Moderatorin Hala Misrati Gaddafis TV-Hetzerin ist tot

Tripolis/Istanbul · Sie hetzte in ihren Moderationen gegen die Gegner Gaddafis und wurde damit zum bizarren Medien-Star des Regimes. Nun ist die Fernseh-Moderatorin Hala Misrati tot in einem Gefängnis in Tripolis gefunden worden.

 Tot: Hala Misrati.

Tot: Hala Misrati.

Das meldete der Nachrichtensender Al-Arabija am Sonntag. Bereits einen Tag zuvor kursierten in Libyen Gerüchte, wonach die Journalistin, die einst treu zu Diktator Muammar al-Gaddafi gestanden hatte, von Angehörigen einer sogenannten Revolutionsbrigade getötet wurde. Eine offizielle Stellungnahme zum Tod der Moderatorin gab es zunächst nicht.

Misrati wurde erst im Zuge der beginnenden Revolution zu einem bizarren Star in Libyens Medienwelt. Die TV-Moderatorin ereiferte sich immer wieder in minutenlangen Hasspredigten über die Gegner des von ihr verehrten Oberst Gaddafi. In schier endlosen Monologen zog sie über die Rebellen her un beschimpfte sie aufs Heftigste. Auch bei Youtube brachte sie es damit zu Prominenz.

Dass sie nun unter dubiosen Umständen tot in einem Gefängnis aufgefunden wurde, rückt abermals das Verhalten der libyschen Revolutionsgarden in den Brennpunkt. An ihrer Seriösität bestehen erhebliche Zweifel. Auch von Folter an Gaddafi-Getreuen war bereits die Rede.

Der Ministerpräsident der Übergangsregierung, Abdul Rahim al-Kib hatte am Samstagabend in einer Fernsehansprache zum 1. Jahrestag des Beginns der "Revolution des 17. Februar" noch einmal eindringlich an alle bewaffneten Revolutionäre appelliert, sich für den Dienst im Innenministerium oder in der Armee zu melden. "Wenn ihr die wichtigen Posten in Polizei und Armee nicht besetzt, dann bleiben sie frei für Elemente, die weniger treu zur Nation stehen als ihr", sagte er.

Bislang hätten sich erst gut 5000 der Revolutionäre, die im vergangenen Jahr gegen die Gaddafi-Truppen gekämpft hatten, für den Dienst bei der Polizei gemeldet. Etwa genauso viele Revolutionäre wollten der Armee beitreten. Einige Revolutionsbrigaden hatten erklärt, sie wollten den Sicherheitskräften nur geschlossen beitreten. Dies lehnt die Übergangsregierung jedoch ab, die keine Milizen unter dem Dach ihrer Ministerien dulden will.

Aus der südlichen Oasenstadt Al-Kufra wurden am Wochenende erneut Kämpfe zwischen Revolutionsbrigaden und mutmaßlichen Anhängern des alten Regimes gemeldet. Lokale Medien machen Milizen mit Verbindung in den Tschad für die Gewalt verantwortlich. Ihren Angaben zufolge wurden am Samstag zwei junge Männer, eine Frau und ein Kind getötet.

(dpa)
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