Künftiger US-Präsident Trump nennt Nato "obsolet" und Brexit eine "großartige Sache"

New York · In einem Zeitungsinterview hat der designierte US-Präsident Donald Trump angekündigt, auf deutsche Autos, die nicht in den USA gefertigt sind, Zölle in Höhe von 35 Prozent einzuführen. Er nannte Angela Merkels Flüchtlingspolitik einen "katastrophalen Fehler", die Nato "obsolet" und lobte den Brexit.

Merkel, Brexit, Nato, EU: Donald Trump im Wortlaut
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Foto: ap, EV

Deutschen Autobauern könnten unter einer Präsidentschaft Donald Trumps in den USA harte Zeiten bevorstehen. Der designierte US-Präsident sagte in New York in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung und der Londoner "Times": "Sie können Autos für die USA bauen, aber sie werden für jedes Auto, das in die USA kommt, 35 Prozent Steuern zahlen."

Dem Hersteller BMW, der 2019 eine Fabrik in Mexiko eröffnen will, legte Trump nahe, die Fabrik in den USA zu bauen. "Es wird für sie viel besser sein und für unsere Bemühungen." Wenn BMW von Mexiko aus in andere Länder verkaufen wolle, sei das in Ordnung. "Aber wenn sie in Mexiko eine Fabrik bauen und Autos in die USA verkaufen wollen ohne eine 35-Prozent-Steuer, dann können sie das vergessen." Sein Ansinnen sei einfach: "Was ich damit sage, ist, dass sie ihre Fabrik in den USA bauen müssen", sagte Trump weiter.

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Deutschland sei ein "großes Hersteller-Land", lobte er die deutschen Autobauer. "Wenn man durch die 5th Avenue geht, hat jeder einen Mercedes Benz vor seinem Haus stehen", sagte Trump über seinen New Yorker Wohnort. Tatsache sei jedoch, dass die Deutschen "den USA gegenüber sehr unfair" seien. "Wie viele Chevrolets sehen Sie in Deutschland? Nicht allzu viele, vielleicht gar keine."

Merkel und die Flüchtlingspolitik

Die deutsche Grenzöffnung in der Flüchtlingskrise bezeichnete Trump als "äußerst katastrophalen Fehler". "Ich habe große Achtung vor Merkel, aber ich finde, es war sehr unglücklich, was passiert ist."

Deutschland habe "all diese Leute" ins Land gelassen, wo auch immer sie herkamen, sagte Trump. "Sie wissen, dass ich Deutschland liebe, weil mein Vater aus Deutschland stammt, und ich will mich nicht in einer ähnlichen Situation wiederfinden", sagte Trump. Die USA würden von seinem ersten Amtstag an auf sichere Grenzen setzen.

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Foto: AP/Andrew Harnik

Dennoch habe er stets "großen Respekt" für Merkel gehabt, sagte Trump. "Merkel ist mit Abstand einer der wichtigsten Regierungschefs."

Einen entsprechenden Erlass will er schnell unterzeichnen, sagte er. "Die Leute wollen nicht, dass andere Leute in ihr Land kommen und es zerstören." "Es wird extreme Sicherheitsüberprüfungen geben, es wird nicht so sein wie jetzt", sagte Trump. Es gehe um Muslime "aus verschiedenen Teilen der Welt, die viele Probleme mit Terrorismus haben". Auf die Frage, ob die verschärften Regeln auch Auswirkungen auf Einreisende aus EU-Staaten haben werden, erklärte Trump: "Das könnte passieren, aber wir werden sehen."

In dem Interview deutete Trump eine Neubewertung der Russland-Sanktionen an, die sein Amtsvorgänger Barack Obama verhängt hat. Er stellte das Thema in einen Zusammenhang mit atomarer Rüstung. "Zum einen finde ich, dass es deutlich weniger Nuklearwaffen geben sollte und sie erheblich reduziert werden müssten, das gehört dazu. Aber da sind diese Sanktionen, und Russland leidet im Moment schwer darunter."

Erneut bezeichnete Trump die Verteidigungsallianz Nato als obsolet.
Sie sei vor langer Zeit entworfen worden, und viel zu wenige Mitgliedsländer zahlten das, was sie müssten. "Wir sollten diese Länder schützen, aber viele dieser Länder zahlen nicht, was sie zahlen müssten", sagte er. "Das ist sehr unfair gegenüber den USA. Abgesehen davon ist mir die Nato sehr wichtig."

Lob für den Brexit

Zur deutschen Rolle in der EU sagt Trump: "Im Grunde genommen ist die Europäische Union ein Mittel zum Zweck für Deutschland." Deshalb sei es auch klug von Großbritannien, aus der EU auszutreten.

Der EU an sich sagte Trump nach dem Brexit schwere Zeiten voraus. "Wenn Sie mich fragen, es werden weitere Länder austreten." Der Zustand der EU sei ihm aber nicht sehr wichtig. "Schauen Sie, zum Teil wurde die Union gegründet, um die USA im Handel zu schlagen, nicht wahr? Also ist es mir ziemlich egal, ob sie getrennt oder vereint ist, für mich spielt es keine Rolle." Trump sagte, er glaube an den Freihandel, aber es müsse ein kluger Handel sein, um ihn fair zu nennen.

Trump will weiter tweeten

Den Kurznachrichtendienst Twitter will Trump auch als Präsident intensiv nutzen. Er finde es sehr akkurat. "Wenn ich etwas öffentlich sage und wenn ich den Zeitungen etwas sage, und sie es nicht akkurat wiedergeben, ist das wirklich schlecht. Sie können dagegen nicht viel ausrichten."

Wenn er dagegen twittere, sei es sehr exakt und schlage sofort als Nachricht durch. Auch eine Pressekonferenz sei eine Menge Arbeit, und er erreiche nicht annähernd die gleiche Zahl an Leuten.

(stk/dpa/afp)
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