Amtsantritt im Élysée-Palast Macron will Franzosen "ihr Selbstvertrauen zurückgeben"

Paris · Emmanuel Macron hat sein Amt als neuer französischer Präsident angetreten. In seiner ersten Rede im Élysée-Palast forderte er eine Reform der Europäischen Union. Eine wichtige Personalentscheidung wird am Montag erwartet.

 Als Präsident ist Emmanuel Macron auch Oberbefehlshaber der Streitkräfte.

Als Präsident ist Emmanuel Macron auch Oberbefehlshaber der Streitkräfte.

Foto: afp, PDJ

Es war das Rednerpult seines Wahlkampfes, das Emmanuel Macron für seine erste Rede im Élysée-Palast aufstellen ließ. Als wolle er zeigen, dass er als Präsident nicht vergessen will, was er als Kandidat versprochen hat.

Der 39-Jährige war sich am Tag seiner Amtseinführung der Erwartungen bewusst, die auf ihm ruhen. "Die Franzosen haben die Hoffnung und den Geist der Eroberung gewählt", begann der jüngste Staatschef in der Geschichte des Landes seine kurze Ansprache vor 300 geladenen Gästen in Ehrensaal des Elysée. "Ich will den Franzosen ihr Selbstvertrauen zurückgeben", lautete sein zentrales Versprechen, das er mit hohen Ansprüchen begleitete. "Nichts wird der Leichtigkeit oder dem Kompromiss geopfert."

Wie am Abend seines Wahlsiegs stellte der sozialliberale Politiker die Versöhnung der Franzosen in den Mittelpunkt seiner Amtszeit. "Die Spaltungen müssen überwunden werden", forderte er. Macron hatte als Kandidat der von ihm gegründeten Bewegung "En Marche!" die Stichwahl am 7. Mai mit 66 Prozent gegen die Rechtspopulistin Marine Le Pen gewonnen.

Es war auch der Sieg eines Pro-Europäers gegen eine Kandidatin, die Frankreich aus der EU führen will. "Wir brauchen ein effizienteres, demokratischeres, politisches Europa", forderte Macron in seiner Antrittsrede. "Ich werde dafür sorgen." Schon am Montag macht Macron den traditionellen Antrittsbesuch in Berlin, wo er mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammentrifft.

Die zweite Reise soll den neuen Staatschef zu den französischen Truppen im Auslandseinsatz führen. Auch wenn der frühere Wirtschaftsminister im Bereich der Verteidigung und inneren Sicherheit nur wenig Kompetenzen mitbringt, machte er doch von Anfang an klar, dass er die Rolle des Oberbefehlshabers der Streitkräfte ernst nimmt. So wählte er als erster Präsident ein Militärfahrzeug, um die Champs-Elysées zum Arc de Triomphe hoch zu fahren, wo er die Flamme am Grab des Unbekannten Soldaten entzündete.

Am vergangenen Montag hatte Macron dieselbe Geste schon einmal mit seinem Vorgänger François Hollande ausgeführt. Der Sozialist hatte seinen politischen Ziehsohn damals väterlich an der Hand genommen. Am Sonntag war der neue Präsident dann allein vor hunderten Franzosen, die ihm trotz des regnerischen Wetters zujubelten.

Macron blieb bei seinem Auftritt, der von 1500 Soldaten und Polizisten bewacht wurde, aber weitgehend trocken — im Gegensatz zu Hollande, der vor fünf Jahren wie ein begossener Pudel in seinem offenen Fahrzeug gestanden hatte.

Hollande hatte seinen Nachfolger um zehn Uhr herzlich am Eingang des Elysée begrüßt und ihn dann in die Sicherheitsgeheimnisse des Landes eingeweiht. Schon zehn Minuten vorher war Macrons Frau Brigitte im Präsidentenpalast eingetroffen. Die 64-Jährige, die im Wahlkampf ihres Mannes stets präsent gewesen war, soll auch als neue First Lady eine wichtige Rolle spielen.

Die frühere Lehrerin erschien in einem lavendelblauen Kostüm, das eine Leihgabe des Modehauses Louis Vuitton war. Auch ihre Kinder und Enkel waren unter den Gästen, ebenso wie zahlreiche Mitstreiter von Macrons Bewegung "En Marche!".

Einige von ihnen begleiten Macron in den Élysée, den er noch aus seiner Zeit als Präsidentenberater kennt. So wird sein früherer Bürochef, der 43-jährige Alexis Kohler, neuer Generalsekretär des Élysée. Auch andere Mitglieder des jungen Teams des Kandidaten bleiben an seiner Seite. Seinen Regierungschef will Macron am Montag ernennen.

Welche Aufgaben auf den neuen Präsidenten warten, machte Laurent Fabius in seiner sehr persönlich gehaltenen Ansprache klar, in der er Macron zum neuen Präsidenten erklärte. "Die Wut besänftigen, die Verletzungen heilen, die Zweifel aufheben, den Weg vorgeben, die Hoffnung verkörpern", listete der Präsident des Verfassungsrates auf. "Ihr Erfolg wird der Erfolg Frankreichs sein."

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