Sieg für Emmanuel Macron in Frankreich "Ich werde euch mit Liebe dienen"

Tausende Anhänger haben den Sieg von Emmanuel Macron bei der Stichwahl in Frankreich gefeiert. Der neue Präsident zeigte sich in seiner ersten Ansprache vor dem Louvre ernst.

Die Inszenierung erinnerte an ein monumentales Theaterstück unter freiem Himmel. Um 22.35 Uhr erklangen vor der Kulisse des Louvre die Töne der Europahymne. Von einem Seitenflügel des weltberühmten Museums aus durchschritt Emmanuel Macron im Dunkeln den Platz, um dann im Scheinwerferlicht auf der Bühne zu stehen. Die Spitze der gläsernen Pyramide genau über seinem Kopf.

"Macron président", stimmte die Menge an, und der frisch gewählte Staatschef hob die Arme. "Merci à vous" — mit den Worten, mit denen er auch seine Wahlkampfauftritte begonnen hatte, sprach er nun zu seinen Anhängern. "Ihr habt gewonnen. Frankreich hat gewonnen", sagte er mit eben jener Euphorie, die den 39-Jährigen am Sonntag zum jüngsten Präsidenten Frankreichs gemacht hat. Mit 66 Prozent der Stimmen gewann der frühere Wirtschaftsminister gegen die Rechtspopulistin Marine Le Pen.

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In seiner kurzen Rede richtete sich der Sozialliberale auch an die rund elf Millionen Franzosen, die seine Konkurrentin, die Chefin des Front National, gewählt hatten. "Ich werde alles tun, damit es keinen Grund mehr gibt, für die Extremisten zu stimmen", kündigte Macron unter dem Applaus der rund 20.000 Zuhörer an. "Ich werde euch mit Liebe dienen", versprach er zum Abschluss seiner Ansprache. Dann kamen seine Frau Brigitte, deren Kinder und Enkel zusammen mit einigen handverlesenen Mitgliedern seiner Bewegung "En Marche" an seine Seite und sangen mit ihm die Nationalhymne.

"Die Erwartungen sind hoch"

Das bunte Bild auf der Bühne stand in krassem Gegensatz zur ersten Rede, die Macron eine gute Stunde zuvor in seinem Hauptquartier vor den Kameras an seine Landsleute gehalten hatte. "Es ist eine große Ehre und eine große Verantwortung", sagte Macron. "Ein neues Kapitel dieser langen Geschichte beginnt heute Abend, und ich möchte, dass es eines der Hoffnung wird und des wiedergefundenen Vertrauens", sagte der Shootingstar. Nach aller Begeisterung im Wahlkampf schien von der ersten Minute an schwer an seiner Last als neuer Präsident zu tragen.

Zu diesem Zeitpunkt feierten seine Anhänger bereits vor dem Louvre. Ein blau-weiß-rotes Fahnenmeer hatte sich rund um die Pyramide versammelt. Um 20 Uhr bei den ersten Hochrechnungen brach Jubel aus. "Macron Président" — der so oft skandierte Slogan seiner erst vor einem Jahr gegründeten Bewegung "En Marche" wurde für die Feiernden Wirklichkeit.

"Er muss nun Frankreich wieder in Gang setzen", forderte einer seiner Anhänger im rosa T-Shirt, Erkennungsmerkmal der Bewegung. "Die Erwartungen sind hoch", räumte auch der Abgeordnete Christophe Castaner im Fernsehen ein, der zu Macrons engstem Kreis gehört. Mit rund 21 Millionen Stimmen hat der neue Präsident eine breite Basis vor den Parlamentswahlen im Juni.

Einen Vorgeschmack auf das, was ihn erwartet, bekam der neue Staatschef bereits um kurz nach 20 Uhr. Da trat seine Rivalin Marine Le Pen vor die Kameras, um das Ergebnis zu kommentieren. Mit 34 Prozent hatte die Kandidatin des Front National ihr Ergebnis der ersten Runde deutlich verbessert. Rund elf Millionen Stimmen bekam die Chefin des Front National — rund drei Millionen mehr als am 23. April.

Emmanuel Macron ist neuer Präsident von Frankreich: "Ich werde euch mit Liebe dienen"
Foto: ap, CE

"Wir sind die erste Oppositionskraft des neuen Präsidenten", kündigte die 48-Jährige an. Die Aggressivität der neuen Oppositionschefin hatte Macron bereits in der Fernsehdebatte am Mittwoch abbekommen, als die Rechtspopulistin den Gründer der Bewegung "En Marche" zweieinhalb Stunden lang persönlich angegriffen hatte.

Macrons getragener Auftritt nach seinem Sieg stand im krassen Gegensatz zu den Triumphgesten nach der ersten Runde, die der frühere Banker mit 24 Prozent gewonnen hatte. Danach hatte der Kandidat sich vom Dach seines Hauptquartiers aus bejubeln lassen und war mit Kamerabegleitung zu einem Pariser Nobel-Bistro gefahren, um dort mit prominenten Gästen zu feiern. Sogar Präsident François Hollande hatte das siegessichere Verhalten seines politischen Ziehsohns hinterher kritisiert.

Am Sonntag applaudierte Hollandes Kabinett, das sich im Elysée-Palast versammelt hatte, dann bei der Verkündung des Wahlergebnisses. "Sein klarer Sieg bestätigt, dass eine sehr große Mehrheit unserer Mitbürger den Werten der Republik und der Europäischen Union verbunden ist", hieß es in einer Mitteilung des Elysée-Palasts. Schon am Montag trifft der scheidende Staatschef seinen Nachfolger, um gemeinsam des Endes des Zweiten Weltkriegs zu gedenken. Ein ernster Moment für den neuen Präsidenten Macron.

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