Emmanuel und Brigitte Macron Ein ungewöhnliches Paar will an die Macht

Paris · Sollte Emmanuel Macron am Sonntag zum neuen französischen Präsidenten gewählt werden, verdankt er das auch seiner Frau Brigitte. Die 64-Jährige ist seit 2007 mit dem Politiker verheiratet.

 Emmanuel Macron und seine Frau Brigitte sind seit 2007 verheiratet.

Emmanuel Macron und seine Frau Brigitte sind seit 2007 verheiratet.

Foto: afp

"Brigitte, Brigitte", rufen Hunderte Anhänger in der Messehalle an der Pariser Porte de Versailles, nachdem Emmanuel Macron Hand in Hand mit seiner Frau die Bühne betreten hat. Wie die Obamas inszenieren sich die Macrons als Polit-Paar, das gemeinsam nach der Macht strebt. Und wie Michelle Obama spielt auch die beliebte Brigitte Macron eine entscheidende Rolle für den Mann, der morgen zum nächsten Präsidenten Frankreichs gewählt werden könnte.

Umfragen sagen einen klaren Erfolg des früheren Wirtschaftsministers voraus. Nach einer gestern veröffentlichten Prognose des Meinungsforschungsinstituts Ipsos dürfte der 39-Jährige die zweite Runde mit 61,5 zu 38,5 Prozent gegen seine rechtspopulistische Kontrahentin Marine Le Pen gewinnen. Der Umfragevorsprung hatte sich nach der TV-Debatte der beiden Kandidaten am Mittwoch zugunsten von Macron vergrößert: Zweieinhalb Prozentpunkte legte der sozialliberale Politiker seither zu.

Der Sieg ist also in greifbarer Nähe, und es wäre auch ein Sieg vom Brigitte Macron. Die schlanke, stets braungebrannte 64-Jährige bestreitet jeden Wahlkampfauftritt zusammen mit ihrem 25 Jahre jüngeren Ehemann. Ihre Liebesgeschichte, die in der Jesuitenschule "Zur göttlichen Vorsehung" im nordfranzösischen Amiens begann, ist inzwischen international bekannt.

Brigitte Macron erzählt gerne, wie ihre Tochter sie auf den hochbegabten Mitschüler aufmerksam machte und wie sich das Paar beim Theaterkursus näherkam. So nah, dass ihr späterer Mann mit 17 Jahren selbstbewusst versicherte: "Ich werde Sie heiraten." 2007 trauten sich die beiden. Die Story passt perfekt in den Wahlkampf, zeigt sie doch, dass Macron bekommt, was er will - seine Lehrerin und auch den Elysée.

"Bibi" ist die wichtigste Beraterin des Kandidaten. Sie führt seinen Terminkalender, korrigiert seine Reden und liefert Ideen. So ist es ihr zu verdanken, dass das Thema Bildung im Programm Macrons an erster Stelle kommt. "Die Persönlichkeit von Brigitte Macron macht einen Kandidaten menschlicher, der manchmal als zu glatt oder zu hart empfunden wird", schreibt die Zeitung "Le Monde". Wie wichtig seine Frau für ihn ist, bekannte Macron bereits in der Rede, die er bei seinem Abschied als Wirtschaftsberater des Präsidenten 2014 hielt. "Du bist der Draht, der mich mit dem wirklichen Leben verbindet", sagte er damals.

Doch Brigitte Macron coacht den Kandidaten nicht nur, sie ist wie Michelle Obama auch eine Stil-Ikone. Die siebenfache Großmutter fällt vor allem durch Miniröcke, schwarze Lederhosen oder Jacken im Armeestil auf, die ihr trotz ihres Rentenalters noch ein jugendliches Aussehen geben. Für den Abend des ersten Wahlgangs wählte die Frau des Kandidaten allerdings eine klassischere Garderobe mit einem hellgrauen Blazer und einer engen schwarzen Hose. "Brigitte Macron sehr rockig", urteilte die Zeitschrift "Gala" hinterher: "In sechs Monaten ohne Mode-Irrtum und mit einem Stil, den sie selbst geprägt hat."

Trotz ihres breiten Lächelns geht der Wahlkampf nicht spurlos an der dreifachen Mutter vorbei. "Man wird von allen Seiten kritisiert", sagte sie in einem ihrer seltenen Interviews. "So ist das nun mal. Ich habe es so gewollt." Vor allem die Gerüchte über die angebliche Homosexualität Macrons, die russische Medien verbreiteten, dürften sie getroffen haben. Der Kandidat reagierte mit Humor: "Das nicht nett gegenüber Brigitte, die sich fragt, wie ich das rein körperlich schaffe. Denn sie teilt mein Leben von morgens bis abends." Die Tochter eines Schokoladenhändlers aus dem nordfranzösischen Amiens spricht sehr offen über ihre Beziehung. "Wenn er eines Tages untreu sein sollte, dann, weil er wirklich verliebt ist. Er ist kein Mann der Abenteuer. Das interessiert ihn nicht", sagte sie.

Wenn die Franzosen morgen wählen, dann stimmen sie im Fall von Macron zugleich auch über die First Lady ab. Dass Brigitte Macron als Präsidentengattin eine wichtige Rolle an der Seite ihres Mannes spielen wird, machte der Kandidat bereits deutlich. Doch Brigitte Macron schaut durchaus mit Sorge in die Zukunft, wie ihr Freund Philippe Besson unlängst verriet: "Sie weiß, dass nur wenige Paarbeziehungen die Zeit im Elysée überlebt haben."

(RP)
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