Russland-Affäre Trump will Gespräche mit Comey doch nicht aufgezeichnet haben

Washington · Wochenlang ließ US-Präsident Donald Trump alle Fragen zu möglichen Aufnahmen seiner Gespräche mit dem früheren FBI-Chef James Comey abprallen. Nun stellte er klar: Er hat nie Tonbänder angefertigt. Das Weiße Haus versucht sich in Erklärungen.

 US-Präsident Donald Trump.

US-Präsident Donald Trump.

Foto: dpa, EV pat

US-Präsident Donald Trump hat seine Gespräche mit James Comey nach eigenen Angaben nicht aufgezeichnet. "Ich habe keine Ahnung, ob es "Bänder" oder Aufzeichnungen von meinen Unterhaltungen mit James Comey gibt, aber ich habe keine solchen Aufnahmen gemacht und habe auch keine", schrieb Trump am Donnerstag auf Twitter. Gleichzeitig erhob er neue Überwachungsvorwürfe - die auch die Sprecherin des Weißen Hauses nicht erklären konnte.

Der Tweet ist die jüngste Wendung in der Affäre um die angebliche Einflussnahme Russlands auf die US-Wahl und die Rolle, die Trump und sein Wahlkampfteam dabei möglicherweise spielten. Unter anderem ermittelte das FBI in diesem Zusammenhang gegen Trumps früheren Nationalen Sicherheitsberater Michael Flynn. Nach Darstellung Comeys forderte der US-Präsident in einem Gespräch im Weißen Haus die Einstellung dieser Untersuchung. Zudem habe Trump von ihm bei einem Abendessen im Januar verlangt, er solle ihm Loyalität schwören, sagte Comey aus.

Der Präsident wies das zurück und schrieb bereits im Mai, Comey sollte besser hoffen, dass es keine Aufzeichnungen seiner Gespräche mit ihm gebe. Comey hingegen sah sich im Recht und sagte vor dem Geheimdienstausschuss des US-Senats: "Ach Gottchen, ich hoffe, es gibt Aufzeichnungen."

Das Rätselraten darüber, ob es nun Tonaufnahmen gibt oder nicht, dauerte damit bereits seit Wochen an. Frühere Nachfragen nach seinem kryptischen Tweet vom Mai hatte Trump bisher stets abprallen lassen. Doch nun kam er unter Zugzwang. Der Geheimdienstausschuss hatte dem Weißen Haus eine Frist bis Freitag gesetzt, um mögliche Aufnahmen freizugeben.

Warum Trump überhaupt Tonaufnahmen ins Gespräch gebracht hatte, die es offensichtlich gar nicht gab, war vielen Beobachtern ebenfalls ein Rätsel. Durch den - möglicherweise impulsiven - Tweet machte er sich auch für Vergleiche mit Ex-Präsident Richard Nixon angreifbar, der nach der Veröffentlichung geheimer Aufzeichnungen aus dem Weißen Haus letztlich zurücktreten musste. Nach dem damaligen Watergate-Skandal wurde ein Gesetz beschlossen, dem zufolge Aufzeichnungen von Präsidenten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden müssen und nicht vernichtet werden dürfen.

Durch die Tatsache, dass es keine Aufnahme gibt, kommt den schriftlichen Aufzeichnungen Comeys zu seinen Treffen mit Trump zunehmende Bedeutung zu. Er glaubt, dass diese bei den Ermittlungen seine Darstellung der Unterhaltungen mit Trump bekräftigen.

Trump erhob in seinem Tweet zudem erneut Vorwürfe wegen mutmaßlicher elektronischer Überwachung. Was es damit auf sich hatte, konnte die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Sarah Huckabee Sanders, nicht beantworten. Sie nehme an, Trump bereue seinen ursprünglichen Tweet zu den Comey-Aufnahmen nicht, so Sanders. Er habe damit vielleicht nur generell "die Frage des Zweifels" erheben wollen.

Der Top-Demokrat im Geheimdienstausschuss des Senats, Mark Warner, sah in dem Tweet einen Beweis für Trumps Bereitswilligkeit, "Dinge einfach zu erfinden". "Diese Regierung hört nie damit auf, mich zum Staunen zu bringen", sagte Warner. Es sei bemerkenswert, dass Trump erst gedankenlos den Tweet abgesetzt habe, um später die Medien und das ganze Land wochenlang abzublocken, kritisierte der Demokrat.

Der frühere republikanische Vorsitzende im Repräsentantenhaus, Newt Gingrich, verteidigte den Präsidenten. "Er ist kein professioneller Politiker", sagte Gingrich. Er denke nicht über Dinge wie Nixon und die Watergate-Affäre nach.

(th/ap)
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