Frankreich Ermittlungsverfahren gegen IWF-Chefin Lagarde

Paris · Gegen IWF-Chefin Christine Lagarde ist wegen ihrer Verwicklung in eine Finanzaffäre in Frankreich ein formelles Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Der Vorwurf im Zusammenhang mit der sogenannten Tapie-Affäre laute auf "Nachlässigkeit", erklärte Lagarde am Mittwoch.

Das ist Christine Lagarde
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Sie kündigte an, gegen das Ermittlungsverfahren der französischen Justiz Berufung einzulegen. Einen Rücktritt von der Spitze des Internationalen Währungsfonds (IWF) schloss die frühere französische Finanzministerin aus und fügte hinzu: "Ich kehre diesen Nachmittag zum Arbeiten nach Washington zurück."

In der Affäre geht es um eine umstrittene staatliche Schadenersatzzahlung an den französischen Unternehmer Bernard Tapie. Ein Schiedsspruch hatte Tapie 2008 nach dem Verkauf des Sportartikelherstellers Adidas staatlichen Schadenersatz in Höhe von rund 400 Millionen Euro zugesprochen. Kritiker hatten gesagt, dieser Handel sei zu großzügig und symptomatisch für die intime Beziehung zwischen Politik und Wirtschaft in Frankreich.

Die Zahlung erfolgte nach einem Streit zwischen Tapie und Crédit Lyonnais wegen eines verpfuschten Verkaufs von Anteilen des Sportartikelunternehmens Adidas. Tapie hatte die Bank mit dem Verkauf der ihm gehörenden Aktien beauftragt. Die Bank hatte sie später für das Doppelte weiterveräußert. Das hatte Tapie scharf kritisiert und der Bank vorgeworfen, geprellt worden zu sein.

Lagardes Finanzministerium hatte zuvor ein privates Schiedsgericht angerufen, um einen langjährigen Justiz-Streit mit Tapie zu beenden.

"Nach einem drei Jahre dauernden Verfahren und Dutzenden Stunden von Befragungen fand das Gericht heraus, dass ich kein Vergehen beging. Die einzige Anschuldigung ist, dass ich nicht genügend aufmerksam war", sagte Lagarde am Mittwoch.

Diese Entscheidung wird von den Ermittlern ebenso unter die Lupe genommen wie Lagardes Beschluss, den Schiedsspruch nicht anzufechten. Es besteht der Verdacht, dass Tapie eine Vorzugsbehandlung erhielt, weil er im Präsidentschaftswahlkampf 2007 den späteren konservativen Staatschef Nicolas Sarkozy unterstützt hatte.

(DEU, AP)
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