von Ministerpräsident Janukowitsch zu, lehnt aber die Forderung der Opposition nach dessen Entlassung ab.
8. Dezember: Regierung und Opposition erzielen eine Einigung auf Verfassungs- und Wahlrechtsänderungen. Damit wird der Weg frei für die Wiederholung der Stichwahl um das Präsidentenamt.
Die Opposition kündigt ein umgehendes Ende ihrer Proteste und Blockaden an.
10. Dezember: Juschtschenko trifft erneut zu medizinischen Untersuchungen in Wien ein. In einer Testreihe soll herausgefunden werden, was im Präsidentenwahlkampf im September eine mysteriöse Krankheit auslöste, die sein Gesicht schwer entstellt hat.
11. Dezember: Nach Angaben der österreichischen Ärzte wurde Juschtschenko vorsätzlich mit Dioxin vergiftet. Die ukrainische Staatsanwaltschaft nimmt wieder Ermittlungen auf.
13. Dezember: Nach der Bestätigung einer Dioxinvergiftung leitet das Parlament in Kiew neue Untersuchungen ein.
16. Dezember: Juschtschenko macht die Regierung erstmals direkt für seine Vergiftung verantwortlich. Er nennt ein Abendessen mit Geheimdienstchef Ihor Smeschko und dessen Stellvertreter Wolodimir Satsiuk am 5. September als mutmaßlichen Tag der Tat, da er unmittelbar nach dem Abendessen schwer erkrankt.
20. Dezember: Die beiden Kontrahenten liefern sich in einem Fernsehduell vor den Augen der Nation einen heftigen verbalen Schlagabtausch.
Am 26. Dezember fand die Neuauflage der Stichwahl um das Präsidentenamt statt.