Euro-Krise Griechenland fordert mehr Zeit zum Sparen

Athen (RPO). Nach dem Geheimtreffen der großen Euro-Länder läuft die Debatte über ein zweites Hilfspaket für Griechenland auf Hochtouren. Ein Austritt Athens aus der Währungsunion wird von allen Seiten kategorisch ausgeschlossen. Die griechische Regierung fordert jetzt niedrigere Zinsen, mehr Kredite und mehr Zeit zum Sparen. Aber die Widerstände bleiben groß. Die Ratingagentur Standard & Poor's stufte die Kreditwürdigkeit weiter zurück.

 CDU-Vize-Fraktionschef Michael Meister hält niedrigere Zinsen für Griechenland für einen gangbaren Weg.

CDU-Vize-Fraktionschef Michael Meister hält niedrigere Zinsen für Griechenland für einen gangbaren Weg.

Foto: ddp

Wieder eine schlechte Nachricht für Griechenland. Die Ratingagentur Standard & Poor's hat die Kreditwürdigkeit Griechenlands noch weiter herabgestuft. S&P senkte seine Note für die griechischen Staatsschulden am Montag um zwei Stufen auf B, wie die Agentur mitteilte. Sie stellte zudem weitere Abstufungen in Aussicht.

Weitere Abstufungen drohen

S&P begründete die weitere Herabstufung mit der gestiegenen Wahrscheinlichkeit einer Umschuldung Griechenlands, bei der Gläubiger womöglich auf einen Teil ihres Geldes verzichten müssen. Am Freitagabend hatten führende Euro-Staaten auf einem Krisentreffen in Luxemburg über die Lage in Griechenland beraten, eine Umschuldung lehnen sie offiziell aber ab.

Nach Medienberichten sind aber längere Laufzeiten und niedrigere Zinsen für das 110 Milliarden schwere erste Rettungspaket sowie eine Umschuldung im Gespräch. Einen weiteren Nachlass bei den Zinsen für die Hilfskredite befürwortete CDU-Vize-Fraktionschef Michael Meister am Montag. Davon will dann auch Irland profitieren, das bereits seit längerem ebenfalls niedrigere Zinsen für die Hilfen von EU und IWF anstrebt.

Treffen mit Kanzlerin Merkel

Griechenlands Schicksal wird Mitte der Woche auch Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einem Treffen mit EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso beschäftigen, das sich um die ganze Bandbreite europäischer Fragen drehen soll.

Die großen Euro-Länder Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien hatten sich am Freitagabend in Luxemburg mit Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker, EZB-Präsident Jean-Claude Trichet und EU-Währungskommissar Olli Rehn getroffen.

"Austritt kommt nicht in Frage"

Auch der griechische Finanzminister Giorgos Papakonstantinou war zu dem Krisentreffen eingeladen, das über "Spiegel Online" bekannt wurde. Juncker hatte danach erklärt, ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone komme nicht infrage. Doch sei wohl ein weiteres Anpassungsprogramm notwendig.

Die Finanzmärkte reagierten nervös auf die neuen Spekulationen: am Aktienmarkt nahmen die Kursausschläge zu, der Euro geriet unter Druck, die Zinsen auf griechische Anleihen stiegen weiter.

Athen will mehr Zeit zum sparen

Trotz des drei Jahre lang laufenden Kreditpakets von EU, Euro-Ländern und Internationalem Währungsfonds sowie seinem Spar- und Reformprogramm konnte Griechenland die Glaubwürdigkeit an den Märkten bisher nicht wiedergewinnen.

Wie die Tageszeitung "Die Welt" aus Verhandlungskreisen berichtete, forderte Griechenland niedrigere Zinsen, zusätzliche Kredite und mehr Zeit beim Abbau des rund zehn Prozent hohen Haushaltsdefizits. Papakonstantinou hatte öffentlich angeregt, der Rettungsfonds EFSF könne 2012 die geplanten Anleiheemissionen von 25 Milliarden Euro aufkaufen.

"Sanfte Umschuldung"

Im Gespräch sei, die kürzlich schon auf siebeneinhalb Jahre verlängerte Kreditlaufzeit auf 15 Jahre zu verdoppeln, hieß es im "Handelsblatt" unter Berufung auf das Umfeld von EU-Kommissar Rehn. Das Bundesfinanzministerium habe das Szenario einer "sanften" Umschuldung entwickelt, bei dem die Anleihegläubiger auf Zinszahlungen verzichten und die Laufzeit ihrer Forderungen strecken, berichtete die Zeitung unter Verweis auf deutsche Regierungskreise.

Ein Sprecher von Finanzminister Wolfgang Schäuble dementierte das: "Das Thema Umschuldung steht nicht im Raum, wird nicht diskutiert, ist spekulativ." Auch gebe es keine Diskussion über längere Laufzeiten oder niedrigere Zinsen beim Rettungspaket für Griechenland.

Deutschland nennt Voraussetzung

Die Zinsen auf die Hilfskredite für Griechenland waren zuletzt erst um einen Basispunkt auf rund vier Prozent gesenkt worden. Meister sagte im "Deutschlandfunk", Voraussetzung für noch niedrigere Zinsen sei, dass Griechenland seine Reformen vorantreibe und damit das Risiko eines Zahlungsausfalls senke.

Auch in Finnland, wo der Widerstand gegen weitere Euro-Rettungsaktionen groß ist, wurden Bedingungen genannt. Ein führender Abgeordneter der Sozialdemokraten, die über eine Regierungsbeteiligung verhandeln, sagte, günstigere Konditionen für Griechenland seien nur möglich, wenn das Land seine Schulden umstrukturiert und die privaten Gläubiger Verluste übernehmen. Es müsse einen Schuldenschnitt geben, sagte Erkki Tuomioja.

Keine neuen Reformen

Niedrigere Zinsen für Hilfskredite wünscht sich auch Irland schon lange. Doch das Land hatte bisher keine neuen Reformen als Gegenleistung angeboten. In EU-Kreisen hieß es, die Regierung wolle zusätzliche Einsparungen zusagen. Der irische Ministerpräsident Enda Kenny sagte, er sei zuversichtlich, dass die Zinsen von knapp sechs Prozent gesenkt würden.

Auch die EU-Kommission hoffe auf eine Entscheidung darüber in den kommenden Wochen, sagte ein Sprecher von Rehn. Offiziell beraten die Euro-Finanzminister über die Schuldenkrise das nächste Mal am 16. Mai.

(RTR/AFP/DAPD/CSI)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort