Nach dem Generalstreik und Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei ist es in der Nacht zum Dienstag in Istanbul relativ ruhig geblieben. Auf dem Taksim-Platz, dem zentralen Ort und Ausgangspunkt der Protestbewegung gegen Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, hielt ein einsamer Demonstrant eine mehrstündige Mahnwache.

Es handelt sich um den türkischen Choreographen Erdem Gunduz. Sein Protest verbreitete sich über das Kurznachrichtenportal Twitter unter dem Hashtag #duranadam ("stehender Mann").

Schließlich schlossen sich ihm rund 20 Personen an, bis sie von der Polizei abgeführt wurden. Die Gruppe leistete keinen Widerstand.

Die Aktion findet am Dienstag bereits Nachahmer. Ein junger Mann steht mit verbundenen Augen und einem Buch in der Hand in Istanbul.

Zwei mit Schlagstöcken bewaffnete Polizisten gehen an dem Demonstranten vorbei.

Der friedliche Protest wird bislang geduldet. Zwei weitere junge Männer stehen ganz still und starren ins Leere.

Am Dienstagabend haben sich nach Augenzeugenberichten wieder mehrere hundert schweigende Menschen versammelt.

Vereinzelt gab es in der Nacht in Istanbul Zusammenstöße, bei denen die Polizei Tränengas und Wasserwerfer einsetzte.

Am Montag hatte der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan den Demonstranten mit dem Einsatz der Armee gedroht.

Auslöser der seit Wochen andauernden Proteste waren umstrittene Pläne für eine Bebauung des Istanbuler Gezi-Parks nahe dem Taksim-Platz. Dort starteten am Montag die Aufräumarbeiten. Inzwischen richtet sich der Protest allgemein gegen Erdogan.