Offener Brief Fischer und Albright warnen Bush vor Angriff auf Iran

Washington (rpo). Sechs ehemalige Außenminister haben US-Präsident George W. Bush in einem Offenen Brief eindringlich vor einem Angriff auf den Iran gewarnt. Die Politiker wollen Parallelen zur Situation vor dem Irak-Krieg erkannt haben. Sie fordern Bush zu einem offenen Dialog mit dem Iran auf.

Neben ehemaligen deutschen Außenminister Joschka Fischer beteiligte sich auch Madeleine Albright, die unter Bill Clinton US-Außenministerin war, an der Aktion. Außerdem unterzeichneten Hubert Védrine aus Frankreich, Jozias van Aartsenden aus den Niederlanden, Lydia Polfer aus Luxemburg sowie Bronislaw Geremek aus Polen. Der "International Herald Tribune" veröffentlichte das Schreiben.

Die ehemaligen Außenminister fordern Bush auf, in einen direkten Dialog mit dem Iran einzutreten. Zwar dementiere die US-Regierung Berichte über Angriffspläne, doch vor dem Irak-Krieg habe es ähnliche Berichte und Dementis gegeben.

Ein Alleingang der USA gegen den Iran könne disaströse Auswirkungen auf die internationale Sicherheit haben, so die Politiker in ihrem Brief - und werde die transatlantischen Beziehungen weiter beschädigen. Ein Militärschlag werde mit großen Schwierigkeiten verbunden sein: Es sei kaum möglich, auf einen Schlag alle iranischen Atomanlagen zu zerstören. Europäische Spitzenpolitiker hätten in den vergangenen Wochen gute Erfahrungen bei Gesprächen mit Iran gemacht.

Auch Steinmeier fordert Gespräche

Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hat die USA erneut zu einem Gespräch mit der Regierung in Teheran über das iranische Atomprogramm aufgefordert.

Wenn es ohnehin Kontakte zwischen beiden Seiten über die Lage im Irak gebe, dann "gibt es wenig Verständnis dafür, wenn die im Augenblick zentrale Frage, die für Beunruhigung in der Weltpolitik sorgt, nicht mit besprochen wird", sagte Steinmeier beim Treffen der NATO-Außenminister am Donnerstag in Sofia.

Es gebe aber derzeit eine entsprechende Diskussion in den USA über diese Frage, sagte der Minister. Die NATO-Ressortchefs wollten am Abend auch über den Streit mit dem Iran beraten.

Steinmeier betonte: "Wir reichen weiterhin die Hand" für Verhandlungen. Die Bedingungen aber seien klar. Iran müsse alle Aktivitäten zur Anreicherung von Uran einstellen und sich der Aufsicht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) unterstellen. Die Regierung müsse dadurch den Verdacht ausräumen, sie beabsichtige den Bau von Atomwaffen.

Der UN-Sicherheitsrat hatte dem Iran Ende März einen Monat Zeit gegeben, seine Arbeiten zur Urananreicherung einzustellen. Die Frist läuft am Freitag ab.

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