G20-Gipfel Club der Mächtigen

Hamburg · Am Freitag und Samstag ist Deutschland Gastgeber des Gipfeltreffens der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer. Eine Übersicht der Delegierten.

Pro-Kopf-BIP: 41.936 $

Angela Merkel (62), Bundeskanzlerin (seit 2005)

Mit sowohl innen- als auch außenpolitisch großem Rückhalt hat Merkel beim Gipfel eine starke Position inne. Die Rolle der "Führerin der freien Welt" lehnt sie ab, bei Themen wie dem Klimaschutz oder der Flüchtlingspolitik agiert sie jedoch durchaus selbstbewusst — und stellte sich zuletzt teilweise ungewöhnlich deutlich gegen die USA.

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Die studierte Physikerin legt Wert darauf, möglichst wenige Details ihres Privatlebens preiszugeben. Joachim Sauer, Ehepartner in zweiter Ehe, ist in der Öffentlichkeit kaum präsent.

Pro-Kopf-BIP: 12.499 $

Mauricio Macri (58); Präsident (seit 2015)

Spätestens seit Macris Name in den Panama Papers auftauchte, steht der 58-Jährige innenpolitisch unter gehörigem Druck. Obendrein hat der ehemalige Unternehmer mit einer großen Inflation zu kämpfen. Für Vertreter der EU dürfte Macri dennoch ein wichtiger Ansprechpartner sein: Er gilt als Verfechter offener Märkte und setzt sich für ein Freihandelsabkommen mit der Union ein.

Privat: Bei seiner zweiten Hochzeit trat Macri selbst als Freddie Mercury auf und verschluckte seinen angeklebten Schnurrbart. Nur das beherzte Eingreifen des Gesundheitsministers rettete ihm das Leben.

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Pro-Kopf-BIP: 49.928 $

Malcolm Turnbull (62); Premierminister (seit 2015)

Australien kann auf 26 Jahre ohne Rezession zurückblicken — Weltrekord! Anlass zur Sorge gibt es allerdings auch für Turnbull: Der Klimawandel bereitet dem Inselstaat zunehmend Probleme, zudem stellt die Energiepolitik einen Streitpunkt dar. Mit den USA verhandelt Australien weiterhin über einen Austausch von Flüchtlingen — zuletzt hatte Trump sich dazu unterschiedlich positioniert.

Privat: Turnbull verdiente als Unternehmer ein Vermögen und zählte bis vor wenigen Jahren zu den 200 reichsten Australiern. Allein sein Haus in einem Vorort Sydneys wird mit einem Wert von rund 50 Millionen Dollar beziffert.

Pro-Kopf-BIP: 8.650 $

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Michel Temer (76); Präsident (seit 2016)

Das Hin und Her rund um den G20-Gipfel, bei dem Temer erst absagte und nun doch teilnehmen will, verdeutlicht das Chaos, in dem Brasiliens Regierung steckt. Temer selbst wurde vergangene Woche wegen Korruptionsverdacht angeklagt, sein Rückhalt im eigenen Land geht gen Null. Das Treffen in Hamburg soll trotzdem dazu genutzt werden, neue Handelsabkommen auszuloten — die schrumpfende brasilianische Wirtschaft hätte es bitter nötig!

Temers zweite Ehefrau ist in Brasilien hochumstritten. 2003 heiratete der damals 62-Jährige die amtierende Miss Sao Paulo. Sie ist 43 Jahre jünger als er.

Pro-Kopf-BIP: 8.123 $

Xi Jinping (64); Präsident (seit 2013)

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Der mächtigste Politiker Chinas steht für eine Öffnung der Marktwirtschaft und eine größere Rolle der Volksrepublik auf der Weltbühne. Durch Investitionen in die afrikanische Infrastruktur hat China in der Entwicklungshilfe eine zentrale Rolle eingenommen und ist auch beim Klimaschutz zunehmend aktiv. Gegenüber Nordkorea zeigte sich Xi zuletzt kritisch — ungewöhnlich für einen chinesischen Staatspräsidenten.

Der 64-Jährige gilt als großer Hollywood-Fan und zählt "Der Pate" und "Der Soldat James Ryan" zu seinen Lieblingsfilmen. 2014 sorgte der Brief eines Neunjährigen, der Xi aufforderte, an Gewicht zu verlieren, im Internet für Wirbel.

Pro-Kopf-BIP: 32.059 $

Jean-Claude Juncker (62) und Donald Tusk (60); Kommissionspräsident (seit 2014) und Ratspräsident (seit 2014)

Die Vertreter der Europäischen Union wollen sich in Hamburg als Vorkämpfer für freien Welthandel präsentieren. Sowohl mit Japan als auch mit lateinamerikanischen Ländern sollen in naher Zukunft Freihandelsabkommen geschmiedet werden. Auch die Migrationspolitik und der Brexit werden oben auf der Tagesordnung stehen.

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Privat: Tusks Tochter Katarzyna ist in Polen ein bekanntes Gesicht, das im Fernsehen auftrat und einen eigenen Modeblog betreibt. Der kinderlose Juncker gilt derweil als Workaholic und Politikjunkie.

Pro-Kopf-BIP: 36.855 $

Emmanuel Macron (39); Präsident (seit 2017)

Innerhalb eines Jahres hat es Macron vom parteilosen Außenseiter im französischen Wahlkampf zu Europas Shootingstar und Hoffnungsfigur gebracht. In Frankreich kämpft er mit seinen liberalen Reformen gegen die Schwäche der heimischen Wirtschaft, in Europa setzt der 39-Jährige sich für größere Befugnisse der EU ein. Macron arbeitet dabei eng mit Angela Merkel zusammen.

Privat: Marcon ist seit seinem 17. Lebensjahr mit seiner 24 Jahre älteren damaligen Französischlehrerin Brigitte Trogneux liiert. 2007 heiratete das Paar und der kinderlose Macron schlüpfte in die Rolle des Großvaters von sechs Enkeln.

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Pro-Kopf-BIP: 39.899 $

Theresa May (60); Premierministerin (seit 2016)

Nach katastrophal verlaufenen Unterhaus-Neuwahlen ist May innenpolitisch stark angezählt. Die Koalition mit der erzkonservativen, nordirischen DUP birgt großes Konfliktpotenzial — auch bei den Brexit-Verhandlungen, welche auch beim G20-Gipfel Thema sein dürften. Auf ein Entgegenkommen der EU-Vertreter wartet May bislang vergeblich.

May ist passionierte Wanderin und verbringt die Urlaube mit ihrem Mann meist in den Schweizer Alpen. Die 60-Jährige hat zudem ein Mode-Faible und besitzt laut eigener Aussage mehr als 100 Kochbücher.

Pro-Kopf-BIP: 1.709 $

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Narendra Modi (66); Premierminister (seit 2014)

Indien weist mit einem Wirtschaftswachstum von 7,1 Prozent das höchste aller G20-Staaten auf, zudem ist man drauf und dran, China als bevölkerungsreichstes Land der Welt abzulösen. Modi selbst kann sich außerdem über hervorragende Beliebtheitswerte in Indien freuen. Trotz allem gibt es auch Handlungsbedarf: Ein zuletzt von Modi verabschiedetes Reformpaket blieb weitgehend wirkungslos.

Privat: Der 66-Jährige pflegt einen asketisch geprägten Lebensstil, ernährt sich vegetarisch und meidet Alkohol und Tabak. Gleichzeitig ist Modi allerdings überaus internetaffin: Er veranstaltet Hangouts in den sozialen Medien und hat mehr als 30 Millionen Twitter-Follower.

Pro-Kopf-BIP: 3.570 $

Joko Widodo (56); Präsident (seit 2014)

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Mit einem Wirtschaftswachstum von 5 Prozent steht Indonesien ökonomisch formidabel da, gleichzeitig droht das Land allerdings seinen Status als muslimische Vorzeigedemokratie zu verlieren: Der radikale Islam ist auf dem Vormarsch. Darüber hinaus ist das Verhältnis zu Ländern wie den Niederlanden oder Australien äußerst angespannt, seit Indonesien wegen Drogendelikten Todesurteile gegen ausländische Staatsbürger vollstreckte.

Privat: Widodo zählt Metallica, Led Zeppelin und Lamb of God zu seinen Lieblingsbands. In seinem Heimatland wird er aufgrund seines Charismas und Aussehens immer wieder mit Barack Obama verglichen.

Pro-Kopf-BIP: 30.527 $

Paolo Gentiloni (62); Ministerpräsident (seit 2016)

Erst im Dezember rückte der ehemalige Außenminister nach dem Rücktritt Matteo Renzis an Italiens Spitze. Seitdem setzt sich Gentiloni besonders beim Thema Migration für Italiens Bedürfnisse ein und plädiert für die Unterstützung nordafrikanischer Staaten. Sein Manko: Der 62-Jährige gilt als Übergangspräsident, nach den vorgezogenen Neuwahlen wird Gentiloni wohl wieder in die zweite Reihe rücken müssen.

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Gentiloni entstammt einem italienischen Adelsgeschlecht und wurde konservativ erzogen. Als junger Mann riss er allerdings von zuhause aus und engagierte sich in linken Studentenbewegungen.

Pro-Kopf-BIP: 38.895 $

Shinzo Abe (62); Premierminister (seit 2012)

Mithilfe eines radikalen Wirtschaftsprogramms will Abe die mehr als zwei Jahrzehnte andauernde Wirtschaftskrise Japans durchbrechen. Der Premierminister verfügt über die dafür notwendigen parlamentarischen Mehrheiten, steht nach zwei persönlichen Skandalen aber stark unter Druck und verliert zunehmend den Rückhalt im Volk. Die EU hofft derweil, schnellstmöglich ein Freihandelsabkommen mit Japan schließen zu können.

Abes Frau Akie Abe ist politisch engagiert, vertritt im Gegensatz zu ihrem Mann allerdings eher linke Positionen. Sie bezeichnet sich selbst als die "häusliche Opposition".

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Pro-Kopf-BIP: 42.158 $

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Justin Trudeau (45); Premierminister (2015)

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Als junger, liberaler Politiker, der sich unter anderem stark für die Rechte von Frauen und Homosexuellen einsetzte, sicherte sich Trudeau nicht nur national, sondern weltweit, viele Sympathien. Trudeau gilt als eine Art Anti-Trump und will mit Kanada mehr Verantwortung in der internationalen Politik übernehmen. In seinem Heimatland ist der Hype um den "Kennedy Kanadas" mittlerweile jedoch ein wenig schwächer geworden.
Trudeaus Engagement als Schauspieler, seine Tätowierung und sein Faible für bunte Socken machen ihn zum Kanarienvogel auf dem G-20-Gipfel. Wie Trump ist auch der 45-Jährige aktiver Twitterer.

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Pro-Kopf-BIP: 8.201 $

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Enrique Peña Nieto (50); Präsident (seit 2012)

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Peña Nieto sieht sich in Mexiko großem innenpolitischem Druck ausgesetzt. Bereits sein Amtsantritt wurde von Korruptions- und Wahlmanipulationsvorwürfen begleitet. Seine Zustimmung in der Bevölkerung beträgt gerade mal zwölf Prozent. Außenpolitisch vertritt der 50-Jährige ähnliche Positionen wie die Bundesregierung: In puncto Klimaschutz und Freihandelsabkommen sagte Peña Nieto der Kanzlerin bereits Unterstützung zu.

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Peña Nieto erlangte durch peinliche Aussetzer vor laufender Kamera zweifelhafte Internet-Berühmtheit. Auch die Beziehung zu seiner Frau, dem TV-Sternchen Angélica Rivera, sorgte innerhalb Mexikos für zahlreiche Schlagzeilen.

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Pro-Kopf-BIP: 8.748 $

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Wladimir Putin (64); Präsident (seit 2012)

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Obwohl Trump für einen freundlicheren Umgang mit Russland steht, ist das Verhältnis mit den USA äußerst angespannt. In Syrien, Nordkorea und der Ukraine vertreten der Kreml und die westlichen Mächte gegensätzliche Positionen. Innenpolitisch konnte Putin seine Macht im vergangenen Jahr zwar weiter ausbauen, nach landesweiten Anti-Korruptionsprotesten steht er jedoch auch zunehmend unter Druck.

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Der 64-Jährige präsentiert sich durch Fotos bei der Jagd oder beim Kampfsport gerne als Mann in einwandfreier körperlicher Verfassung. Um Putins (angeblich milliardenschweres) Privatvermögen ranken sich Mythen.

Pro-Kopf-BIP: 20.029 $

Mohammed al-Dschadan (57); Finanzminister (seit 2016)

Al-Dschadan ersetzt beim Gipfel den gesundheitlich angeschlagenen König Salman (Bild). Der Finanzminister gilt als Reformer und angesichts des Ölpreis-Einbruchs 2016 als einer der wichtigsten Köpfe der saudi-arabischen Regierung. Auf der Weltbühne kommt dem Golfstaat zunehmend mehr Verantwortung zu. Beim Katar-Konflikt und im Krieg im Jemen nimmt Saudi-Arabien eine Schlüsselrolle ein.

Die saudi-arabische Delegation sorgte durch die Miete des gesamten Hotels "Vier Jahreszeiten" in Hamburg für Aufsehen. Im Gebäude wurden auf Sonderwunsch Wände versetzt, sogar der Thron des Königs sollte ursprünglich den Weg nach Deutschland finden — bis Salman absagte.

Pro-Kopf-BIP: 5.274 $

Jacob Zuma (75); Präsident (seit 2009)

Als Vizepräsident Südafrikas bekleidete Zuma bereits ab 1999 ein hohes Amt, steht mittlerweile aber wohl kurz vor dem Ende seiner politischen Karriere. Korruptionsvorwürfe haben seinen Rückhalt auch innerhalb der eigenen Partei zum Schmelzen gebracht. Darüber hinaus stieg die Arbeitslosigkeit in Südafrika zuletzt auf ein Rekordhoch von 28 Prozent.

Zuma ist überzeugter Polygamist und heiratete 2012 zum sechsten Mal. Insgesamt hat der 75-Jährige wahrscheinlich 22 Kinder. Für Aufsehen sorgte er zudem 2005 als er öffentlich erklärte, sich mit einer Dusche vor einer HIV-Infektion geschützt haben zu wollen.

Pro-Kopf-BIP: 27.539 $

Moon Jae In (64); Präsident (seit 2016)

Nach dem Korruptionsskandal um seine Vorgängerin soll der Linksliberale Südkoreas Politik wieder in ruhiges Fahrwasser führen. Außenpolitisch steht Moon zwar für einen Kurs der Verständigung gegenüber Nordkorea, das Verhältnis zum Nachbarn gleicht dennoch einem Pulverfass. Von der US-amerikanischen Politik möchte der 64-Jährige sein Land emanzipieren.

Moon ist der Sohn eines nordkoreanischen Flüchtlings. Er ist verheiratet und lernte seine Frau als Student innerhalb einer Protestbewegung kennen.

Pro-Kopf-BIP: 10.788 $

Recep Tayyip Erdogan (63); Präsident (seit 2014)

Durch seinen Sieg beim Verfassungsreferendum ist Erdogans innenpolitische Macht so groß wie noch nie. Kritische Stimmen werden nach dem Putschversuch 2016 zu großen Teilen unterbunden. Außenpolitisch hat sich Erdogan von einem westwärts gewandten zu einem islamisch orientierten Politiker mit Draht zu Russland gewandelt. Der Ton — vor allem gegenüber EU und der Bundesregierung — wurde zuletzt deutlich rauer.

Erdogan spielte als Jugendlicher erfolgreich Fußball und wäre um ein Haar beim Spitzenklub Fenerbahce gelandet. Englisch spricht er in der Öffentlichkeit nicht mehr, als unbedingt sein muss.

Pro-Kopf-BIP: 57.467 $

Donald Trump (71); Präsident (seit 2017)

Durch die Russland-Ermittlungen gegen Teile seines Teams und die Entlassung von FBI-Chef James Comey steht Trump nach wenigen Monaten im Amt bereits gehörig unter Druck. Probleme beim Einreiseverbot und der Gesundheitsreform brachten seine Agenda ins Stocken. Trumps Positionen beim Gipfel sind schwer zu prognostizieren, das erste Treffen mit Putin wird mit Spannung erwartet.

Als Immobilienprofi brachte es Trump Schätzungen zufolge zu einem Milliardenvermögen. Durch Auftritte in Reality- oder Wrestling-Shows avancierte er zu einem Fernsehstar.

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