Krieg in Syrien Evakuierungen aus Aleppo vorerst gestoppt

Aleppo · Die Evakuierungen aus der syrischen Metropole Aleppo sind vorübergehend ausgesetzt worden. Angeblich kam es aus den Reihen der Rebellen zu Schüssen.

 Menschen verabschieden sich vor der Evakuierung von ihren Angehörigen.

Menschen verabschieden sich vor der Evakuierung von ihren Angehörigen.

Foto: afp

Ein Vertreter der Sicherheitskräfte sagte, die bewaffneten Aufständischen hielten "die Bedingungen der Vereinbarung nicht ein". Das syrische Fernsehen meldete, Rebellen hätten einen Konvoi an einem Kreuzungspunkt beschossen. Auch aus Kreisen von Hilfsorganisationen hieß es, dass die Evakuierung der Rebellengebiete ausgesetzt seien. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, der Transport von Kämpfern und Zivilisten aus Ost-Aleppo sei gestoppt worden. In der Region seien mehrere Explosionen zu hören gewesen. Die Ursache dafür war zunächst unklar.

Aktivisten hatten zuvor berichtet, dass die Evakuierung nur schleppend vorankommt. Augenzeugen erklärten, Tausende warteten bei winterlichen Temperaturen auf Busse, die sie aus der Stadt bringen sollen. "Das Problem ist, dass nicht viele Busse kommen", sagte Ibrahim al-Hadsch von der Rettungsorganisation Weißhelme.

Die Evakuierung hatte am Donnerstag begonnen. Ein Abkommen zwischen Regierung und Rebellen sieht vor, dass Kämpfer und Zivilisten die Stadt verlassen und in andere Gebiete unter Kontrolle der Opposition gebracht werden. Ein erster Anlauf zur Umsetzung war am Mittwoch gescheitert, weil neue Kämpfe ausgebrochen waren.

In Ost-Aleppo warten noch Zehntausende auf den Transport. Frankreichs Präsident François Hollande erklärte, es seien noch 50.000 Menschen eingeschlossen. Hilfsorganisationen rechnen sogar mit rund 70.000 Menschen, die aus der Stadt gebracht werden müssen. Wegen einer monatelangen Blockade durch das Regime ist die humanitäre Lage dort katastrophal.

Bilder aus Ost-Aleppo zeigten volle Straßen, in denen Einwohner neben Trümmern mit Koffern auf den Transport warteten. "Die Menschen sind alle erschöpft", berichtete ein Aktivist mit dem Namen Abdulkafi. "Und sie haben Angst, dass die Waffenruhe wieder scheitern könnte."

Aus syrischen Regierungskreisen hieß es, bislang hätten mehr als 8000 Menschen Ost-Aleppo verlassen. Nach russischen Angaben wurden bisher rund 6500 Menschen aus der Stadt gebracht, wie die Agentur Tass berichtete. Das Rote Kreuz hatte am Donnerstag erklärt, die Evakuierung könne noch Tage dauern.

(crwo/AFP/dpa)
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