Hoffnung der UN Kommt jetzt die dauerhafte Waffenruhe im Gaza-Konflikt?

New York/Tel Aviv · Seit der Nacht gilt zwischen Israel und der Hamas eine dreitägige Waffenruhe. Die Hoffnungen sind groß. Die Vereinten Nationen suchen den Durchbruch am Verhandlungstisch in Kairo. Noch ist aber nichts entschieden.

Gazastreifen: Kommt jetzt die dauerhafte Waffenruhe?
Foto: ap

Nach dem Beginn einer neuen Feuerpause im Gaza-Krieg hofft UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, dass sich die Konfliktparteien unter ägyptischer Vermittlung auf eine dauerhafte Waffenruhe einigen. Wie ein Sprecher Bans am Sonntagabend in New York mitteilte, forderte der UN-Generalsekretär alle Betroffenen auf, konstruktiv daran zu arbeiten und alles zu vermeiden, was zu erneuter Gewalt führen würde. Die Vereinten Nationen stünden bereit, bei der Umsetzung eines Abkommens mitzuwirken, das den Frieden festige und den dringend gebrauchten Wiederaufbau Gazas erlaube.

Die dreitägige Feuerpause war in der Nacht zum Montag in Kraft getreten. Darauf hatten sich Israel und die radikal-islamische Hamas am Sonntag geeinigt, wie israelische Regierungsvertreter und die Hamas-eigene Nachrichtenagentur Al-Araj bestätigten. Die Waffenruhe begann um Mitternacht Ortszeit (23.00 Uhr MESZ). Damit ist der Weg zur Wiederaufnahme von indirekten Gesprächen zwischen Israelis und Palästinensern in der ägyptischen Hauptstadt Kairo frei. In den Verhandlungen geht es um eine dauerhafte Waffenruhe nach mehr als einem Monat Krieg.

Letzte Raketensalven auf Israel

Kurz vor Inkrafttreten der Waffenpause hatte der bewaffnete Arm der im Gazastreifen herrschenden Hamas, die Al-Kassam-Brigaden, noch Raketensalven auf Israel abgefeuert. Die israelische Luftwaffe habe ihre Angriffe eingestellt, hieß es aus dem Gazastreifen.

Die Verhandlungen waren vergangenen Freitag abgebrochen worden, nachdem die Hamas einer Verlängerung der damaligen Feuerpause nicht zugestimmt und erneut Raketen auf Israel abgeschossen hatte. Der jüdische Staat hatte die Gespräche in Kairo daraufhin abgebrochen und wieder Ziele im Gazastreifen bombardiert. Nach israelischen Medienberichten vom frühen Montagmorgen unter Berufung auf ägyptische Quellen ist die israelische Delegation bereits vor dem Beginn der Feuerpause in Kairo eingetroffen.

Wenige Stunden zuvor hatte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sein Land auf einen langen Kampf gegen die palästinensischen Milizen im Gazastreifen eingestimmt. Regierung und Streitkräfte würden sich weiter "für eine Veränderung der Realität und Ruhe für all seine Bürger einsetzen", erklärte der Regierungschef zum Auftakt einer Kabinettssitzung. "Das wird Zeit beanspruchen", fügte er hinzu.

Die Arabische Liga kündigte an, am Montag an ihrem Sitz in Kairo zu einer Sondersitzung wegen des Gaza-Konflikts zusammenzukommen. Daran soll auch der palästinensische Chefunterhändler Saeb Erekat teilnehmen.

Viele Angriffe am Wochenende

Israel griff nach Angaben von Militärsprechern am Wochenende 150 Ziele im Gazastreifen an. Zehn Palästinenser wurden nach Angaben der Rettungsdienste getötet, unter ihnen zwei Kinder. Militante Palästinenser schossen im gleichen Zeitraum rund 70 Raketen auf den Süden Israels ab. Die Intensität des Schlagabtausches blieb damit weit unter dem Gewaltpegel der letzten Wochen, als Kämpfer und Zivilisten in Gaza schwere Verluste hinnehmen mussten.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als einem Monat sind nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums mehr als 1900 Palästinenser getötet und knapp 10 000 verletzt worden. Auf israelischer Seite starben 64 Soldaten und 3 Zivilisten, mehr als 500 Menschen wurden verletzt.

Die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens hatten am Wochenende an Israel und die Palästinenser appelliert, die Feindseligkeiten sofort einzustellen und Gespräche für eine dauerhafte Feuerpause aufzunehmen. "Wir rufen beide Seiten auf, unverzüglich zur Waffenruhe zurückzukehren", hieß es in der am Samstag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung der Minister Frank-Walter Steinmeier, Laurent Fabius und Philipp Hammond.

Deutsche Soldaten in Israel ausgebildet

Auch US-Präsident Barack Obama und der britische Premierminister David Cameron verlangten bei einem Telefonat ein Ende der Feindseligkeiten und eine dauerhafte Waffenruhe.

Die Zusammenarbeit der Bundeswehr mit der israelischen Armee wird nach Informationen der "Welt am Sonntag" ausgeweitet. Wie der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Bruno Kastorf, dem Verteidigungsausschuss des Bundestags mitteilte, sollen bis zu 250 deutsche Soldaten nach Israel geschickt werden, um dort im Häuser- und Tunnelkampf ausgebildet zu werden, berichtete die Zeitung. Die Bundeswehr wolle sich mit der Ausbildung für asymmetrische Bedrohungsszenarien wie dem Kampf gegen Terroristen in Auslandseinsätzen wappnen.

(dpa)
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