UN-Generalsekretär sieht "kritischen Punkt" Fast 40 Tote bei neuer Gewalt in Syrien

Damaskus · Bei Gefechten in Syrien sind am Montag erneut fast 40 Menschen getötet worden. Bei den Opfern handle es sich um mindestens 22 Soldaten, elf Rebellen und fünf Zivilisten, teilten Menschenrechtsaktivisten mit.

Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London mitteilte, wurden bei den Kämpfen nahe der Hauptstadt Damaskus, in den nordwestlichen Oppositionshochburgen Aleppo und Idlib sowie in der zentralen Stadt Hama auch zahlreiche Panzer und anderes Kriegsgerät zerstört.

Eigentlich herrscht in Syrien seit Mitte April ein Waffenstillstand, der aber von beiden Seiten, den Truppen von Präsident Baschar al-Assad und den Kämpfern der Opposition, immer wieder gebrochen wird. Mittlerweile halten sich rund 270 UN-Beobachter in Syrien auf, die Gewalt setzt sich aber trotzdem fort.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sieht die Bemühungen um ein Ende des Konflikts an einem "kritischen Punkt". Er sei "zutiefst besorgt" hinsichtlich eines drohenden allgemeinen Bürgerkriegs in Syrien, erklärte sein Sprecher Martin Nesirky am Montag am Rande des Nato-Gipfels in Chicago. Zudem beunruhige ihn die Gewalt im Libanon. Dort wurden in der Hauptstadt Beirut am Morgen bei Zusammenstößen von Anhängern und Gegnern der Revolte in Syrien zwei Menschen getötet. Auf die Stadt Tripoli gingen zudem später zwei Raketen nieder, die aber niemanden verletzten.

Ashton "zutiefst besorgt"

Auch die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton zeigte sich "zutiefst besorgt" über die Gewalt im Libanon und rief die Behörden des Landes auf, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Die Nato schloss unterdessen eine Militäraktion in Syrien nach dem Vorbild des Einsatzes in Libyen im vergangenen Jahr erneut aus. Das Bündnis verurteile das Vorgehen der syrischen Sicherheitskräfte scharf, sagte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen in Chicago. Dennoch habe die Nato nicht die Absicht, militärisch in die Syrien-Krise einzugreifen.

Die türkischen Behörden vereitelten nach eigenen Angaben die Entführung des Anführers der syrischen Rebellenarmee FSA. Zwei Türken und ein Syrer stünden im Verdacht, die Entführung eines Offiziers der "Freien Syrischen Armee" (FSA) geplant zu haben, teilte die Staatsanwaltschaft im südtürkischen Hatay laut dem Nachrichtensender CNN-Türk mit. Laut der Zeitung "Milliyet" war Oberst Riad al-Asaad, Chef der FSA, das Ziel des Entführungsversuchs.

Der Aufstand gegen die syrische Regierung unter Präsident Baschar al-Assad dauert seit mehr als einem Jahr an. Menschenrechtsorganisationen zufolge wurden seitdem mehr als 12.000 Menschen getötet. Die seit mehr als einem Jahr andauernde Gewalt in Syrien schürte auch Spannungen im Libanon. Die libanesische Opposition wirft Damaskus vor, im Libanon Chaos stiften zu wollen, um von der eigenen Krise abzulenken.

(AFP)
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