Valérie Trierweiler schreibt ein Buch Das hat François Hollande gerade noch gefehlt

Paris · Frankreichs Staatschef wirkt machtlos gegen die Wirtschaftskrise, Teile seiner Partei rebellieren gegen seinen Kurs, er hat gerade eine Regierungsumbildung hinter sich und miese Umfragewerte. Und jetzt auch noch das: Seine Ex Valérie Trierweiler hat ein Buch geschrieben. Der Inhalt rückt François Hollande in ein schlechtes Licht.

Die Frauen des Francois Hollande
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Valérie Trierweiler arbeitet auf 320 Seiten ihre Zeit mit dem Sozialisten auf. Das Buch, das am Donnerstag in die Läden kommt, liest sich stellenweise wie eine Abrechnung mit dem Staatschef - und dürfte dessen ohnehin schon stark ramponiertem Image weiter schaden.

"Merci pour ce moment", heißt das Buch, aus dem das Magazin "Paris Match" am Mittwoch vorab Auszüge veröffentlichte, auf Deutsch: "Danke für diese Zeit". Hollande wird Trierweiler sicherlich nicht "merci" sagen, denn über ihn ist auch wenig Schmeichelhaftes zu lesen: Von Macho-Sprüchen berichtet Trierweiler, von Lügen über seine heimliche Liebesaffäre mit der Schauspielerin Julie Gayet, und von geradezu verzweifelten Rückeroberungsversuchen nach der Trennung.

Hollande hatte sich Ende Januar nach Auffliegen seiner Liebesaffäre mit Gayet von Trierweiler getrennt, mit der er seit Jahren liiert, aber nicht verheiratet war. Die Öffentlichkeit informierte er darüber in einer dünnen, 18 Wörter kurzen Stellungnahme ohne jeden Anflug von Sentimentalität - für die als äußerst selbstbewusst geltende Trierweiler muss es ein harter Schlag gewesen sein, so abserviert zu werden.

Schon kurz nach der Trennung ließ die Journalistin durchblicken, dass sie ihre Erlebnisse in einem Buch verarbeiten könnte. Dass es schon jetzt, rund sieben Monate nach ihrem Rauswurf aus dem Elysée-Palast, in die Läden kommt, ist aber eine Überraschung.

Die einstige Première Dame habe das Buch unter "größter Geheimhaltung" geschrieben, berichtet "Paris Match", übrigens Trierweilers Arbeitgeber. Französische Medien berichteten, das Buch sei in Deutschland gedruckt worden, damit vor dem Erscheinen keine Inhalte bekannt werden. Sogar im Elysée-Palast will niemand von der anstehenden Veröffentlichung gewusst haben.

"Keine Bombe und kein Skandal" sei das Buch, urteilt die Tageszeitung "Le Monde". Doch einige Passagen rücken Hollande nicht nur als Privatmenschen in ein schlechtes Licht, sondern sind auch politisch brisant. "Er stellt sich als Mann dar, der die Reichen nicht mag", urteilt Trierweiler. "In Wirklichkeit mag der Präsident die Armen nicht. Er, der Mann der Linken, spricht im Privaten von den 'Zahnlosen' und ist stolz auf seinen Humor."

Hollande als herzloser Zyniker ohne soziales Gewissen? Gerade in einer Zeit, in der der Staatschef einen zunehmend wirtschaftsfreundlichen Kurs fährt und damit das linke Lager seiner Sozialisten verprellt, sind solche Enthüllungen höchst unangenehm für den 60-Jährigen.

Dass Hollande am 70. Jahrestag der Alliierten-Landung in der Normandie Anfang Juni Liebes-SMS zur Rückeroberung seiner Ex schickte, wie Trierweiler es schreibt, dürfte auch dem internationalen Ansehen des Franzosen wenig förderlich sein - inmitten der Ukraine-Krise waren schließlich US-Präsident Barack Obama, der ukrainische Staatschef Petro Poroschenko und Russlands Präsident Wladimir Putin in Nordfrankreich zusammengekommen, da war eigentlich diplomatischer Höchsteinsatz gefragt.

Auch wollte sich Hollande, nachdem die Liebesaffäre mit Gayet weltweit für Schlagzeilen gesorgt hatte, eigentlich wieder ganz auf die Politik konzentrieren und sein Privatleben außen vor lassen - das Trierweiler-Buch macht ihm da einen Strich durch die Rechnung. "Politisch gesehen ist das natürlich nicht gut", seufzte ein Elysée-Vertreter. "Politik wird damit auf Oberflächlichkeiten reduziert."

Im Regierungslager wurde Trierweilers Buch am Mittwoch denn auch mit demonstrativer Nicht-Beachtung gestraft. Regierungssprecher Stéphane Le Foll, ein enger Vertrauter Hollandes, äußerte sich kurz angebunden auf eine Frage nach dem Buch: "Ich habe es nicht gelesen und ich werde es nicht lesen."

(DEU)
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