Galadinner des White-House Pressekorps US-Präsident Obama spöttelt über sich selbst - und über Putin

Washington · Die Umfragewerte von US-Präsident Barack Obama sind derzeit auf einem Tiefpunkt - aber den Humor hat er anscheinend trotzdem nicht verloren. Im Gegenteil: Beim traditionellen Galadinner des White-House-Pressekorps am Samstagabend (Ortszeit) in Washington zeigte sich der Demokrat als Komödiant, nahm nicht nur politische Gegner und Medien auf die Schippe, sondern auch sich selbst.

Galadiner des White-House-Pressekorps: Diese Promis kamen
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Vom holperigen Start bei der Umsetzung seiner Gesundheitsreform, der ständigen Sonnenbräune des Top-Republikaners John Boehner bis hin zum Sender CNN, der immer noch pausenlos über die Suche nach der verschwundenen Passagiermaschine der Malaysia Airlines berichtet: Nichts war dem Präsidenten an diesem Abend sozusagen heilig.

"Ich beginne solche Dinner meistens mit einen Bemerkungen, die mich selbst herabsetzen", begann Obama seine Rede vor rund 2600 Journalisten und geladenen Gästen. "Aber worüber könnte ich nach meinem glänzenden Jahr 2013 wirklich reden?" Nein, es sei wirklich ein raues Jahr gewesen, räumte der Präsident dann ein. Zu einem Zeitpunkt seien die Dinge so schlecht gelaufen, dass sich die 47 Prozent, die ihn 2012 wiedergewählt hätten, sich bei seinem republikanischen Gegenkandidaten Mitt Romney entschuldigt hätten.

Großaufgebot an Promis

Der Präsident ist stets der Ehrengast beim alljährlichen Journalisten-Festbankett, das als Washingtons glanzvollste Gala gilt. Ausgerichtet wird es von der White House Correspondents' Association (WHCA), die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen begeht. Kritiker beanstanden, dass sich die Veranstaltung im Laufe der Jahre zu einer Art Hollywood-Spektakel entwickelt hat — mit einem Großaufgebot an Promis aus der Unterhaltungsszene samt rauschenden Roben und rotem Teppich. Diesmal dabei waren unter anderem Robert De Niro, Sofia Vergara, Lupita Nyong'o, Jessica Simpson, Patrick Stewart, Patrick Duffy und Julianna Margulies.

Unbestrittener Star war aber Obama, der zunächst etwas müde wirkte, sich dann aber warmlief. So bekannte er etwa scherzend, dass seine derzeitige Umfrage-Flaute auch an seiner Tochter Sasha nicht vorbeigegangen sei. Sie habe kürzlich bei einem "Karriere-Tag" in ihrer Schule einen Sprecher benötigt, "und sie hat Bill Clinton eingeladen". Aber der Präsident notierte auch Lichtblicke. So habe kürzlich beim Boston-Marathon erstmals seit 30 Jahren ein Amerikaner gewonnen, und das sei auch nur fair — denn schließlich sei seit sechs Jahren ein Kenianer Präsident der USA.

Auch Putin bekam sein Fett weg

Obama mokierte sich damit über nicht verstummende Attacken aus rechter Ecke, die sich um seine Abstammung ranken. Obamas Vater war ein Kenianer. Der sehr konservative Sender Fox News werde ihn vor diesem Hintergrund vermissen, wenn er Anfang 2017 aus dem Amt scheide, meinte der Präsident mit Blick auf Hillary Clinton, der im Fall einer Präsidentschaftskandidatur 2016 gute Gewinnchancen eingeräumt werden. "Es wird ihnen schwerer fallen, die Leute davon zu überzeugen, dass Hillary in Kenia geboren wurde."

Und um beim Thema zu bleiben: TV-Satiriker und Schauspieler Joel McHale, den die Korrespondenten-Vereinigung als ihren Hauptredner aufgeboten hatte, glaubt, dass Hillary eine gute Wahl wäre. Würde sie Präsidentin, so spottete er über die immer noch existierenden Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern, wäre sie um 30 Prozent billiger.

Obama machte übrigens auch nicht vor dem russischen Präsidenten Halt. Er machte Witze über Wladimir Putin - und dessen nackte Brust, die in einigen Talksendungen der Vergangenheit Thema gewesen war. Zu einem Kommentar im letzten Jahr, nach dem Putin auf den Friedensnobelpreis zusteuere, sagte Obama — selbst Preisträger: "Um fair zu sein, sie zeichnen heutzutage so gut wie jeden damit aus."

(dpa)
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