Macrons erstes Kabinett Das ist Frankreichs neue Regierung
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat Vertreter unterschiedlicher politischer Couleur in seine Regierung berufen und eine Art Große Koalition gebildet. Ein Überblick über die wichtigsten Köpfe im Kabinett:
Premierminister: Edouard Philippe
Der bereits am Montag ernannte neue Regierungschef gehört dem gemäßigten Flügel der konservativen Republikaner an. Der 46-jährige Abgeordnete und Bürgermeister der Hafenstadt Le Havre war den meisten Franzosen bislang unbekannt. Er ist ein langjähriger Vertrauter des früheren Premierministers und Mitte-Rechts-Politikers Alain Juppé, der auch bei vielen Linken Ansehen genießt.
Innenminister: Gérard Collomb
Der Bürgermeister der Großstadt Lyon und sozialistische Senator war schon früh angetan von Macron. Der 69-jährige selbsterklärte "sozialreformistische" Politiker wurde schnell einer der wichtigsten Fürsprecher Macrons bei den Sozialisten und half ihm, die notwendigen Unterstützer für seine Präsidentschaftskandidatur zusammenzubekommen. Als Bürgermeister von Lyon hat Collomb eine sehr gute Bilanz vorzuweisen - jetzt bekommt er mit fast 70 Jahren sein erstes Ministeramt.
Haushaltsminister: Gérald Darmanin
Der erst 34-Jährige war bislang Bürgermeister der nordfranzösischen Stadt Tourcoing und Vize-Präsident der Region Hauts-de-France. Er saß mehrere Jahre als Abgeordneter in der Nationalversammlung.
Außenminister: Jean-Yves Le Drian
Der Sozialist war unter Macrons Vorgänger François Hollande fünf Jahre lang Verteidigungsminister und genießt einen exzellenten Ruf. Der Hollande-Vertraute galt sogar als so etwas wie Frankreichs zweiter Außenminister, war unermüdlich auf Reisen und unterhielt beste Kontakte in den Nahen Osten und nach Afrika. Außerdem handelte er für Frankreich wichtige Rüstungsdeals aus. Der 69-jährige Bretone sprach Macron einen Monat vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahl seine Unterstützung aus. Der Staatschef hält Le Drians Erfahrung für unerlässlich: Le Drian ist einer von nur zwei Ministern aus Hollandes Amtszeit, die dem neuen Kabinett angehören.
Justizminister: François Bayrou
Der 65-jährige Vorsitzende der Zentrumspartei MoDem verzichtete im Februar auf eine eigene Präsidentschaftskandidatur und schloss ein Bündnis mit Macron. Auch bei der Parlamentswahl im Juni tritt seine MoDem zusammen mit Macrons Bewegung "La République en Marche" an. Die Frage der Kandidatenauswahl sorgte zwischenzeitlich für Verstimmungen, der Streit wurde aber beigelegt. Der Politikveteran war jahrelang Abgeordneter, in den 90er Jahren Bildungsminister und kandidierte bei drei Präsidentschaftswahlen. Am 21. Juni trat Bayrou zurück: das Amt übernahm Juristin die Nicole Belloubet.
Nicole Belloubet übernahm am 21. Juni 2017 das Amt der Justizministerin.
Wirtschaftsminister: Bruno Le Maire
Der frühere Europastaatssekretär und Landwirtschaftsminister scheiterte bei der Vorwahl der Konservativen für die Präsidentschaftskandidatur. Der 48-jährige Abgeordnete, der sehr gut Deutsch spricht, ist ein Vertreter des moderaten Republikaner-Flügels und zeigte sich früh bereit zur Zusammenarbeit mit Macron. Viele werfen ihm Opportunismus vor. Der vierfache Familienvater sieht sich als moderner Verfechter einer politischen Erneuerung.
Europaministerin: Marielle de Sarnez
Die 66-jährige Europaabgeordnete ist eine langjährige Vertraute und die rechte Hand von MoDem-Chef Bayrou. Sie trug maßgeblich zur Öffnung der Partei hin zur Linken bei. Dem Europaparlament gehört sie seit 1999 an.
Umweltminister: Nicolas Hulot
Der Umweltaktivist und frühere Fernsehmoderator ist bei den Franzosen sehr beliebt. Unter dem vorherigen Staatschef Hollande war er "Sonderbeauftragter für den Schutz des Planeten", ansonsten hielt der 62-Jährige aber kritische Distanz zur Politik – bis jetzt.
Verteidigungsministerin: Sylvie Goulard
Die MoDem-Europaabgeordnete mit italienischen Wurzeln ist wie Macron eine überzeugte Pro-Europäerin und hält eine gute deutsch-französische Zusammenarbeit für unerlässlich. Die 52-Jährige spricht fließend Deutsch, ebenso Englisch und Italienisch. Im französischen Außenministerium gehörte sie einst dem Team an, das an den Verhandlungen zur deutschen Wiedervereinigung beteiligt war. In Brüssel ist Goulard sehr gut vernetzt: Zwischen 2001 und 2004 war sie Beraterin von EU-Kommissionschef Romano Prodi, seit 2009 sitzt sie im Europaparlament. Sie hat außerdem die französische Fassung des Buchs "Europa für Dummies" verfasst. Am 21. Juni 2017 legte die Ministerin ihr Amt nieder.
Das Verteidigungsministerium übernimmt die bisherigen Bahn-Managerin und frühere Staatssekretärin Florence Parly.
Zur Sportministerin ernannte Macron die zweimalige Fecht-Olympiasiegerin Laura Flessel (mehr zu ihr finden Sie hier).