Parlamentswahl in Großbritannien Cameron klarer Wahlsieger - Desaster für Labour

London · Große Überraschung in Großbritannien: Entgegen allen Umfragen reicht es für die Konservativen um Premier Cameron laut aktueller Prognose sogar für eine absolute Mehrheit. Labour-Chef Ed Miliband erlitt eine vernichtende Niederlage. In Schottland wurde Labour nahezu ausgelöscht. Noch in der Wahlnacht wurden Rücktrittsforderungen laut.

Großbritannien: Ed Miliband leidet, David Cameron obenauf
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Gewinner und Verlierer in Großbritannien: Labour leidet, Cameron obenauf

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Foto: ap

Cameron könnte allein regieren Am Freitagmorgen lag die Konservative Partei mit 304 gewonnenen Sitzen uneinholbar vor der Labour-Partei mit 222 Sitzen. Laut Prognosen reicht es für Cameron sogar zur absoluten Mehrheit: Seiner Partei werden bis zu 329 der 650 Mandate im Unterhaus vorhergesagt. Cameron sprach in einer ersten Reaktion von einer "sehr starken Nacht" für die Konservativen und erklärte sich praktisch zum Wahlsieger. Er werde bei seiner weiteren Arbeit die Interessen Aller vertreten. Gegen 11 Uhr britischer Zeit wird er bei der Queen erwartet, wo er eine Antrittserklärung abgeben dürfte.

Praktisch gesehen könnte Cameron sogar mit einem knapperen Ergebnis von rund 50 Prozent der Sitze regieren, weil die vier Abgeordneten der nordirischen Sinn Fein Partei üblicherweise ihre Mandate nicht wahrnehmen. Schon 322 Sitze könnten deshalb zur Mehrheit im Parlament reichen. Legt Cameron aber Wert auf mehr Stabilität, dürfte er sich um einen Koalitionspartner bemühen. In Frage kommen als Regierungspartner zunächst die Liberaldemokraten, die laut BBC acht Sitze holten. Für Cameron wäre es die zweite Amtszeit als Premier in der Downing Street, in die er mit seiner Frau Samantha am Freitagmorgen gelassenen Schrittes zurückkehrte.

Cameron strahlte, als er am frühen Freitagmorgen zur Auszählung in seinem Wahlbezirk in Oxfordshire ankam. Vor der Wahl war von einem deutlich knapperen Ergebnis ausgegangen worden - selbst bei den Konservativen hatte kaum jemand mit solch einem Resultat gerechnet. 2010 hatten Camerons Konservative 302 Mandate erhalten, die Partei des heutigen Labour-Spitzenkandidaten Ed Miliband 256.

Triumph für die schottische Nationalpartei Einen Erdrutschsieg konnte offenbar die schottische Nationalistenpartei SNP erringen, die bislang nur sechs Abgeordnete stellte. Sie gewinnt laut der Prognose 57 der der 59 Sitze Schottlands im House of Commons, wobei sie vor allem Mandate von Labour an sich reißen konnte. Selbst der schottische Labour-Chef Jim Murphy verlor seinen Sitz. Die einstige Hochburg der Sozialdemokraten ist damit verloren. Nur im Süden von Edinburgh konnte Labour sich durchsetzen.

Desaster für Labour Parteichef Ed Miliband räumte seine Niederlage bereits ein. "Die Ergebnisse laufen immer noch ein, aber das war eindeutig eine sehr enttäuschende und schwierige Nacht für die Labour-Partei", sagte Miliband am Freitag in Doncaster. Seiner Partei seien nicht die erwünschten Zugewinne in England und Wales gelungen und in Schottland sei Labour von einer "Welle des Nationalismus erdrückt" worden. In Großbritannien wurden laut "Guardian" bereits Rücktrittsforderungen gegenüber Miliband laut. Immerhin: Miliband selbst konnte seinen Parlamentssitz verteidigen.

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"Was wir heute Nacht sehen, ist Schottland, das abstimmte, um sein Vertrauen in die SNP zu stecken, damit Schottlands Stimme gehört wird, eine klare Stimme für ein Ende der Sparpolitik, bessere öffentliche Dienste und fortschrittlichere Politik in Westminster", sagte SNP-Parteichefin Nicola Sturgeon der BBC. Unter den Gewinnern ihrer Partei war auch die 20 Jahre alte Studentin Mhairi Black, die einen hochrangigen Labour-Kandidaten bezwang und jüngste britische Abgeordnete seit 1667 wird.

Liberale gehen unter Die Liberaldemokraten, bisher Camerons Koalitionspartner, verloren dagegen fast alle Mandate und kommen der Prognose zufolge auf gerade einmal zehn Sitze - vor fünf Jahren waren es noch mehr als fünfmal so viele gewesen. Die rechtspopulistische U.K. Independence Party kommt in der Prognose auf zwei Sitze. In Meinungsumfragen vor der Wahl wurde noch vermutet, dass sie die drittstärkste Kraft in Großbritannien wird.

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Sollte sich die Prognose bestätigen, sei diese offensichtlich "ein sehr, sehr deutlicher Sieg für die Konservativen und eine sehr schlechte Nacht für Labour", sagte Londons Bürgermeister Boris Johnson, der selbst für einen Sitz angetreten ist. Ex-Bildungsminister Michael Gove sagte, die Wahl laufe durch die Angaben der Prognose auf "ein beispielloses Vertrauensvotum für David Camerons Führung" hinaus.

(ap AFP dpa)
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