Islamischer Prediger im Exil Gülen: Erdogan führt die Türkei in den Totalitarismus

Istanbul · Fethullah Gülen hat der türkischen Regierungspartei AKP vorgeworfen, die Türkei "in den Totalitarismus" zu führen.

Recep Tayyip Erdogan als türkischer Präsident vereidigt
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"Die AKP-Führer stellen inzwischen jede demokratische Kritik an ihnen als Angriff auf den Staat dar", schrieb der islamische Prediger in einem am Dienstag veröffentlichten Meinungsbeitrag in der "New York Times" mit dem Titel "Die Erosion der Demokratie in der Türkei". "Indem sie jede kritische Stimme als Feind betrachten - oder schlimmer als Verräter - führen sie das Land in den Totalitarismus."

Die islamisch-konservative Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) von Präsident Recep Tayyip Erdogan habe durch ihr Vorgehen gegen Kritiker in den Medien und der Zivilgesellschaft die Chance auf eine Aufnahme der Türkei in die Europäische Union vertan, kritisierte Gülen, dessen islamische Hikmet-Bewegung in der Türkei großen Einfluss hat. Der 73-jährige Prediger, der seit 1999 im Exil in den USA lebt, hatte lange die AKP unterstützt, sich jedoch 2013 mit ihr im Streit um das Netzwerk aus Nachhilfeeinrichtungen seiner Bewegung überworfen.

Vorwürfe Erdogans, seine Bewegung, die auch in Polizei, Justiz und Politik viele Anhänger hat, habe einen "Parallelstaat" gebildet, wies Gülen zurück. Die Hikmet-Anhänger hätten "niemals eine politische Partei gebildet, noch verfolgen sie politische Ziele". Die Vorwürfe Erdogans seien lediglich ein Vorwand, "seinen eigenen Autoritarismus zu rechtfertigen", schrieb Gülen. Seine Anhänger seien nun Opfer einer "Hexenjagd". Erdogan geht seit einem Jahr gegen die Hikmet-Anhänger in Polizei und Justiz sowie gegen Gülen nahestehende Medien vor.

(AFP)
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