Drohungen erreichen neue Stufe Donald Trump legt nach — Nordkorea sollte "sehr, sehr nervös sein"

Washington/Pjöngjang · Der Streit zwischen Nordkorea und den USA hat eine neue Stufe erreicht: US-Präsident Donald Trump hat Nordkoreas Angriffswarnung mit einer neuen Drohung gekontert. US-Verteidigungsminister Jim Mattis widersetzt sich erstmals dem Konfrontationskurs Trumps.

"Nordkorea sollte sich lieber zusammenreißen, sonst wird es Ärger kriegen wie nur wenige Staaten zuvor", sagte Trump am Donnerstag in Bedminster im US-Bundesstaat New Jersey. Nordkorea sollte "sehr, sehr nervös" sein, selbst wenn es über einen Angriff auf die USA nur nachdenke.

Seine vorige Botschaft an die Regierung in Pjöngjang sei "vielleicht nicht hart genug" gewesen, sagte Trump am Donnerstag auf seiner Golfanlage in Bedminster. Er warnte Pjöngjang davor, "auch nur daran zu denken", die USA oder ihre Verbündeten anzugreifen. Es würden ihnen "Dinge zustoßen, die sie niemals für möglich gehalten haben", sagte Trump. Gleichzeitig betonte er, die USA seien weiterhin offen für Verhandlungen.

Auf die Frage, ob er einen Präventivschlag gegen Nordkorea erwäge, sagte der Präsident: "Wir werden sehen, was passiert." US-Verteidigungsminister James Mattis betonte kurz danach, die USA zögen weiterhin den diplomatischen Weg vor. Ein Krieg wäre eine Katastrophe. Die USA seien allerdings bereit, auf Feindseligkeiten Nordkoreas zu reagieren.

Kritik an seinen Drohungen in Richtung Pjöngjang wies der Präsident zurück. Es sei "an der Zeit, dass jemand für die Menschen in diesem Land eintritt und auch für die Menschen in anderen Ländern".

Trump hatte am Dienstag gesagt, er werde im Atomstreit mit Nordkorea mit "Feuer und Wut" auf Provokationen reagieren. Daraufhin drohte das weitgehend isolierte Land mit dem Raketenbeschuss von Zielen im Umfeld von Guam. Auf der Insel im Westpazifik sind rund 6000 US-Soldaten stationiert. Das US-Außengebiet liegt rund 3300 Kilometer von Pjöngjang entfernt.

Die verbale Eskalation des Konflikts rief international Besorgnis hervor. Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen warnte davor, "dass ungewollt etwas außer Kontrolle gerät". Die Situation sei inzwischen so gefährlich, dass "man nicht mit dem Feuer spielen darf", sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag der "Passauer Neuen Presse".

Im Gegensatz zu Trump war US-Verteidigungsminister Mattis am Donnerstag offenbar um eine Entschärfung der Auseinandersetzung bemüht. Ein Krieg mit Nordkorea wäre "katastrophal", sagte der Pentagon-Chef. Er setze weiter auf Diplomatie. Es seien bereits "diplomatische Ergebnisse" zu sehen und diesen Weg wolle er fortsetzen.

Welche Ergebnisse er meinte, ließ Mattis offen. Womöglich bezog er sich auf die Entscheidung des UN-Sicherheitsrats, der am Samstag die Strafmaßnahmen gegen Nordkorea verschärft hatte, um die Regierung in Pjöngjang im Streit um ihr Raketenprogramm zum Einlenken zu bewegen. Auch Nordkoreas wichtigster Verbündeter China unterstützte die neue Sanktionsrunde.

Die Führung in Pjöngjang bezeichnete Trumps Feuer-und-Zorn-Äußerung als "einen Haufen Unsinn". Ein fundierter Dialog sei mit dem US-Präsidenten nicht möglich. Dieser sei keiner Vernunft zugänglich, und nur "absolute Gewalt" funktioniere bei ihm, hieß es in einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA. Außerdem konkretisierte die Führung in Pjöngjang ihre Angriffsdrohung. Bis Mitte August solle der Einsatzplan stehen, um vier Mittelstreckenraketen über Japan hinweg auf Guam abzufeuern. Die Raketen sollten demnach 30 bis 40 Kilometer vor Guam im Meer niedergehen.

Pjöngjang treibt trotz internationaler Sanktionen seit Jahren sein Raketen- und Atomwaffenprogramm voran. Im Juli testete Nordkorea zwei Interkontinentalraketen, mit denen das Land nach Einschätzung von Experten das US-Festland treffen könnte.

Trump forderte erneut den engsten Verbündeten Nordkoreas, China, zum Handeln auf. "China kann viel mehr tun", sagte er. Die staatliche chinesische Zeitung "Global Times" schrieb am Freitag, China solle sich im Falle eines die USA bedrohenden nordkoreanischen Angriffs neutral verhalten. Wenn allerdings die USA und Südkorea zuerst angriffen und versuchten, die nordkoreanische Regierung zu stürzen, werde China dies verhindern, hieß es in der Zeitung, die nicht die Politik der Regierung wiedergibt.

Indes kündigte der australische Ministerpräsident Malcolm Turnbull am Freitag an, sein Land werde den USA bei einem möglichen Angriff zur Seite stehen. "Wenn Nordkorea entscheidet, eine seiner Drohungen auszuführen, dann werden offensichtlich fürchterliche Konsequenzen folgen", sagte er dem Radiosender 3AW in Melbourne. Auch Japan und Südkorea hatten im Falle des Falles bereits Vergeltung versprochen.

Auf Guam leben rund 163.000 Menschen. Die USA haben dort eine Luftwaffenbasis, einen Marinestützpunkt mit U-Booten, eine Einheit der Küstenwache und rund 6000 Militärangehörige. Guams Gouverneur Eddie Calvo gab sich betont gelassen. "Wir sind besorgt wegen dieser Drohungen, wollen aber gleichzeitig sicherstellen, dass die Menschen nicht in Panik verfallen und ihr normales Leben weiter führen.

Die siebte US-Flotte hat derzeit sechs Schiffe der Aegis-Klasse in der Region, die für die Raketenabwehr ausgerüstet sind. Japan hat weitere vier solcher Schiffe. Zudem ist auf Guam das Raketenabwehrsystem Thaad installiert, das die USA vor kurzem auch in Südkorea aufgebaut haben.

(beaw/AFP/ap)
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