Türkei Erdogan verklagt auch Oppositionschef wegen Beleidigung
Istanbul · Nach seiner Strafanzeige gegen den ZDF-Moderator Jan Böhmermann geht der türkische Staatspräsident Recep Erdogan auch in der Türkei gegen seine Kritiker vor. Nun trifft es den dortigen Oppositionschef. Zudem nimmt die Polizei sechs Verdächtige wegen Präsidentenbeleidigung fest.
Wie türkische Medien am Mittwoch meldeten, reichte Erdogan Strafanzeige gegen Oppositionschef Kemal Kilicdaroglu wegen Beleidigung ein. Zugleich verklagte der Präsident den Politiker auf umgerechnet rund 31.000 Euro Schmerzensgeld.
Kilicdaroglu, Chef der säkularistischen Oppositionspartei CHP, hatte Erdogan kürzlich als "sexuellen und politischen Perversen" beschimpft, nachdem er vom Präsidenten mit ähnlichen Worten belegt worden war. Seit seinem Amtsantritt als Staatschef im Sommer 2014 hat Erdogan fast 2000 Strafverfahren wegen angeblicher Präsidentenbeleidigung einleiten lassen.
Im südostanatolischen Sanliurfa nahm die türkische Polizei unterdessen sechs Verdächtige wegen des Vorwurfs der Erdogan-Beleidigung fest. Grund für die Festnahmen seien Äußerungen der Beschuldigten in sozialen Netzwerken gewesen, berichtete die private Nachrichtenagentur Dogan. Ihnen werde auch Propaganda für die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) vorgeworfen.