Geschlossene Gesellschaft Donald Trumps Twitter-Hofstaat

Düsseldorf · Der kommende US-Präsident hat 18 Millionen Follower bei Twitter, doch er selbst hat nur 41 Profile abonniert. Dass die ihn schlauer machen, ist eher unwahrscheinlich.

 So fühlt er sich wohl: Donald Trump im Kreis seiner Familie.

So fühlt er sich wohl: Donald Trump im Kreis seiner Familie.

Foto: dpa, jl jma tba

Donald Trump twittert nicht wie normale Leute, er verkündet. "Die Welt war düster, bevor ich gewann - es gab keine Hoffnung", ließ der kommende US-Präsident jüngst die Menschheit wissen. "Nun ist der Aktienmarkt um fast 10 Prozent rauf und die Weihnachtsausgaben betragen mehr als eine Billion Dollar."

Trump hat rund 18 Millionen Follower beim Kurznachrichtendienst Twitter. Er selbst aber, der schließlich am liebsten auf seinen eigenen Rat hört, hat nur 41 Profile abonniert. Dass einer von ihnen Trumps Rolle als Erlöser der USA in Frage stellen wird, dass also Trump in seinem Stream lesen muss, vielleicht doch nicht der Größte, Schönste, Beste zu sein, erscheint unwahrscheinlich. Der Kreis der Verfolgten erscheint genauso geschlossen wie Trumps Weltbild.

Verwandte und Unternehmen

Das hat auch damit zu tun, dass dieser Kreis fast zur Hälfte aus Trumps Verwandten und Unternehmen besteht. Trump folgt der Trump Organization, dem Trump Vegas Hotel, dem Trump Hotel Chicago, er folgt seinen luxuriösen Golfplätzen. Dort erfährt er dann, was man sich von Geld kaufen kann (Hotelzimmer, Massagen, Cocktails) — wenn man es denn hat. Es ist eine Welt, in der immer die Sonne scheint, in der alle Ausblicke spektakulär sind.

Dann folgt Trump seinen Angehörigen, die in den vergangenen Wochen immer mehr wie der zukünftige Hofstaat auftraten. Seiner Frau Melania, seiner Tochter Ivanka, seiner Tochter Tiffany, seinem Sohn Donald Jr., dessen Ehefrau Vanessa, seinem Sohn Eric und dessen Ehefrau Lara.

Der inhaltliche Gewinn ist eher übersichtlich. Ivanka Trump freute sich neulich über den Geburtstag ihres Sohnes — der acht Monate alt wurde. Der Lebensstil seiner Tochter Tiffany ist mit ihrem Vornamen bereits recht exakt beschrieben. Vanessa Trump beschränkt sich fast ausschließlich darauf, Tweets von Menschen zu retweeten, die ebenfalls den Nachnamen Trump tragen. Donald Trump Junior ernannte kürzlich "Stirb langsam" zu seinem Lieblingsweihnachtsfilm und postete ein Foto vom TV-Programm. Dass der Film dort eindeutig drei Stunden dauert, hält ihn nicht davon ab zu schreiben: "Well I know what I'm doing for the next 2 hours." Ansonsten sorgen die Trumps in Donalds Stream für viele Fotos von vielen grinsenden Trumps. America möchte er wieder great machen. Die Trumps sind es selbstverständlich schon.

Fake News für Fake Fights

Was nicht den Namen Trump trägt, hat es schwer, Donald als Follower zu gewinnen. Trump hat bei Twitter nicht die New York Times abonniert, nicht die Washington Post, nicht CNN. Gute Chancen haben TV-Moderatoren des erzkonservativen Senders Fox News und andere den Demokraten abgeneigte Medienschaffende. Geraldo Rivera arbeitet für Fox News, Sean Hannity ebenfalls, Bill O' Reilly sowieso. Unter Liberalen gehört er zu den am meisten verhassten Journalisten. Ann Coulter ist die amerikanische Beatrix von Storch, nur ohne politisches Mandat, dafür erfolgreiche Buchautorin. Roma Downey hat die Serie "The Bible" für den History Channel produziert, ihr Ehemann Mark Burnett gehört ebenfalls zu den auserwählten 41. Er war der Produzent von "The Apprentice", jenem TV-Format, in dem Donald Trump einst neue Angestellte für seine Unternehmen suchte. In der ersten Staffel wurde die Immobilienmaklerin Katrina Campins zum TV-Sternchen. Sie arbeitet mittlerweile auch für Trump. Auf der Webseite von "Trump International Realty" heißt es: "Campins credits the influence and guidance of Donald Trump with expanding her aspirational horizons."

Vielleicht passt aber niemand besser zu ihm als der Mann, der statt für Fake News für Fake Fights sorgt. Vince McMahon ist langjähriger Chef des Wrestling-Unternehmens WWE, für das Donald Trump bereits in den Ring kletterte. McMahon gratulierte in seinem ersten Tweet nach der Wahl allerdings nicht Trump zur Präsidentschaft, sondern dem Wrestler Chris Jericho mit einem Foto zum Geburtstag. Jemand hatte Jericho kurz zuvor eine Torte ins Gesicht geworfen.

(seda)
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