Nahost-Konflikt David gegen Goliath — Krieg der Bilder

Tel Aviv · Das biblische Duell ist der Inbegriff ungleicher Kämpfe, auch jetzt wieder in Gaza. Davids Waffen aber sind nicht mehr Steine, sondern Bilder.

Der Nahost-Konflikt ist überall auf den TV-Geräten präsent
12 Bilder

Der Nahost-Konflikt ist überall auf den TV-Geräten präsent

12 Bilder

Der Anblick dieses Mannes allein löste Panik aus — schon wegen seiner Größe: Fast drei Meter soll er gemessen haben. Goliath hieß der Soldat, der mit seinem Volk, den Philistern, gegen Israel zog. Vor 3000 Jahren war das; die Bibel erzählt davon. Der Hirtenjunge David nahm Goliaths Herausforderung zum Zweikampf an. Davids Steinschleuder erwies sich als Goliaths Verderben. Es war die Geburtsstunde des ersten Reiches Israel.

Wo immer seither ein nach Papierform weit überlegener Gegner gegen einen Schwächeren antritt, kämpft David gegen Goliath — auch heute, da 20 Kilometer entfernt vom antiken Kampfplatz Israels Bomben auf Gaza fallen. Wie David beruft sich die Hamas in ihrem Kampf auf Gott, will militärische Schwäche durch Glauben wettmachen.

Goliaths Heimat war die Stadt Gath, gut 20 Kilometer westlich von Jerusalem. Es war mit Gaza, Ekron, Aschkelon und Aschdod Teil des Fünf-Städte-Bundes der Philister. Aschkelon und Ashdod sind heute israelisch und liegen immer wieder unter Beschuss der Hamas — die Nordgrenze des Gaza-Streifens läuft mitten durch altes Philister-Gebiet.

Eine Demokratie wehrt sich gegen eine Terror-Organisation

Im Kampf Israels gegen die Hamas haben sich die alten Rollen umgekehrt. Heute ist der jüdische Staat der Goliath. Und Goliath ist kein Sympathieträger. Allzu oft verblasst freilich die Tatsache, dass sich mit Israel ein demokratisches Gemeinwesen — auch nach dem "Arabischen Frühling" das einzige wirklich funktionierende in Nahost — gegen eine islamistische Terror-Organisation wehren muss, zugunsten der Kritik am vermeintlich unverhältnismäßigen Vorgehen.

Manchem ist Israel deshalb Inbegriff riesenhafter Hybris geworden. Und manchmal versteckt sich, nicht nur unter Arabern, hinter der Klage über die Opfer noch mehr: Grundsatzkritik an Israel, an der Existenz des jüdischen Staats.

Jüngst war das am Wochenende zu besichtigen, ausgerechnet in Deutschland, als in Frankfurt Demonstranten "Kindermörder Israel" schrien. In Gelsenkirchen, berichtete die "Welt", sei der Slogan "Hamas, Hamas, Juden ins Gas" zu hören gewesen. 86 Prozent der Deutschen äußern in einer Forsa-Umfrage die Meinung, Deutschland solle sich nicht klar hinter Israel stellen.

Ein psychologischer Vorteil für die Hamas

Davids Steinschleuder sind heute nicht die Raketen der Hamas. Sie vermögen Israel nicht tödlich zu treffen. Die entscheidende Waffe sind Bilder — wie die Fotos der vier Kinder, die am Mittwoch durch israelisches Schiffsfeuer am Strand von Gaza starben. Das zornige Leid der Eltern. Die blutigen Körper, die aus Autos gezerrt und auf Operationstische gewuchtet werden. Im Jahr 2014 ist David Palästinenser.

Wie Davids Steingeschoss wirken diese Bilder blitzschnell. In den arabischen Staaten befeuern sie den Zorn der Massen. Auch in den pazifistischen Gesellschaften des Westens treffen sie einen Nerv, weil man dort gelernt hat, Krieg in jeder Form zu verabscheuen. Das verschafft der Hamas einen psychologischen Vorteil und setzt Israel unter den Druck der öffentlichen Meinung. Goliath hat nicht mehr viel Zeit.

(fvo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort