Luftangriffe und Selbstmordattentat Erneut Tote bei Konflikt zwischen Israel und Palästinensern

Jerusalem · Die Gewalt zwischen Israel und den Palästinensern eskaliert. Bei einem israelischen Luftangriff auf den Gazastreifen wurden am Sonntag nach palästinensischen Angaben eine Schwangere und ihre zweijährige Tochter getötet.

Der Konflikt zwischen Israel und Palästinensern
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Foto: AP

Israel sprach von einer Vergeltung für einen Raketenangriff. Im Westjordanland sprengte sich eine Palästinenserin an einem Kontrollpunkt in die Luft, überlebte aber schwer verletzt.

Bei dem israelischen Luftangriff im Gazastreifen seien der Ehemann der Getöteten, deren Sohn und zwei weitere Personen verletzt worden, sagte der Sprecher des palästinensischen Gesundheitsministeriums, Aschraf al-Kidra. Das israelische Militär erklärte, es habe auf einen Raketenangriff auf israelisches Gebiet reagiert und eine Waffenfabrik der im Gazastreifen regierenden radikalen Palästinenserorganisation Hamas ins Visier genommen.

An der Grenze zwischen Israel und dem schmalen Küstenstreifen Gaza war es seit dem Krieg im Sommer vergangenen Jahres weitgehend ruhig geblieben. Seit jedoch im Laufe der vergangenen Woche die Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern im Westjordanland immer mehr zunahm, kam es auch in Gaza zu Protesten. Bei Zusammenstößen entlang der Grenze wurden neun Palästinenser getötet.

An einem Kontrollposten im Westjordanland zündete eine Palästinenserin einen kleinen Sprengsatz, als Polizisten sie in ihrem Fahrzeug kontrollieren wollten. Die Frau wurde schwer, ein Polizist leicht verletzt. Polizeisprecher Micky Rosenfeld sagte, Beamte hätten die Autofahrerin gestoppt, weil sie verdächtig agiert habe. Die Frau habe gerufen "Gott ist groß" und den Sprengsatz gezündet.

Es war der erste Sprengstoffanschlag in der jüngsten Phase der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern. In den Tagen zuvor hatten mehrere Palästinenser Israelis mit Messern attackiert. Erst am Samstag stach ein Jugendlicher in Jerusalem auf zwei Menschen ein. Später attackierte ein weiterer Mann dort zwei Polizisten. Beide Angreifer wurden von Sicherheitskräften getötet.

Entzündet hatten sich die Auseinandersetzungen am Streit um den Zugang zum Jerusalemer Tempelberg. Muslime verehren ihn als den Ort, von dem ihr Prophet Mohammed zum Himmel aufgefahren ist. Juden ist er heilig, weil dort in der Antike ihr Tempel stand. Palästinenser haben immer wieder den Verdacht geäußert, Juden wollten den Tempelberg für sich beanspruchen. Laut einer seit langem gültigen Vereinbarung ist Juden der Besuch des Plateaus erlaubt, allerdings sollen sie dort nicht beten, sondern nur an der Klagemauer am Fuß des Berges. Für Muslime gilt diese Beschränkung nicht.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu machte die Islamische Bewegung in Israel für die jüngsten Gewaltausbrüche mitverantwortlich. Die Gruppe, die Arabern mit israelischen Pass unter anderem Ausbildungen anbietet, betreibe eine "systematische, falsche Aufwiegelung" gegen Israel und verbreite Lügen, sagte Netanjahu am Sonntag im Kabinett. Die arabische Parlamentsabgeordnete Hanin Soabi habe Hunderttausende Gläubige aufgefordert, auf den Tempelberg zu kommen, unter dem Vorwand eine angebliche "israelische Verschwörung zum Blutvergießen von Bewohnern Ostjerusalems" zu verhindern, sagte Netanjahu. Er berate noch über mögliche Sanktionen gegen die Islamische Bewegung.

(ap)
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