Adressat: Irans Obersten Führer Der geheime Brief des Obama

Washington · Seltene Post: Inmitten weitgehender Funkstille stellt US-Präsident Obama Irans Revolutionsführer in einem Brief eine Zusammenarbeit gegen die Terrormiliz Islamischer Staat in Aussicht. Die oppositionellen Republikaner sind empört.

 US-Präsident Barack Obama am Donnerstag bei einer Veranstaltung im Weißen Haus.

US-Präsident Barack Obama am Donnerstag bei einer Veranstaltung im Weißen Haus.

Foto: ap

US-Präsident Barack Obama hat in einem Brief an Irans Revolutionsführer Ajatollah Ali Chamenei Interesse an einer Zusammenarbeit gegen die Terrormiliz Islamischer Staat bekundet. Eine Kooperation in dieser Angelegenheit sei jedoch abhängig von einem Einlenken des Iran im Atomstreit, soll es laut "Wall Street Journal" in dem Brief heißen. Diplomaten bestätigten der Nachrichtenagentur AP die Existenz des Schreibens.

Nach Angaben des "Wall Street Journal" führt Obama in dem Brief an Chamenei seine Gedanken über den Kampf gegen den IS aus, der als gemeinsamer Feind in Syrien und im Irak betrachtet wird. Die USA und der Iran hätten ein gemeinsames Interesse, die IS-Kämpfer zurückzudrängen. Eine Kooperation sei aber nur möglich, wenn es eine Einigung im Streit um das iranische Atomprogramm gebe.

Iran schließt bisher Kooperation mit den USA aus

Der Westen verdächtigt den Iran, sich mit seinem Atomprogramm Material für Kernwaffen verschaffen zu wollen und fordert Einschränkungen, die streng kontrolliert werden sollen. Der Iran beteuert, kein Interesse an Atomwaffen zu haben. Er wolle die Kernkraft nur zur friedlichen Energiegewinnung einsetzen. Der UN-Sicherheitsrat und der Iran wollen bis zum 24. November ein Abkommen zustande bringen.

Über den Kampf gegen IS haben Mittelsmänner der USA und des Iran schon häufiger diskutiert. Der Iran hat bislang ausgeschlossen, in das von den USA geführte Militärbündnis gegen die Terrormiliz einzutreten. Auch der Sprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest, sagte: "Die Vereinigten Staaten werden in diesem Bemühen nicht militärisch mit dem Iran kooperieren." Die USA wollten Teheran auch keine Geheimdienstinformationen weitergeben.

Der sunnitische IS hat weite Gebiete in Syrien und im Irak unter seine Kontrolle gebracht. Den Kampf der von Schiiten geführten Regierung des Irak gegen den IS unterstützen sowohl die USA als auch der Iran. Dagegen bekämpfen die USA in Syrien nicht nur den IS, sondern betreiben auch den Sturz des Machthabers Baschar al-Assad.

Iran will Assad im Amt halten

Die beiden republikanischen Senatoren John McCain und Lindsay Graham nannten Obamas Brief empörend. Der Präsident versuche, den Iran für den Kampf gegen den IS zu gewinnen, obwohl Teheran Assad und schiitische Extremisten in der Region unterstütze. "Die Folgen dieses unausgereiften Angebots würden den Syrern die letzte gute Chance rauben, in Freiheit vom brutalen Assad-Regime zu leben", erklärten sie in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Obama hatte bereits häufiger Briefe an Chamenei geschrieben, ansonsten gibt es so gut wie keine Kommunikation zwischen den beiden Staatsoberhäuptern.

(ap)
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