US-Präsidentschaftbewerber Donald Trump "Die Nato kostet uns ein Vermögen"

Washington · Wie würde eigentlich die Außenpolitik eines Präsidenten Donald Trump aussehen? In einem Interview hat der republikanische Präsidentschaftsbewerber nun Antworten darauf gegeben. Er will weniger Engagement in der Nato, nennt die Uno "inkompetent" und will den Iran-Deal abschaffen.

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Foto: afp, mw

In einem Gespräch mit der "Washington Post" gab Trump am Montag einen seltenen Einblick in seine außenpolitischen Prioritäten und deutete an, dass er als Präsident die Rolle der USA in der Welt deutlich zurückfahren würde. Nato-Partnern wie Deutschland will er mehr Lasten aufbürden. "Die Nato kostet uns ein Vermögen", sagte der populistische Geschäftsmann. "Ja, wir beschützen Europa mit der Nato, aber wir geben viel Geld aus." Und: "Wir können uns das gewiss nicht mehr leisten."

Im Ukraine-Konflikt würden die Verbündeten der USA "nichts machen", beklagte er. "Die Ukraine ist ein Land, das uns viel weniger betrifft als andere Länder in der Nato, und doch tragen wir die ganze Last", fuhr Trump fort. "Sie machen gar nichts. Und ich sage: "Warum kümmert sich Deutschland mit der Nato nicht um die Ukraine? Warum machen andere Länder nichts, die in der Nachbarschaft der Ukraine liegen? Warum sind immer wir diejenigen, die führen, möglicherweise den dritten Weltkrieg mit Russland."

"Es gibt viele Länder, die zahlen können"

Später betonte der Milliardär in einer Pressekonferenz, dass er Washington nicht aus der Militärallianz herausführen wolle. Allerdings bekräftigte er, dass Länder wie Deutschland ihre Sicherheit nicht mehr auf Kosten der USA bekommen sollten. "Es gibt viele Länder, die zahlen können und die viel zahlen können." Dazu zähle auch der "Wirtschaftsriese" Südkorea.

"Ich bestelle tausende Fernsehgeräte aus Südkorea", sagte der Favorit für die republikanische Präsidentschaftskandidatur. Doch sobald Nordkorea auch nur niese, "fangen wir an, die Schiffe, die Flugzeuge, alles andere zu schicken. Dafür erhalten wir keine angemessene Erstattung."

In einer Rede bei der jährlichen Konferenz der proisraelischen Lobbyorganisation Aipac in Washington erklärte Trump die Rücknahme des "desaströsen" Atomabkommens mit dem Iran zu seiner "Priorität Nummer eins". Der Präsidentschaftsbewerber kündigte zudem an, im Falle eines Wahlsiegs Jerusalem als israelische Hauptstadt anzuerkennen und die US-Botschaft von Tel Aviv in die "ewige Hauptstadt des jüdischen Volkes" zu verlegen.

Friedensverhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern im Rahmen der "schwachen und inkompetenten" Uno lehnte er ab. "Die Konfliktparteien selbst müssen eine Lösung aushandeln", sagte er. Die USA könnten eine Vermittlerrolle spielen, aber niemand dürfe Israel aufzwingen, was es zu tun habe.

"Die Vereinten Nationen sind kein Freund der Demokratie. Sie sind kein Freund der Freiheit. Sie sind nicht einmal ein Freund der Vereinigten Staaten", sagte er. "Und mit Sicherheit sind sie kein Freund Israels."

Namen mehrerer Berater genannt

In seinem Gespräch mit der "Washington Post" enthüllte Trump die Namen mehrerer Berater, die allenfalls am Rande des außenpolitischen Establishments in Washington verortet sind. Als seinen Anti-Terror-Berater stellte Trump den libanesischstämmigen Politikprofessor Walid Phares vor, der an einer kleinen Privatuniversität in Washington lehrt und als TV-Experte tätig ist.

Im Verteidigungsbereich steht ihm der pensionierte General Keith Kellogg zur Seite, der nach dem US-Einmarsch im Irak im Jahr 2003 für einige Monate in leitender Funktion an der Übergangsverwaltung für das Zweistromland beteiligt war. Ebenfalls auf der Liste stehen die industrienahen Energieexperten Carter Page und George Papadopoulos.

Außerdem nannte Trump den ehemaligen Pentagon-Generalinspekteur Joe Schmitz, der laut "Washington Post" später unter anderem bei der umstrittenen US-Sicherheitsfirma Blackwater arbeitete. Für den wenig bekannten konservativen Think-Tank Center for Security Policy verfasste er einen Bericht mit dem Titel "Scharia — die Bedrohung für Amerika". Geleitet wird das außenpolitische Team laut "Washington Post" vom republikanischen Senator Jeff Sessions aus Alabama.

(das/AFP/dpa)
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