Frankreichs neuer Präsident Macron erlaubt sich Scherz über Migrantenboote

Paris · Empörung über Frankreichs neuen Präsidenten: Im Internet kursiert ein Video, auf dem zu sehen ist, wie der französische Staatspräsident Emmanuel Macron über Migrantenboote im Indischen Ozean scherzt.

Beim Besuch eines Meeres-Rettungszentrums in der Bretagne scherzte Macron, kleine Kwassa-Kwassa-Boote fischten wenig, "sie bringen Komorer".

Ein Teil der Komoreninseln, die zwischen der Ostküste Afrikas und Madagaskar liegen, gehört seit 2014 zur Europäischen Union. Immer wieder versuchen Menschen in kleinen Booten, die Kwassa-kwassa genannt werden, vom ärmeren Teil der Inselgruppe ins politisch europäische Mayotte zu gelangen. Nicht alle überleben die Fahrt.

Verbreitet hatte das Video die Fernsehsendung "Quotidien" am Freitagabend. Demnach fiel Macrons Äußerung am Donnerstag bei einem Termin in der Bretagne. Der Scherz sei nicht sehr glücklich gewesen, hieß es dem Sender BFMTV zufolge aus dem Umfeld des Präsidenten.

"Diesen Scherz eher von LePen erwartet"

Bei Macrons politischen Gegnern stieß der Scherz auf scharfe Kritik. "Nur weil man sagt, man habe scherzen wollen, heißt das nicht, man hat nichts gesagt", sagte der Spitzenkandidat der Konservativen bei der Parlamentswahl, François Baroin, der Nachrichtenagentur AFP. "Hätte Sarkozy diesen Satz vor laufender Kamera gesagt, hätte dies ein riesiges Protestgeschrei ausgelöst", sagte die ehemalige Grünen-Ministerin Cécile Duflot mit Blick auf den früheren unpopulären Präsidenten Nicolas Sarkozy.

Der Linksaußen-Politiker Jean-Luc Mélenchon warf dem sozialliberalen Staatschef eine "Art Klassendünkel" vor, der Schwächere wie etwa auch Analphabeten verachte. Ein Vertreter der Verbands der Franzosen komorischer Abstammung sagte, der Ausspruch hätte auch von dem Rechtsextremisten Jean-Marie Le Pen stammen können.

(csi/dpa)
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