Der frühere französische Präsident Das neue Leben des Nicolas Sarkozy

Paris · Wären Bartstoppeln ein Gradmesser, so müsste jetzt eigentlich alles anders sein im Leben von Nicolas Sarkozy. Der 57-jährige frühere Staatspräsident ist Frankreichs "aktivster Rentner". Fans wünschen sich seine Rückkehr.

Mai 2012: Sarkozy verabschiedet sich nach Niederlage
7 Bilder

Mai 2012: Sarkozy verabschiedet sich nach Niederlage

7 Bilder
Foto: afp, MARTIN BUREAU

Seit seiner Niederlage bei der französischen Präsidentschaftswahl vor mehr als sechs Monaten präsentiert sich der abgewählte Staatschef nunmehr mit Dreitagebart in der Pariser Society. Am Wahlabend des 6. Mai hatte der 57-Jährige noch erklärt, sich aus der Politik zurückzuziehen und wieder ein "Franzose unter Franzosen" zu werden — sehr zur Freude seiner Gattin Carla Bruni, die das Leben im Elysée gründlich leid war. Doch trotz des neuen Looks holt Sarkozy der Dämon der Politik offenbar immer wieder ein.

Vor zwei Wochen rückte Sarkozy wieder ins Rampenlicht, als er sich erstmals seit seiner Abwahl im Zusammenhang mit der Finanzaffäre um die L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt einem Untersuchungsrichter stellen musste. Dabei ging es um den Verdacht, Sarkozy hätte seinen Wahlkampf 2007 mit illegalen Bargeldspenden der Bettencourts finanzieren können.

Mittler im Machtkampf seiner Partei

Für ein Anklageverfahren reichten die Indizien zwar nicht aus. Ruhig wird es um ihn dennoch nicht. So geriet der Machtkampf zwischen seinen ehemaligen Gefolgsmännern Jean-François Copé und François Fillon um den Vorsitz der Partei UMP derart außer Kontrolle, dass Sarkozy den Mittler spielen musste. Einer Umfrage zufolge wünschen sich zwei Drittel der UMP-Anhänger sogar eine Rückkehr des Politikers.

Die Rolle als Retter der Nation würde dem ehrgeizigen Tausendsassa sicherlich gut gefallen. Doch noch gibt er sich vorsichtig. Er weiß, dass er sich erst einmal rar machen muss. So jettet Sarkozy in der Welt herum. Im Oktober gab er in New York seine erste internationale Konferenz — Gelegenheit für ihn, einige Tage mit Carla in Manhattan zu verbringen, wo sein Sohn Louis aus zweiter Ehe lebt und er beim Jogging im Central Park gesehen wurde.

Vergangenen Monat reiste er nach Russland, wo ihn Präsident Putin in seiner Residenz nahe Moskau empfing. Und wenn Sarkozy in Paris ist, bewegt er sich zwischen der Privatvilla seiner Frau und seiner Kanzlei hin und her.

An kein Unternehmen gebunden

In seinen Salons empfängt der "aktivste Rentner Frankreichs", wie die Medien frotzeln, Kollegen und Freunde aus Politik, Wirtschaft und Sport und lässt offenbar keine Gelegenheit aus, über seinen Nachfolger, den Sozialisten François Hollande, und dessen "Amateurhaftigkeit" herzuziehen. Ob er selbst allerdings inzwischen "richtig Geld macht", wie er es einmal als sein Traumziel nach Ende seiner Amtszeit ausgegeben hatte, ist unklar.

Noch ist er bei keinem großen Unternehmen eingestiegen. Vertraute werten dies als Indiz, dass er durch eine derartige Bindung seine Chancen auf eine Rückkehr nicht verbauen will. Die Designerin Marie-Caroline Ferry, Gattin des ehemaligen bürgerlichen Bildungsministers Luc Ferry, hat jedenfalls schon Taschen mit dem Slogan "Nicolas Reviens!" (Komm zurück) kreiert.

(RP/das)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort