Tod eines Antifa-Aktivisten Frankreich verbietet rechtsextreme Gruppen

Paris · Eineinhalb Monate nach dem gewaltsamen Tod eines jungen Antifa-Aktivisten in Paris hat die französische Regierung zwei rechtsextreme Gruppierungen verboten. Der Täter soll sich in deren Umfeld aufgehalten haben.

Front National - die französischen Rechtsextremen
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Frankreichs Regierung greift durch. Die beiden rechtsextremen Gruppierungen Troisième Voie (Dritter Weg) und Nationalistische Revolutionäre Jugend (JNR) wurden aufgelöst. Ebenfalls verboten wurde die Vereinigung Envie de Rêver (Lust zu träumen), die private Räumlichkeiten verwaltet, die Troisième Voie als Treffpunkt dienen.

Der Dritte Weg wurde 2010 von dem bekannten Skinhead-Führer Serge Ayoub gegründet, der in Anspielung auf den von Rechtsextremen oft in Auseinandersetzungen genutzten Baseballschläger auch "Batskin" genannt wird. Der 48-Jährige ist seit den 80er Jahren in der rechtsextremen Szene aktiv und war zeitweise bei den Hooligans des Fußball-Clubs Paris Saint-Germain (PSG).

Dritter Weg und JNR schrecken vor Gewalt nicht zurück

Die Gruppierung pflegt einen sozial eingefärbten Diskurs des Solidarismus, der auf die 70er Jahre zurückgeht und auf die Propagierung eines dritten Weges zwischen Kommunismus und Kapitalismus. Im Zentrum steht heute ein nationalistischer Ansatz, der sich gegen die Globalisierung richtet, wobei sich die Gruppe nach eigenen Angaben weder rechts noch links einordnen will.

Die JNR ist eine Art Ordnungsdienst des Dritten Weges und wird ebenfalls von Ayoub geleitet. Dieser harte Kern der rechtsextremen Gruppierung besteht aus etwa 20 bis 30 Anhängern, die sich meist schwarz kleiden und vor gewalttätigen Aktionen nicht zurückschrecken.

Der Skinhead, der in Paris den jungen Linksaktivisten tödlich verletzte, soll aus dem Umfeld der JNR kommen, was Ayoub jedoch bestreitet. Teils stellen Mitglieder der Gruppe ein von italienischen Faschisten übernommenes Motto zur Schau: "Glauben, gehorchen, kämpfen".

Ayoub wollte Regierung zuvor kommen

Die JNR war bereits 1987 ein erstes Mal von Ayoub gegründet worden und war nach Angaben des Rechtsextremismus-Experten Nicolas Lebourg damals die erste Gruppierung, die die französische Skinhead-Jugend auch politisch wirklich organisierte.

Ende Juni erklärte Ayoub, den Dritten Weg und die Nationalistische Revolutionäre Jugend angesichts des anstehenden Verbots selbst aufgelöst zu haben. Die französische Regierung sprach aber von faktisch existierenden Gruppen. Das bedeutet, dass diese nicht formell etwa in einem Verein organisiert sein müssen, um als Gruppen zu existieren.

(AFP/dpa)
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