Türkei will Gaza-Flotte mit Marine schützen Erdogan droht Israel mit Kriegsschiffen

Jerusalem (RPO). Eine Woche nach der Ausweisung des israelischen Botschafters durch die Türkei verschärft sich der Ton zwischen den beiden Ländern weiter. Der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan kündigte am Donnerstagabend an, die Marine seines Landes werde Hilfsschiffe für den Gazastreifen künftig eskortieren und beschützen.

Gaza 2010: Israelische Marine greift Hilfskonvoi an
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Gaza 2010: Israelische Marine greift Hilfskonvoi an

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Ein ranghoher israelischer Regierungsvertreter sagte, eine solche Maßnahme würde "eine sehr schwere Provokation" bedeuten. Es sei aber "sehr schwer vorstellbar", dass der Nato-Staat Türkei so weit gehen würde.

Israel nannte diese Pläne am Freitag "schlimm" und warnte vor einem Bruch des Völkerrechts. Erdogan sagte dem arabischen Fernsehsender Al Dschasira, die Marine werde künftig Schiffe mit Hilfslieferungen für den von Israel abgeriegelten Gazastreifen begleiten. "Wir werden es nicht zulassen, dass solche Schiffe nochmals Ziel von Angriffen Israels werden", sagte Erdogan. Die Türkei behalte sich das Recht vor, die territorialen Gewässer im östlichen Mittelmeer zu kontrollieren. Laut Erdogan will sich Ankara auch dafür einsetzen, eine alleinige Nutzung der natürlichen Ressourcen in der Region durch Israel zu unterbinden.

Israels Geheimdienstminister Dan Meridor nannte die Äußerungen "schlimm". "Aber wir wollen den Streit nicht zusätzlich anheizen", sagte er dem israelischen Armeeradio. "Es ist besser, zu schweigen und abzuwarten, wir haben kein Interesse daran, die Situation durch (verbale) Angriffe zu verschärfen." Zugleich sagte der Minister, die Türkei würde Völkerrecht verletzen, sollte sie versuchen, die israelische Seeblockade zu durchbrechen.

Außenminister bereitet "Strafmaßnahmen" vor

Laut einem Bericht der Zeitung "Jediot Ahronot" traf Israels Außenminister Avigdor Lieberman bereits Vorbereitungen für mögliche Strafmaßnahmen gegen Ankara. Unter anderem wolle sich Israel dafür einsetzen, dass der US-Senat die Massentötungen von Armeniern im Osmanischen Reich zwischen 1915 und 1917 als Völkermord anerkenne. Ferner wolle Israel die Kurden in ihrem Kampf gegen Ankara unterstützen und eine diplomatische Offensive gegen die Türkei starten. Ein ranghoher Vertreter des Außenministeriums sagte AFP, dies seien bislang lediglich Ideen. Sie seien in erster Linie Ausdruck der "Verärgerung des Außenministers".

Der Streit zwischen beiden Mittelmeerstaaten wurde durch einen UN-Bericht neu entfacht, der sich mit der Erstürmung des zu einer Hilfsflotte für den Gazastreifen gehörenden türkischen Schiffs "Mavi Marmara" durch israelische Soldaten befasste. Bei der Erstürmung des Schiffs am 31. Mai 2010 waren neun türkische Aktivisten getötet worden. Der Einsatz wird in dem UN-Bericht als "exzessiv" und "unverhältnismäßig" kritisiert, die Seeblockade des Gazastreifens durch Israel aber als legal bewertet.

Israel lehnt eine von der Türkei geforderte Entschuldigung für den Angriff ab. Am Freitag vergangener Woche hatte Ankara den israelischen Botschafter ausgewiesen und die Militärkooperation mit Israel auf Eis gelegt.

Seine Ankündigung, während einer Ägypten-Reise kommende Woche einen Abstecher in den Gazastreifen zu unternehmen, will Erdogan offenbar nicht wahrmachen. Nach übereinstimmenden Angaben aus türkischen Regierungskreisen gibt es bislang keine entsprechenden Pläne. Ankara wolle nicht die neue ägyptische Regierung verärgern, sagte ein türkischer Diplomat zur Begründung.

(AFP/awei)
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