Übergriffe auf Journalisten in Ägypten Deutsche Reporter flüchten in die Botschaft

New York (RPO). Die Angriffe und Aggressionen gegen ausländische Medienvertreter in der ägyptischen Hauptstadt Kairo haben sich am Donnerstag verschärft. Zahlreiche Fernsehanstalten, darunter die deutschen Sender ARD und ZDF, sowie Zeitungsredaktionen aus aller Welt berichteten von gewaltsamen Übergriffen auf Journalisten und Festnahmen von Mitarbeitern. Europäische Spitzenpolitiker und die US-Regierung zeigten sich besorgt.

 ZDF-Korrespondent Dietmar Ossenberg brach eine Schaltung im Heute Journal aus Kairo ab, weil sein Kameramann von einem Laserstrahl erfasst worden war.

ZDF-Korrespondent Dietmar Ossenberg brach eine Schaltung im Heute Journal aus Kairo ab, weil sein Kameramann von einem Laserstrahl erfasst worden war.

Foto: ZDF

Der ZDF-Korrespondent Dietmar Ossenberg sagte in der "heute"-Sendung, sein Team sei von "marodierenden Banden" bedroht und "beim Drehen behindert" worden. In Kairo werde "versucht, Berichterstattung mit aller Gewalt zu unterdrücken." Ossenberg sagte, er habe zusammen mit seinen Mitarbeitern in der deutschen Botschaft Zuflucht gesucht. Der etwa ein Kilometer lange Fußweg dorthin sei "das Schlimmste" gewesen, was er "je mitgemacht" habe.

Auch sein ARD-Kollege Jörg Armbruster floh mit seinem Team in die Botschaft. "Die Mubarak-Anhänger verfolgen Journalisten bis ins Hotel", sagte er in einer "Brennpunkt"-Sendung am Donnerstagabend. Journalisten würden geschlagen und von Mitgliedern des ägyptischen Geheimdiensts unter Druck gesetzt. Nachdem die Zerstörung des Studios gedroht habe und auch das Hotel nicht mehr sicher gewesen sei, hätten sich die ARD-Mitarbeiter zur Flucht in die Botschaft entschieden.

Die griechische Nachrichtenagentur Ana berichtete, ein Zeitungskorrespondent und ein Fotograf aus Griechenland seien von regierungskritischen Demonstranten verletzt worden. Der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge wurden ein Fernsehjournalist des türkischen Senders TRT und ein türkischer Zeitungsfotograf bei den Protesten auf dem Tahrir-Platz von Regierungsanhängern verprügelt. Beiden Teams sei die Ausrüstung gestohlen worden.

Nach Angaben des polnischen Fernsehsenders TVP nahm die ägyptische Polizei drei seiner Mitarbeiter vorübergehend fest. Ein Korrespondent, ein Kameramann und ein Tontechniker seien verhört und später wieder freigelassen worden, hieß es. Auch jeweils drei Journalisten der französischen Kanäle TF1 und France 24 wurden nach Informationen der beiden Sender festgenommen. Der Verbleib eines Korrespondenten des deutsch-französischen Fernsehsenders Arte war unklar.

Staats- und Regierungschefs zeigen sich besorgt

Mehrere europäische Staats- und Regierungschefs zeigten sich über die Lage besorgt. "Angriffe auf Journalisten sind völlig inakzeptabel", erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gemeinsam mit Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, dem britischen Premierminister David Cameron, Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi und Spaniens Ministerpräsident José Luis Rodriguez Zapatero.

Auch die US-Regierung nannte die Übergriffe auf Medienvertreter "völlig inakzeptabel". Die "systematischen Angriffe" auf Journalisten müssten aufhören und festgenommene Reporter "umgehend" freigelassen werden, sagte Regierungssprecher Robert Gibbs.

Auch die Vereinten Nationen haben aus Ägypten rund 300 Angestellte und deren Familien in Sicherheit gebracht. Sie seien an Bord von zwei Chartermaschinen am Donnerstag nach Zypern geflogen worden, sagte ein Sprecher. Ein dritter Flieger mit weiteren UN-Mitarbeitern sollte noch am Abend auf der Mittelmeerinsel landen, die rund 90 Flugminuten von der ägyptischen Hauptstadt Kairo entfernt liegt.

(afp/apd/csr)
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