Flugzeugabschuss in der Ukraine fordert 49 Opfer Poroschenko droht Separatisten mit Vergeltung

Lugasnk · Beim Abschuss eines Militärflugzeugs in der krisengeschüttelten Ostukraine sind nach offiziellen Angaben alle 49 Insassen ums Leben gekommen. Ukraines neuer Präsident Petro Poroschenko drohte den Separatisten mit Vergeltung. Derweil soll sich unter den in der Ost-Ukraine von Separatisten entführten OSZE-Beobachtern einem Medienbericht zufolge auch eine Deutsche befinden.

Der Abschuss des Militärflugzeugs durch pro-russische Separatisten hat den blutigen Konflikt in der Ost-Ukraine weiter angeheizt. Militante Aufständische hatten die Transportmaschine vom Typ Iljuschin IL-76 beim nächtlichen Landemanöver auf den Flughafen der Großstadt Lugansk mit Raketen angegriffen, wie Armeesprecher Wladislaw Selesnjow am Samstag sagte.

Bei dem "terroristischen Akt" seien alle 49 Insassen ums Leben gekommen, teilte die Staatsanwaltschaft in Kiew mit. Amateurvideos zeigten brennende Trümmer des fast 50 Meter langen Flugzeugs. Die Separatisten in Lugansk bekannten sich zu dem Abschuss. Es ist der schwerste Schlag gegen die Armee seit Beginn ihrer "Anti-Terror-Offensive" gegen Aufständische Mitte April.

Der Generalsekretär des Europarats, Thorbjorn Jagland, verurteilte den Abschuss als "sinnlosen Mord". Der neue ukrainische Präsident Petro Poroschenko drohte den Separatisten mit Vergeltung. Der Abschuss sei ein "zynischer terroristischer Akt, der unbedingt bestraft werden wird". Die Täter würden eine "angemessene Antwort" erhalten. Poroschenko erklärte diesen Sonntag zum Tag der Trauer.

Die ukrainische Staatsanwaltschaft bestätigte die Opferzahl. "Gegen 1.10 Uhr wurde am 14. Juni 2014 ein Militärtransportflugzeug vom Typ Il-76 bei der Landung in Lugansk mit Raketenschüssen zum Absturz gebracht. An Bord waren 9 Besatzungsmitglieder und 40 Soldaten. Alle sind ums Leben gekommen", hieß es in einer Mitteilung in Kiew.

Das vierstrahlige Flugzeug wurde in der Nacht angegriffen, wie das Verteidigungsministerium mitteilte. "Terroristen" hätten die Maschine mit Boden-Luft-Raketen und großkalibrigen Waffen beschossen. Die prorussischen Separatisten bestätigten den Abschuss zunächst nicht.

Ex-Verteidigungsminister Anatoli Grizenko zufolge befanden sich an Bord 40 Fallschirmjäger einer Luftlandebrigade aus Dnjepropetrowsk sowie 9 Mann Besatzung. Das Flugzeug sei in etwa 700 Metern Höhe von Geschossen aus dem Raketenwerfer "Igla" (Nadel) getroffen worden.

Grizenko warf Kremlchef Wladimir Putin vor, die militanten Gruppen in der Ostukraine weiter aufzustacheln. "Dies ist kein Konflikt zwischen Bürgern, sondern ein Krieg Putins gegen die Ukraine", sagte er.

Regierungstruppen der früheren Sowjetrepublik gehen seit Wochen gegen prorussische Aufständische in Lugansk und Umgebung vor, die dort eine nicht anerkannte "Volksrepublik" ausgerufen haben. Erst am Vortag hatten Sicherheitskräfte die Hafenstadt Mariupol zurückerobert.

Der ukrainische Militärexperte Dmitri Tymtschuk sagte, zuletzt seien drei Transportflugzeuge problemlos in Lugansk gelandet. Allerdings hätten Separatisten in den vergangenen Tagen um den Flughafen herum Stellung bezogen. "Sie belagern das Areal mit MG-Nestern", sagte Tymtschuk.

Deutsche unter entführten OSZE-Beobachtern

Unter den in der Ostukraine von Separatisten entführten OSZE-Beobachtern befindet sich nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung auch eine Deutsche. Die 44-Jährige sei bereits am 29. Mai in der Separatisten-Hochburg Lugansk als Geisel genommen worden.

Sie habe für die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) die Lage in der umkämpften Region beobachtet. Das Auswärtige Amt wollte sich am Samstag auf Anfrage nicht zu dem Fall äußern.

(dpa)
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