Wahlkampf in Frankreich Duell der Populisten

Paris · Der eine schmettert mit feuerroter Krawatte und Nelke im Knopfloch die "Internationale", die andere wettert im adretten schwarzen Kostüm gegen Einwanderer und den Euro. Ihre persönliche Abneigung ist legendär, ihr Programm bis auf die Kritik an EU und Globalisierung grundverschieden.

Front National - die französischen Rechtsextremen
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Doch zielen beide auf die Stimmen der Arbeiter und des enttäuschten Volkes ab: Jean-Luc Mélenchon und Marine Le Pen. Zehn Tage vor dem ersten Durchgang der französischen Präsidentschaftswahl am 22. April liefern sich der Kandidat der extremen Linken und die Bewerberin der rechtsextremen Front National (FN) eine Art "Duell im Duell".

Während die entscheidende Stichwahl am 6. Mai auf einen Zweikampf zwischen dem konservativen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy und seinem sozialistischen Herausforderer François Hollande hinausläuft, buhlen die Frontkämpfer von links und von rechts um Platz drei — den des "Königsmachers", der den Ausgang der zweiten Runde maßgeblich beeinflussen kann.

Dieses "andere Duell der Präsidentschaftswahl", wie Frankreichs Medien sagen, hat sich verschärft, seit der Anführer der Linksfront Mélenchon in Umfragen dramatisch zugelegt hat und mit 15 Prozent der FN-Chefin (16 Prozent) dicht auf den Fersen ist.

"Die Überraschung des Wahlkampfes"

Mélenchon sei "die Überraschung des Wahlkampfes", befand die Zeitung "Libération" über den 60-Jährigen, der noch im November bei nur fünf Prozent der Stimmen lag. Zwei Drittel der Franzosen bescheinigen ihm gar, die beste Kampagne zu machen.

Mit seinen Versprechen — 1700 Euro Mindestlohn, 100-prozentige Besteuerung aller Monatseinkommen über 30 000 Euro, Verstaatlichung von Banken — grenzt sich der Trotzkist und frühere Sozialist zwar deutlich von seinen Ex-Genossen ab, sorgt im Hollande-Lager aber gerade darum für Unruhe. Denn während Mélenchon in den Umfragen zulegt, stagniert Hollande, da er vielen Linkssympathisanten im Vergleich als zu gemäßigt erscheint.

"Le Pen sagt, das Problem ist der Araber nebenan. Wir sagen: Das Problem ist der Banker", kritisiert Mélenchon Marine Le Pen. Sie wiederum ist überzeugt, dass "der flammende Aufstieg des infamen Monsieur Mélenchon" sich rasch als "Strohfeuer" erweist.

(RP/pst/sap)
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