Trumps wichtigster Stratege Stephen Bannon fliegt aus Nationalem Sicherheitsrat

Washington · Der umstrittene Chef-Stratege von US-Präsident Donald Trump, Stephen Bannon, ist nicht mehr Mitglied des Nationalen Sicherheitsrats. Das geht aus einer Erklärung im Amtsblatt der US-Regierung hervor.

 Stephen Bannon gehört zu den umstrittensten Personen im Team des US-Präsidenten.

Stephen Bannon gehört zu den umstrittensten Personen im Team des US-Präsidenten.

Foto: rtr, CA /yj/HK

Trump macht damit die viel kritisierte Entscheidung rückgängig, Bannon in seinem Sicherheitsrat zu installieren. Viele politische Beobachter beider Parteien sahen ihn dadurch mit einer ungeheuren Machtfülle ausgestattet, weil er zusätzlich zu allen politischen Entscheidungen auch über alle Fragen der nationalen Sicherheit informiert wurde.

Nicht einmal der Geheimdienstdirektor und der Generalstabschef durften unter Trump an allen Sitzungen des Nationalen Sicherheitsrates teilnehmen, sondern nur dann, wenn es ihren direkten Aufgabenbereich betraf. In dem neuen Memorandum wurden sie nun wieder als ständige Mitglieder geführt. Aus der Liste entfernt wurde neben Bannon auch Tom Bossert, der Assistent des Präsidenten für Heimatschutz und Terrorabwehr.

Der Nationale Sicherheitsrat der USA berät den US-Präsidenten in wichtigen Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik. In einem aufsehenerregenden Schritt hatte Trump Ende Januar seinen Chefstrategen Bannon in das "Principals Committee", eine Unterabteilung des Rates, berufen.

Bannon, der Puppenspieler

Trumps Chefstratege wirkt gerne im Verborgenen, öffentliche Auftritte von Stephen Bannon sind selten. Einen Puppenspieler nennen US-Medien den 63-Jährigen, weil sein Einfluss auf Trump so groß sei.

Bannon ist ein strammer Ideologe, der Trumps Mantra "Amerika zuerst" überzeugt mitverantwortet. Auch der Begriff, die Medien der USA - und nicht die Demokratische Partei - seien die eigentliche "Opposition", stammt von ihm. Die düstere Rede, die der Präsident nach seiner Amtseinführung hielt, trug angeblich maßgeblich Bannons Handschrift.

Bannon wird als blitzgescheiter Mann ohne viele Skrupel beschrieben.
Kritiker sagen, er solle Trump weiter ein rechtes Spektrum erschließen. Als Chef der Webseite Breitbart News agierte Bannon jahrelang offen nationalistisch am rechten Rand. Es gab auch Vorwürfe des Antisemitismus.

2013 sagte Bannon in einem Interview, er sei ein Leninist, weil Lenin den Staat habe zerstören wollen, dies sei auch sein Ziel. Für Aufsehen sorgte seine Aussage, der radikale Rückbau des Staates sei eines der obersten Ziele der US-Regierung.

Bannons Dokumentation "Generation Zero" gibt tiefen Einblick in sein Geschichtsverständnis und seine Gedankenwelt. Sie erklärt, was hinter seinem Kampf gegen Eliten steckt und was er alles umkrempeln will.

Bannon kam zu Trump, als der im vergangenen August sein Wahlkampfteam radikal umbaute. Er wurde Chef des gesamten Stabes. Seither lässt er die Arbeit bei Breitbart offiziell ruhen.

Breitbart News kämpfte über Jahre erbittert gegen die Clintons - Hillary Clinton war die Konkurrentin Trumps bei der Präsidentenwahl - und ist sich für keine Verschwörungstheorie zu schade.

Bannon und Breitbart waren maßgeblich mitverantwortlich für das Erstarken der Tea Party, die die Republikaner vor einigen Jahren weiter nach rechts getrieben hat. Das "Bloomberg Magazine" schrieb, Bannon habe für die ultrakonservative Bewegung eine ähnliche Rolle gespielt wie Leni Riefenstahl für Adolf Hitler.

Früher war Bannon Teil des Establishments

Vor einem Vierteljahrhundert war Bannon Teil des Establishments, das er heute bekämpfen will. In seiner Zeit bei Goldman Sachs kam er zu einigem Reichtum. Er hat irisch-katholische Wurzeln. Bannon sagt, die Politik des demokratischen US-Präsidenten Jimmy Carter habe ihn politisiert. Er ist ein tiefer Bewunderer Ronald Reagans.

Bannon schätzt ein betont hemdsärmeliges Auftreten: kurze Cargohose, Hemd über der Hose, Dreitagebart, das etwas länger getragene Haar lässig zurückgewuschelt. Bei offiziellen Anlässen trägt er aber mittlerweile immer Anzug und fast immer Krawatte.

(felt/csi/ap/dpa)
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