Was man über den Geheimdienst weiß GCHQ — im Auftrag der britischen Regierung

London · In der Snowden-Affäre stand bislang vor allem ein Geheimdienst im Vordergrund: die NSA. Doch nach den jüngsten Veröffentlichungen aus dem Material des Whistleblowers geht der Blick vermehrt nach Großbritannien und zum GCHQ. Doch was weiß man eigentlich über den britischen Geheimdienst?

Wer hört wen ab - und was man dagegen tun kann
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Foto: dpa, Jens Büttner

Als Edward Snowden das Speicher- und Auswertungsprogramm Tempora offenlegte, da hörten die meisten Europäer das erste Mal den Namen GCHQ. Denn der britische Geheimdienst wurde vor allem mit Abhörmaßnahmen am transatlantischen Überseekabel TAT-14 in Verbindung gebracht. Nach jüngsten Berichten aber gehen die Überwachungsmaßnahmen deutlich über das bisher bekannte Maß hinaus.

Wie der Norddeutsche Rundfunk und die "Süddeutsche Zeitung" am Donnerstag berichteten, werden in den Snowden-Dokumenten 14 Unterseekabel aufgeführt, die der GCHQ abhören könnte. Durch zwei Transatlantikkabel flössen auch Daten deutscher Internetnutzer. Laut Bundesregierung hätten die Nachrichtendienste auch in Großbritannien aber zugesichert, dass es keine flächendeckende Auswertung der Daten deutscher Bürger gebe. Ob dies tatsächlich der Fall ist, weiß wohl nur der GCHQ selbst.

Einer von drei britischen Geheimdiensten

GCHQ steht für Government Communications Headquarters. Auf der Webseite des GCHQ steht, er sei neben dem MI5 und dem MI6 einer von drei Geheimdiensten in Großbritannien und habe einen wichtigen Anteil an der nationalen Sicherheitsarbeit des Landes. Der GCHQ schütze Informationen und informiere die Politik, um die soziale Sicherheit im Internetzeitalter zu gewährleisten.

Dabei werden Risiken wie militärische Krisen, internationaler Terrorismus oder auch große industrielle Unfälle als Schwerpunkte der Arbeit des Geheimdienstes genannt. Desweiteren wird auf der Webseite detailgenau aufgeführt, an welchen Stellen in der Justiz und der Politik der GCHQ kontrolliert wird. Um die 5300 Mitarbeiter arbeiten demnach für den Dienst, das Hauptquartier befinde sich in Cheltenham in Gloucestershire. Allerdings gebe es auch kleinere Nebenquartiere.

Eines davon steht in der südenglischen Ortschaft Bude, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. Von dort aus überwache der GCHQ auch deutsche Internetverbindungen, schreibt die Zeitung. Hoch über der steilen Atlantikküste hinter Stacheldraht liege der "Horchposten". Überall stünden Satellitenschüsseln. Die Abhöranlage, so schreibt tagesschau.de, habe der Geheimdienst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges auf einem ehemaligen Militärflughafen errichtet. Jener Zeit, als der GCHQ schon einmal eine wichtige Rolle spielte.

Im Zweiten Weltkrieg Enigma-Code geknackt

Der Dienst hat laut tagesschau.de damals die besten Krypto-Mathematiker Großbritanniens damit beauftragt, die Enigma-Kodierung der Nazis zu knacken — es gelang. Und so konnten die Briten die Funksprüche der Deutschen mithören. Aus dieser Zeit stamme auch die enge Zusammenarbeit mit den Amerikanern, die offenbar bis heute anhält.

Gegründet worden sei er aber 1919 noch unter dem Namen "Government Code and Cypher School", um Nachrichten der deutschen Reichswehr zu entschlüsseln. Und heute arbeiten Programmierer und Daten-Analysten an jenem Ort über dem Atlantik daran, für den Geheimdienst wichtige Informationen aus den Daten der Überseekabel zu fischen.

Wie umfangreich dies geschieht, das kann allerdings niemand sagen, denn genau wie die NSA (oder auch der BND) gibt sich auch der GCHQ bedeckt, wenn es um die eigene Arbeit geht. So zitiert tagesschau.de aus einem internen Schreiben an den Bundesinnenminister vom 24. Juni, in dem die britische Botschaft lediglich konstatiert: "Wie Sie ja wissen, nehmen britische Regierungen grundsätzlich nicht öffentlich Stellung zu nachrichtendienstlichen Angelegenheiten." Und das dürfte sich auch mit jeder weiteren Enthüllung durch Snowden nicht ändern.

(das)
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