Völkermordprozess Guatemalas Ex-Diktator Ríos Montt wird in Psychiatrie untersucht

Guatemala-Stadt · Der Völkermordprozess in Guatemala hängt von Ärzten ab: Sie sollen die Verhandlungsfähigkeit von Ex-Diktator Ríos Montt prüfen. Anwälte halten ihn für dement, die Opferfamilien wollen Gerechtigkeit.

 Guatemalas Ex-Diktator Ríos Montt ist wegen Völkermordes angeklagt. Ärzte sollen nun feststellen, ob er verhandlungsfähig ist.

Guatemalas Ex-Diktator Ríos Montt ist wegen Völkermordes angeklagt. Ärzte sollen nun feststellen, ob er verhandlungsfähig ist.

Foto: dpa

Gleich zu Beginn gerät der neue Völkermord-Prozess gegen den früheren guatemaltekischen Machthaber Efraín Ríos Montt ins Stocken. Das zuständige Gericht ordnete die Einweisung des 89-Jährigen in eine psychiatrische Klinik an. Dort soll die mentale Verfassung des Ex-Diktators überprüft werden. Das Verfahren wird am 4. August fortgesetzt.

Zuletzt hatte das staatliche Forensik-Institut Ríos Montt für dement und damit verhandlungsunfähig erklärt. Die Staatsanwaltschaft bezweifelt die Diagnose. So nehme der Patient regelmäßig Medikamente, die das Untersuchungsergebnis beeinflusst haben könnten.

Ríos Montt war 2013 wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 80 Jahren Haft verurteilt worden. Er soll unter anderem für den Mord an 1771 Indios vom Volk der Ixil im Norden des Landes verantwortlich sein. Aufgrund von Verfahrensfehlern wurde der Schuldspruch wenige Tage später jedoch wieder aufgehoben.

200.000 Menschen starben während seiner Herrschaft

Nun soll der Prozess neu aufgerollt werden. Die Verteidigung des Ex-Diktators setzt mit medizinischen Gutachten und Befangenheitsanträgen alles daran, ein neues Verfahren zu verhindern. "Ríos Montt könnte sich der Strafverfolgung entziehen, aber erinnert euch: Er wurde bereits des Völkermordes für schuldig befunden", schrieb die US-Politikwissenschaftlerin und Prozessbeobachterin Jo-Marie Burt auf Twitter. "Die Geschichte ist der härteste Richter."

Ríos Montt hatte in Guatemala nur von März 1982 bis August 1983 regiert, aber seine Herrschaft gilt als eine der brutalsten in der Geschichte des Landes. Insgesamt kamen im Bürgerkrieg zwischen den Streitkräften und linken Guerillagruppen von 1960 bis 1996 etwa 200.000 Menschen ums Leben.

Die Bewertung der Amtszeit von Ríos Montt spaltet Guatemala noch immer. Am Donnerstag bauten Indios vor dem Gerichtsgebäude Maya-Altäre mit Kerzen und Blumen auf, um der Opfer zu gedenken. Vor dem Haus von Ríos Montt hingegen versammelten sich Anhänger mit Transparenten, auf denen zu lesen war: "Danke General für den Frieden in Guatemala."

(dpa)
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