Appell vor Referendum Cameron bettelt Schotten an: "Bitte, bleibt bei uns"

Aberdeen · Großbritanniens Premierminister David Cameron hat mit einem leidenschaftlichen Appell an die Schotten zum Erhalt der britischen Union aufgerufen. Wenige Tage vor dem Referendum über die schottische Unabhängigkeit sagte Cameron, Großbritannien sei "das großartigste Beispiel für eine Demokratie, das die Welt kennt".

 Großbritanniens Premierminister David Cameron hat mit einem leidenschaftlichen Appell an die Schotten zum Erhalt der britischen Union aufgerufen.

Großbritanniens Premierminister David Cameron hat mit einem leidenschaftlichen Appell an die Schotten zum Erhalt der britischen Union aufgerufen.

Foto: dpa

Beim Referendum gehe es nicht um Personen oder Parteien, sondern um die Zukunft von Schottland und Großbritannien. Großbritannien zu verlassen, wäre für Schottland wie mit viel Mühe ein Haus zu bauen und dann die Schlüssel wegzuwerfen.

Cameron rief den Schotten zu: "Bitte, bitte, bleibt bei uns!" Ungeachtet der Vorwürfe der Unabhängigkeitskampagne, der Regierungschef betreibe eine Strategie der Angst, drohte er den Schotten auch diesmal. Die Wahl der Unabhängigkeit würde für sie den Verlust ihrer Renten, ihrer britischen Pässe und des britischen Pfunds als Währung bedeuten.

Im Falle des Verbleibs in Großbritannien versprach er erneut ein Maximum an Autonomie. "Sie erhalten die Macht, Ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, mit der Sicherheit, im Vereinigten Königreich bleiben zu können."

Obama wünscht sich Verbleib Schottlands in Großbritannien

Die USA haben derweil ihre Unterstützung für einen Verbleib Schottlands in Großbritannien erkennen lassen. "Wir haben ein Interesse zu sehen, dass das Vereinigte Königreich stark, robust, vereint und ein effektiver Partner bleibt", sagte der Sprecher von US-Präsident Barack Obama, Josh Earnest, am Montag. Allerdings respektiere das Weiße Haus das Recht der Schotten, über eine mögliche Unabhängigkeit abzustimmen. Ähnlich hatte sich Obama bei einer Pressekonferenz mit dem britischen Premierminister David Cameron Anfang Juni in Brüssel geäußert.

Die Schotten entscheiden am Donnerstag per Referendum über ihre staatliche Zukunft. Das vom schottischen Regierungschef Alex Salmond angeführte Unabhängigkeitslager hatte in den Umfragen deutlich aufgeholt. Drei neue Erhebungen der Institute Survation, Opinium und Panelbase sahen am Wochenende die Gegner einer Abspaltung allerdings knapp in Führung. Die Abstände lagen dabei zwischen einem und sechs Prozentpunkten bei einer relativ hohen Zahl an Unentschiedenen. Zugleich zeichnete sich eine sehr hohe Wahlbeteiligung ab.

Viele Details einer möglichen Unabhängigkeit sind noch unklar - unter anderem das künftige schottische Zahlungsmittel. Salmond will über eine Währungsunion das britische Pfund behalten, doch dies lehnen alle drei großen Parteien in London ab. Auch die britische Notenbank stellt sich vehement gegen den Wunsch. Die Mitgliedschaften in der Europäischen Union und in der Nato müsste Schottland im Fall einer Abspaltung neu verhandeln.

Die USA pflegen mit Großbritannien eine Sonderbeziehung ("special relationship"), die bei einer schottischen Unabhängigkeit ebenfalls erschüttert würde. Washington befürchtet, dass einer seiner wichtigsten Verbündeten militärisch und wirtschaftlich an Einfluss verlieren könnte. So fordert das Unabhängigkeitslager den Abzug der mit Atomraketen ausgerüsteten britischen U-Boot-Flotte aus Schottland.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort