Guatemala Früherer Diktator Ríos Montt wegen Völkermordes angeklagt

Guatemala · Gegen Guatemalas früheren Militärmachthaber Efraín Ríos Montt ist erneut ein Prozess wegen Völkermordes eröffnet worden. Der 88-Jährige, der von März 1982 bis August 1983 während des Bürgerkriegs in dem zentralamerikanischen Land geherrscht hatte, wurde am Montag auf einer Krankenbahre und mit dunkler Brille in den Gerichtssaal in Guatemala-Stadt gebracht.

 Jose Efrain Rios Montt

Jose Efrain Rios Montt

Foto: ap

Die Verhandlung begann mit Verspätung, weil die Anwälte von Ríos Montt beantragt hatten, ihrem Mandanten aus gesundheitlichen Gründen ein Fernbleiben zu erlauben. Richterin Jeanette Valdez lehnte dies jedoch ab und ließ Ríos Montt von einem Krankenwagen zum Gerichtssaal fahren.

Der Ex-Diktator, der derzeit unter Hausarrest steht, muss sich wegen der Anordnung eines Völkermordes an 1771 Mayas verantworten. Er war bereits im Mai 2013 wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 80 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Nur zehn Tage später hob das Verfassungsgericht das Urteil jedoch wegen Verfahrensfehlern auf und ordnete einen neuen Prozess an.

In dem neuen Prozess muss sich auch der frühere Chef des Militärgeheimdienstes, José Mauricio Rodríguez, verantworten. Er war in dem Prozess 2013 freigesprochen worden und zeigte sich nun zuversichtlich, dass er erneut straffrei ausgehen werde. "Ich möchte diese Erniedrigung beenden, diesen Zirkus, der von den Nichtregierungsorganisationen veranstaltet wird, die von diesem Konflikt leben" und auf internationalen Druck handelten, sagte Rodríguez, der im Rollstuhl in den Gerichtssaal fuhr, der Nachrichtenagentur AFP.

Der Opfer-Anwalt Hector Reyes sagte AFP hingegen: "Wir haben schon bewiesen, dass es in Guatemala einen Völkermord gab und wir erwarten eine erneute Verurteilung."

Ríos Montts Anwalt Luis Rosales sagte, sein Mandant leide unter Rückenproblemen sowie unter Herzbeschwerden und einem Augenleiden, die sich bei einer Teilnahme am Prozess verschlimmern könnten.

Zum Prozessauftakt kamen auch die für die Rechte der Ureinwohner kämpfende Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchu sowie Dutzende Mayas.

In dem Bürgerkrieg von 1960 bis 1996 in Guatemala waren nach Angaben der Vereinten Nationen 200.000 Menschen getötet worden oder verschwanden.

(AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort