Krise in Griechenland EU verlangt Aufklärung über Finanztricks

Brüssel/Berlin (RPO). Es wird ernst für Athen: Die EU-Kommission fordert von Griechenland binnen zwei Wochen Aufklärung über komplizierte Finanztransaktionen, die Athen bei der Verschleierung seines wachsenden Schuldenbergs geholfen haben sollen.

Euro-Länder in der Schuldenfalle
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Foto: AP

Die Kommission habe Griechenland eine Frist bis Ende Februar für nähere Auskünfte gesetzt, wie die Währungsgeschäfte sich seit 2001 auf die Bilanzen ausgewirkt hätten, sagte ein Sprecher am Montag.

Einem Bericht der "New York Times" zufolge sollen US-Großbanken der griechischen Regierung bis zuletzt bei Bilanztricksereien geholfen haben. Milliardensummen sollen als Währungsgeschäft und nicht als Kredit verbucht worden sein, so dass das Land die Defizitkriterien erfüllt habe.

Athen hat ein gigantisches Staatsdefizit und übermittelte jahrelang falsche Zahlen an Brüssel. Auf einem Sondergipfel am Donnerstag hatte sich die EU darauf verständigt, Griechenland nur im äußersten Notfall zu helfen. Auf Einzelheiten legten sie sich nicht fest.

Die Finanzminister der Eurogruppe wollten am Montag und die Minister aller 27 EU-Länder am Dienstag erörtern, ob sie Griechenlands Sparprogramm für ausreichend halten, das Defizit innerhalb der nächsten drei Jahre zu verringern.

Athen dringt auf "Mechanismus" für Finanzhilfen

Der griechische Finanzminister Georgios Papaconstantinou drang auf eine deutlichere Aussage der Euro-Länder, wie sie seinem Land beispringen wollten. Darin solle ein "Mechanismus" für Finanzhilfen ausgearbeitet werden.

Die Idee eines Europäischen Währungsfonds findet im Bundesfinanzministerium wenig Anklang. Diese Frage stelle sich nicht, sagte Ministeriumssprecher Michael Offer. Das aktuelle Problem müsse Griechenland selbst anpacken. "Es führt kein Weg an schmerzhaften Anpassungsprozessen in Griechenland selbst vorbei." Diese hätten wegen der politischen Unterstützung aus Europa auch gute Aussichten auf Erfolg.

Der Vorsitzende des Finanzausschusses im Bundestag, Volker Wissing (FDP), wies Forderungen nach einem Ausschluss Griechenlands aus der Eurozone zurück und warb für Sachlichkeit. Um die Debatte zu beruhigen und zu verhindern, dass der Euro künstlich schwachgeredet werde, habe er Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) um einen aktuellen Bericht in der nächsten Ausschusssitzung gebeten.

(apd/felt)
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