Bürgerkrieg in der Elfenbeinküste Gbagbo in seinem Bunker festgenommen

Abidjan (RPO). Nach einem mehr als viermonatigen blutigen Machtkampf in der Elfenbeinküste ist der langjährige Staatschef Laurent Gbagbo in seiner Residenz in Abidjan festgenommen worden. Truppen des international anerkannten Präsidenten Alassane Ouattara hätten Gbagbo und seine Frau am Montag gefasst und in Ouattaras Hauptquartier gebracht, sagten Ouattaras Sprecherin Anna Ouloto sowie der französische Botschafter Jean-Marc Simon.

Die Festnahme Gbagbos
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"Er ist am Leben und es geht ihm gut", erklärte der UN-Gesandte Youssoufou Bamba. Gbagbo solle nun der Justiz übergeben werden. "Er wird sich wegen der Verbrechen, die er begangen hat, vor Gericht verantworten müssen." Die Festnahme, an der nur Ouattaras Truppen beteiligt gewesen seien, sei "rasch und professionell" erfolgt.

"Der Albtraum ist vorbei", sagte Guillaume Soro, Ministerpräsident in Ouattaras Regierung, im Fernsehen. Gbagbo, der sich seit den Wahlen vom November weigerte, die Macht abzugeben, wurde den Angaben zufolge um 13 Uhr festgenommen und kurz darauf in das Golf Hotel gebracht, Ouattaras Hauptquartier. "Er ist hier mit seiner Frau und seinem Sohn Michel", sagte Ouloto AFP am Telefon. In der UN-bewachten Anlage hatte sich Ouattara die meiste Zeit wegen der blutigen Kämpfe verschanzt.

Fernsehsender zeigt Bilder des gefangenen Gbagbo

Fernsehbilder zeigten, wie Gbagbo in ein weißes, ärmelloses Unterhemd gekleidet aus dem Bunker geführt wurde und dann ein farbenprächtiges Hemd anzog. Er wurde verhört und in das Hotel gebracht. Nun warte die Regierung Ouattaras darauf, dass Gbagbo ein Papier unterschreibe, in dem er offiziell abtritt, sagte Somahro.

"Der Albtraum für die Bevölkerung der Elfenbeinküste ist vorrüber", sagte der UN-Botschafter Ouattaras, Youssoufou Bamba. Nun würden die Kämpfe bald aufhören und Gbagbo werde vor Gericht gestellt.

Allerdings könnte es schwierig werden, Gbagbo in der Elfenbeinküste vor ein Gericht zu stellen, sagte der Afrikaexperte Richard Downie vom Zentrum für strategische und internationale Studien in Washington. Bei einem Verfahren im Land bestünde die Gefahr, dass sich daran neue Unruhen entzünden könnten, sagte er. Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag, Luis Moreno-Ocampo, hat bereits erste Ermittlungen wegen möglicher Verbrechen in der Elfenbeinküste aufgenommen.

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy telefonierte nach der Festnahme nach Angaben aus Paris mit Ouattara, Details wurden zunächst nicht bekannt. Das Ouattara nahestehende ivorische Fernsehen zeigte Bilder des sichtbar erschöpften Gbagbo und seiner Frau nach der Festnahme.

Gbagbo hatte sich seit Tagen in einem Bunker in seiner Residenz in Abidjan versteckt gehalten. Französische und UN-Kampfhubschrauber hatten noch am Sonntag und in der Nacht zu Montag den Präsidentenpalast sowie die Residenz und mehrere Militärlager angegriffen.

Am Montagmittag schließlich stürmten Anhänger Ouattaras die Residenz und nahmen Gbagbo fest. Ein Regierungsvertreter in Paris betonte ebenfalls, französische Spezialkräfte seien nicht auf das Gelände von Gbagbos Residenz vorgedrungen. Aus dem französischen Oberkommando hieß es, "zu keinem Zeitpunkt" seien französische Soldaten auf dem Gelände von Gbagbos Komplex gewesen.

Die Offensive des Ouattara-Lagers wurde indes nach Angaben des französischen Verteidigungsministeriums von französischen und UN-Truppen unterstützt. Zeugen zufolge drangen Ouattara-Truppen in die belagerte Residenz ein, während gepanzerte französische und UN-Fahrzeuge die Zugangsstraße dorthin sicherten.

Westerwelle sieht "Chance für die Freiheit"

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sprach in Berlin von einer "echten Chance für Freiheit und einen demokratischen Neuanfang". Es sei nun an Ouattara, die Versöhnung der Gesellschaft voranzubringen. Deutschland sei bereit, die Elfenbeinküste "politisch und humanitär zu unterstützen" und auch die gegen das Land erhobenen Sanktionen aufzuheben.

US-Außenministerin Hillary Clinton erklärte, die Festnahme Gbagbos sei ein "Signal" an alle Machthaber der Welt, dass sie die Stimmen ihres Volkes nicht ignorieren könnten. Der britische Außenminister William Hague forderte, Gbagbo "mit Respekt" zu behandeln. Frankreichs Innenminister Claude Guéant gab sich zuversichtlich, dass Gbagbos Festnahme zum "Frieden im Land" beitragen werde.

(afp/AP/felt)
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