Nahost-Konflikt Fotos von Kriegsschaulustigen empören

Sderot · Ein dänischer Fotograf nimmt Israelis auf, wie sie auf Gartenstühlen auf einem Hügel in Sderot Raketenangriffe auf den Gazastreifen beobachten – und auch applaudieren. Das von ihm auf Twitter veröffentlichte Foto wird mehr als 12.000 Mal geteilt, die Szene ruft Empörung hervor. Der Fotograf selbst betont, dass er solche Szenen auch von palästinensischer Seite kenne – und das bei Weitem nicht alle Menschen klatschen.

Israelis in Sderot beobachten Kämpfe in Gaza
9 Bilder

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Ein dänischer Fotograf nimmt Israelis auf, wie sie auf Gartenstühlen auf einem Hügel in Sderot Raketenangriffe auf den Gazastreifen beobachten — und auch applaudieren. Das von ihm auf Twitter veröffentlichte Foto wird mehr als 12.000 Mal geteilt, die Szene ruft Empörung hervor. Der Fotograf selbst betont, dass er solche Szenen auch von palästinensischer Seite kenne — und das bei Weitem nicht alle Menschen klatschen.

"Sderot Kino. Israelis bringen Stühle zum Hügel von Sderot, um das Neueste im Gaza-Streifen zu sehen. Sie applaudieren, wenn Einschläge gehört werden" — mit diesen Worten kommentiert der dänische Fotograf Allan Sorensen das Foto, das er vor wenigen Tagen auf Twitter veröffentlicht hat.

Sderot cinema. Israelis bringing chairs 2 hilltop in sderot 2 watch latest from Gaza. Clapping when blasts are heard. pic.twitter.com/WYZquV62O7

Unzählige Kommentare haben Twitterer inzwischen unter dem Bild abgegeben, mehr als 12.000 Mal wurde es bis Donnerstagmittag geteilt. "Es kamen viele Hate-Mails, zum Beispiel von Pro-Israel-Gruppen", sagt Sorensen im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. "Die warfen mir vor, ich sei pro-palästinensisch und würde nur eine Seite des Konflikts zeigen. Und ich bekomme viel Applaus von palästinensischer Seite. Die sagen: Hey, endlich mal ein Journalist, der zu 100 Prozent auf unserer Seite steht. Aber beide Gruppen liegen falsch. Ich berichte ja objektiv."

Die Aufnahme, so schreibt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" habe eine Debatte hervorgerufen, die seit Tagen im Internet und im Fernsehen, auch in Israel selbst, andauert. Manche könnten sich schlicht nicht vorstellen, dass Israelis so etwas tun. Andere hätten von Einseitigkeit gesprochen. Und einige vermuteten zunächst, dass das Bild manipuliert sei.

Doch andere Aufnahmen von Nachrichtenagenturen zeigen, dass die Aufnahme offenbar kein Einzelfall ist. Immer wieder versammeln sich Menschen auf dem Hügel, nehmen mit ihren Handys die Raketenschläge auf, rauchen Wasserpfeife. Auch für Fotograf Sorensen ist diese Szene nichts Neues, wie er in dem BR-Interview verrät.

"Das ist schon 2008, 2009 und 2012 passiert, im Krieg zwischen Hamas und Israel. Und jetzt eben wieder. Aber in dem aktuellen Konflikt habe ich es das erste Mal gesehen." Er betont aber auch, dass nicht alle Menschen geklatscht hätten, wenn die Bomben einschlugen und dieses Bild nicht für die gesamte israelische Bevölkerung stehe. "Und ich kenne auch die andere Seite: Auch Palästinenser applaudieren, wenn Israelis getötet werden. Einige jedenfalls."

Für ihn sei es das Ergebnis eines extremen Konflikts, der seit vielen Jahren stattfinde, so der Fotograf. Die Leute fingen an, das Mitgefühl für die andere Seite zu verlieren. Und er hebt auch noch hervor, dass er weiß, wie sehr die Menschen in Sderot in der Vergangenheit gelitten hätten.

Denn die Stadt liegt nur einen Kilometer vom Gazastreifen entfernt. Hier leben die Menschen in ständiger Angst vor Raketeneinschlägen aus Gaza, mitunter bleiben ihnen nur wenige Sekunden, um sich bei Luftalarm in Sicherheit zu bringen.

(das)
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