Hunger in der "Dritten Welt" Ein Menschenleben für 1000 Kilometer mit Biosprit

Düsseldorf (RPO). Um das Klima zu schützen, tanken wir immer mehr Biosprit. Anstatt Reis, Mais oder Weizen zu produzieren, werden Pflanzen verfeuert. Die Lebensmittelpreise explodieren. Folge: Der Hunger in Haiti, Afrika oder Südostasien weitet sich aus.

Wo die Menschen hungern
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Foto: AP

Auch wir spüren die Verteuerung. Im Monat März hat der Großhandel seine Preise so stark erhöht wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr. Die Preise kletterten um 7,1 Prozent. Getreide, Saatgut und Futtermittel wurden sogar um 52 Prozent teurer, teilt das Statistische Bundesamt mit. Aufgrund des umkämpften Marktes dürften der Preisanstieg beim Verbraucher nur gedämpft ankommen.

Doch in den ärmsten Nationen laufen den Menschen die Preise regelrecht davon. In Haiti kamen bei den Massenprotesten gegen rasant steigende Lebensmittelpreise und die Verarmung der Bevölkerung in den vergangenen Tagen fünf Menschen ums Leben. Mindestens 14 wurden verletzt. Auch in mehreren afrikanischen Staten, darunter Kamerun und Burkina Faso, protestierte die Bevölkerung.

Brutaler Verdrängungswettbewerb

Zum einen steigt die Nachfrage aus den neuen Industrieriesen wie China und Indien rasant an. Zusammen stellen sie ein Drittel der Weltbevölkerung. Reis allein reicht nicht mehr. Milch und Fleisch sollen dort in die Schüsseln. Agrarnationen wie die Philippinen bauen statt des wichtigsten Nahrungsmittels auf der Erde inzwischen immer mehr Viehfutter an.

Tanken, was Andere essen

Der Leiter von Caritas International Dr. Oliver Müller führte im WDR ein erschreckendes Zahlenbeispiel vor Augen: "Wir müssen uns überlegen, ob wir mit 200 Kilo Mais einen Kleinwagen 1000 Kilometer antreiben oder davon die 700.000 Kalorien gewinnen, um einen Menschen ein Jahr lang zu ernähren."

Thema auf dem G-8-Gipfel?

Großbritanniens Premierminister Gordon Brown will auf dem G-8-Gipfel in Juli offenbar Biokraftstoffe zum Thema machen. Die Staatschefs der sieben wichtigsten Wirtschaftsnationen und Russlands sollten über die Auswirkungen des Biospritbooms auf die weltweiten Lebensmittelpreise sprechen, zitierte die Zeitung "Guardian" aus einem Brief Browns an seinen japanischen Kollegen Yasuo Fukuda.

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