G7-Gipfel in Taormina Trump schimpft über deutschen Handelsüberschuss

Taormina · US-Präsident Donald Trump hat seine Kritik an den deutschen Handelsüberschüssen bekräftigt. Sein Kritikpunkt: der Verkauf deutscher Autos in den USA.

 Kanadas Premierminister Justin Trudeau, Bundeskanzlerin Angela Merkel, US-Präsident Donald Trump und Italiens Ministerpräsident Paolo Gentiloni (v.l.).

Kanadas Premierminister Justin Trudeau, Bundeskanzlerin Angela Merkel, US-Präsident Donald Trump und Italiens Ministerpräsident Paolo Gentiloni (v.l.).

Foto: ap, EV

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker bestätigte am Freitag, dass sich der US-Präsident erneut über den deutschen Handelsüberschuss beschwert hat. Allerdings habe Donald Trump seine Kritik in keiner Weise aggressiv vorgetragen, sagte Juncker. Die Atmosphäre sei konstruktiv gewesen. Juncker hatte sich am Donnerstag mit Trump und EU-Ratspräsident Donald Tusk in Brüssel getroffen.

Medien hatten berichtet, der US-Präsident habe gesagt, "the Germans are bad". Er habe damit aber nicht die Deutschen gemeint, sondern den deutschen Handelsüberschuss, sagte Trumps Wirtschaftsberater Gary Cohn beim G7-Gipfel in Taormina auf Sizilien am Freitag. Demnach sagte der US-Präsident: "Ich habe kein Problem mit Deutschland, ich habe ein Problem mit dem deutschen Handel."

Der "Spiegel" hatte zuvor unter Berufung auf Teilnehmer von dem Gespräch berichtet, das Juncker und EU-Ratspräsident Donald Tusk am Donnerstag in Brüssel mit Trump geführt hatten. Laut der "Süddeutschen Zeitung" bezeichnete Trump den deutschen Handelsüberschuss als "schlecht, sehr schlecht".

Der "Spiegel" zitierte Trump weiter laut Teilnehmern mit den Worten: "Schauen Sie sich die Millionen von Autos an, die sie in den USA verkaufen. Fürchterlich. Wir werden das stoppen." Ähnliche Aussagen hatte Trump bereits früher öffentlich gemacht, allerdings in weniger drastischen Worten.

Bei dem Treffen soll EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker die deutschen gegen Trumps Schelte verteidigt haben. Freier Handel nutze allen, sagte der Kommissionschef demnach. Juncker habe sich um einen freundlichen Ton bemüht, sei in der Sache aber hart geblieben.

In seiner Rede hatte Trump den Nato-Verbündeten die Leviten gelesen. Der US-Präsident erhöhte seine finanziellen Forderungen an die Partner noch einmal. Mit einer regelrechten Standpauke forderte Trump bei seinem ersten Nato-Gipfel am Donnerstag in Brüssel Verteidigungsausgaben von mindestens zwei Prozent der Wirtschaftsleistung.

Die Nato dagegen versteht sich als Wertebündnis, das für Freiheit und Demokratie eintritt. Daran erinnerte Bundeskanzlerin Angela Merkel, die vor Trump sprach. "Unsere Allianz ist sich einig in dem Bewusstsein der Zusammenarbeit, des Bestehens auf Freiheit und des Vertrauens darauf, dass nicht Abschottung und nicht Mauern erfolgreich sind, sondern offene Gesellschaften, die auf gemeinsamen Werten aufgebaut sind", mahnte sie, als sie ein Denkmal aus Teilen der Berliner Mauer einweihte, das künftig vor dem Eingang des neuen Nato-Hauptquartiers an das Ende des Kalten Krieges erinnern soll. "Deutschland wird nicht vergessen, welchen Beitrag die Nato dazu geleistet hat, dass unser Land wiedervereint ist, und deshalb werden wir unseren Beitrag zur Sicherheit und zur Solidarität im gemeinsamen Bündnis auch leisten."

Trump hingegen legte kein Bekenntnis zur Nato ab. Er sich anders als seine Vorgänger bisher nicht ausdrücklich hinter den Artikel 5 der Nato-Charta — also die gegenseitige Beistandspflicht — gestellt, was vor allem die Osteuropäer verunsichert. Einem Mitarbeiter des US-Präsidialamtes zufolge steht Trump aber zu der Beistandsverpflichtung. Das sei der Kern der Allianz.

(csr/dpa)
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