Angriff von Extremisten in Sanaa Deutscher Sicherheitsbeamter im Jemen erschossen

Sanaa · In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa ist ein Mitarbeiter der deutschen Botschaft erschossen worden, bestätigte das Auswärtige Amt am frühen Montagmorgen. Das Opfer sei ein deutscher Sicherheitsbeamter. Berichte, das eigentliche Ziel sei eine deutsche Botschafterin gewesen, wies das Amt zurück. Die Tat trägt die Handschrift der Terrororganisation Al Qaida.

Am frühen Montagmorgen bestätigte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts den Tod eines deutschen Sicherheitsbeamten, "der an der Botschaft in Sanaa tätig war". Gemeinsam mit der Vertretung in Sanaa und den jemenitischen Behörden werde sich um Aufklärung der Tat bemüht. Der Mann soll örtlichen Sicherheitskreisen zufolge als Leibwächter für Diplomaten tätig gewesen sein.

Nach jemenitischen Medienberichten wollten Unbekannte den Deutschen am Sonntag vor einem Einkaufszentrum im südlichen Stadtteil Hadda entführen. Als er sich gewehrt habe, sei er getötet worden. Die Zeitung "Yemen Times" zitierte einen Mitarbeiter des Dschandul-Einkaufszentrums und Augenzeugen. Demnach sollen drei Bewaffnete den Deutschen am Eingang eines Supermarktes getötet haben. Nach der Tat seien sie in einem schwarzen Fahrzeug geflüchtet.

Verwirrung um Botschafterin

Ein Korrespondent des Fernsehsenders Al-Arabija sagte, das eigentliche Ziel des Angriffs sei die deutsche Botschafterin gewesen. Sie sei aber davongekommen. Botschaft und Einkaufszentrum befinden sich im Diplomatenviertel der Stadt. Die Sprecherin des Auswärtigen Amtes wies diese Darstellung zurück: "Meldungen über einen Entführungsversuch der deutschen Botschafterin sind unzutreffend." Auch das jemenitische Außenministerium dementierte dem Al-Arabija-Bericht mit Nachdruck: Botschafterin Carola Müller-Holtkemper befinde sich "derzeit" gar nicht im Jemen, sagte ein Sprecher des Außenministeriums am Sonntagabend.

Müller-Holtkemper hatte am 30. September offiziell ihr Amt angetreten. Die 57-Jährige war zuvor Botschafterin in Albanien. Als Botschaftsmitarbeiterin war sie ferner in den arabischen und nordafrikanischen Ländern Jordanien, Ägypten und Marokko tätig. Die Deutsche Botschaft in Sanaa war erst im August wegen einer akuten Terrorwarnung für zwei Wochen geschlossen worden - auch andere westliche Vertretungen schlossen ihre Pforten.

Gefährlicher Arm der Al Qaida

Im krisengebeutelten Jemen ist die Terrorgruppe Al Qaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) aktiv. Westliche Geheimdienste halten sie derzeit für einen der gefährlichsten Ableger des Terrornetzwerkes weltweit. Al Qaida hat im Jemen bereits mehrfach versucht, Ziele des Westens anzugreifen. Die Gruppierung wird für mehrere tödliche Anschläge auf Ausländer und Vertreter der Regierung seit 2011 verantwortlich gemacht. Im November vergangenen Jahres wurden etwa ein saudiarabischer Diplomat und sein jemenitischer Leibwächter getötet. Einen Monat zuvor erschossen Maskierte einen jemenitischen Mitarbeiter des Sicherheitsteams der US-Botschaft.

Der Jemen ist Verbündeter der USA im Kampf gegen islamistische Extremisten. Das Auswärtige Amt rät von Reisen in das Land ab. Es bestünden erhebliche Risiken durch innere Konflikte, Stammesauseinandersetzungen, Massendemonstrationen und terroristische Anschläge. Zudem bestehe in ganz Jemen, auch in der Hauptstadt, die Gefahr, Opfer einer Entführung zu werden.

Ob der Überfall ein Racheakt für gezielte Schläge von US-Sicherheitskräften gegen Islamisten ist, blieb zunächst unklar. US-Spezialeinheiten hatten in der libyschen Hauptstadt Tripolis am Samstag den Top-Terroristen Abu Anas al Libi, der wegen der Anschläge auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania 1998 gesucht wurde, gefasst und außer Landes gebracht.

Zeitgleich griff die US-Elitetruppe Navy Seals die islamistische Al-Shabaab-Miliz in Somalia an, die zwei Wochen zuvor die blutige Geiselnahme in Nairobi verübt hatte. US-Außenminister John Kerry sagte, die USA würden nie in ihrem Bemühen nachlassen, die Urheber von Terrorakten zur Rechenschaft zu ziehen.

(dpa/REU/AFP)
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