40 Jahre nach dem Sechs-Tage-Krieg Ein kurzer Krieg mit langen Folgen

Frankfurt/Jerusalem · 40 Jahre ist er nun her, der Sechs-Tage-Krieg im Nahen Osten. Auch, wenn er kurz war: Die politischen Folgen sind Instabilität und Gewalt im Nahen Osten. Und das bis heute. Am 5. Juni 1967 attackierte die israelische Luftwaffe ägyptische Stützpunkte auf der Sinai-Halbinsel und vernichtete fast sämtliche Kampfflugzeuge.

Der Sechs-Tage-Krieg
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Binnen sechs Tagen eroberte Israel dann von Ägypten den Sinai und den Gazastreifen, von Jordanien das Westjordanland einschließlich des Ostteils von Jerusalem und von Syrien die Golan-Höhen. Militärisch mag dies eine Meisterleistung gewesen sein.

Nach israelischer Darstellung handelte es sich beim Sechs-Tage-Krieg vor 40 Jahren um einen Präventivschlag, der einem Angriff arabischer Staaten zuvorzukommen sollte. Aus arabischer Sicht war es ein reiner Aggressionskrieg. Beide Seiten hatten schon 1948 nach der israelischen Staatsgründung sowie 1956 im Zuge der Suez-Krise gegeneinander Krieg geführt, aber nicht mit derart weit reichenden Folgen wie 1967. Für hunderttausende Menschen begann ein Leben unter israelischer Besatzung - Palästinenser, die 1948 nach Ägypten und Jordanien geflohen waren und sich dort überwiegend im Gazastreifen oder im Westjordanland niedergelassen hatten.

Nach Einschätzung von Fachleuten wären nach dem Sechs-Tage-Krieg vielleicht Friedensverhandlungen Israels mit der arabischen Welt im Gegenzug für eine Gebietsrückgabe möglich gewesen. Doch inzwischen hatte sich die 1964 gegründete Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) zum politischen Akteur gemausert und forderte einen palästinensischen Staat auf israelischem Territorium. Verhandlungen mit der PLO, die Terrorangriffe auf Israel propagierte, lehnten israelische Regierungen über Jahrzehnte hinweg kategorisch ab. Der Nahe Osten kam nie zur Ruhe.

Gegenangriff an Jom Kippur

Im Oktober 1973 gab es noch einmal Krieg. Am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur holten Ägypten und Syrien zum Überraschungsangriff aus, um die Sinai-Halbinsel und die Golan-Höhen zurückzugewinnen. Der militärischen Überlegenheit Israels waren sie jedoch nicht gewachsen. Wiederholte Resolutionen der Vereinten Nationen, die einen Rückzug Israels hinter die Grenzen von 1967 forderten, blieben wirkungslos. Vielmehr wurden die jüdischen Siedlungen in den besetzten Gebieten ausgebaut.

Ägypten zeigte sich unter seinem Präsidenten Anwar al Sadat Mitte der 70er Jahre zu separaten Gesprächen mit Israel bereit. Nach intensiven Verhandlungen unter US-Vermittlung in Camp David kam es 1979 schließlich zum Friedensvertrag, dem bis 1982 die Rückgabe der Sinai-Halbinsel folgte. Auf den Gazastreifen verzichtete Ägypten, ebenso wie Jordanien, das 1994 Frieden mit Israel schloss und seinen Anspruch auf das Westjordanland aufgab. Diese beiden Gebiete sollten den Palästinensern für einen künftigen Staat vorbehalten bleiben - eine Idee, die immer mehr internationale Unterstützung fand.

Hoffnungen nach Osloer Friedensprozess zerschlugen sich

Angesichts veränderter weltpolitischer Konstellationen nach dem Ende des Kalten Krieges sowie infolge des ungebrochenen Aufstands der Palästinenser in den besetzten Gebieten kam es Ende 1991 zur Madrider Nahost-Konferenz und den anschließenden Friedensverhandlungen in Oslo. Am 13. September 1993 reichten sich der damalige israelische Ministerpräsident Jizchak Rabin und PLO-Chef Jassir Arafat vor den Augen der Weltöffentlichkeit in Washington die Hand. Sie besiegelten damit ein Abkommen, das zunächst dem Gazastreifen und Jericho Autonomie zugestand. Zuvor hatte die PLO Israel formell anerkannt.

Die Hoffnungen auf eine Zwei-Staaten-Lösung und damit auf Frieden waren größer denn je zuvor. Doch die nachfolgenden Verhandlungen gerieten immer wieder ins Stocken und scheiterten schließlich im Juli 2000 in Camp David. Der seinerzeitige israelische Ministerpräsident Ehud Barak und Arafat konnten sich über den künftigen Status von Jerusalem und ein Rückkehrrecht für die 1948 geflohenen Palästinenser nicht einigen. Zuvor waren bereits die israelischen Friedensverhandlungen mit Syrien gescheitert, so dass die strategisch wichtigen Golan-Höhen weiterhin von Israel kontrolliert werden.

Zweite Intifada

Ende September 2000 löste ein Besuch des damaligen israelischen Oppositionsführers und späteren Ministerpräsidenten Ariel Scharon auf dem für Muslime heiligen Jerusalemer Tempelberg einen neuen Aufstand der Palästinenser aus. Die folgenden Jahre waren geprägt von einer Spirale der Gewalt und Gegengewalt: Auf verheerende Selbstmordanschläge folgten ebenso blutige Militäroperationen und umgekehrt.

Arafat starb Ende 2004, und Scharon liegt seit fast eineinhalb Jahren im Koma. Vorher hat er noch den einseitigen Abzug israelischer Truppen aus dem Gazastreifen verfügt, in dem sich seitdem die rivalisierenden palästinensischen Gruppen Fatah und Hamas blutige Gefechte liefern. Um das Westjordanland hat Israel einen Grenzwall weitgehend fertig gestellt, der zwecks Anbindung jüdischer Siedlungen stellenweise tief in palästinensisches Gebiet einschneidet. Friedensbemühungen gibt es weiterhin, etwa von Seiten des Nahost-Quartetts oder der Arabischen Liga unter Federführung Saudi-Arabiens.

Doch die Erfolgsaussichten sind zurzeit nicht sehr rosig. Eine von Skandalen und dem Debakel des Libanon-Kriegs vom vergangenen Sommer angeschlagene israelische Regierung sowie eine von Grabenkämpfen geschwächte palästinensische Führung dürften kaum willens und in der Lage sein, wegweisende Entscheidungen zu treffen. Im Moment sieht alles danach aus, dass Israel seine Unbeugsamkeit der vergangenen 40 Jahre beibehalten wird. Und die Palästinenser werden weiterhin Maximalforderungen stellen, von denen sie genau wissen, dass sie nicht erfüllt werden. Man muss im Nahen Osten wohl schon zufrieden sein, wenn es dabei nicht wieder zu größerem Blutvergießen kommt.

(ap/rpo)
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