Ex-EU-Kommissar Stavros Dimas soll neuer griechischer Präsident werden

Athen · Der frühere griechische EU-Kommissar Stavros Dimas (73) soll neuer Präsident des Landes werden. Das teilte der griechische Regierungschef Antonis Samaras am Dienstag in einer Fernsehansprache mit.

 Stavros Dimas im Jahr 2008 in Brüssel.

Stavros Dimas im Jahr 2008 in Brüssel.

Foto: AFP

Samaras hatte die Abstimmung überraschend um zwei Monate vorgezogen. Er wirft der linken Opposition vor, eine Einigung mit den Geldgebern von Europäischer Union (EU) und Internationalem Währungsfonds (IWF) torpedieren zu wollen. Mit der vorgezogenen Wahl wolle er für klare Verhältnisse sorgen, betonte Samaras in einer Fernsehrede: "Das Land wird dann bereit sein, ganz offiziell die Ära nach der Zeit der Rettungsprogramme einzuläuten."

Ministerpräsident Samaras möchte die mit strengen Auflagen verbundenen Hilfspakete möglichst bald hinter sich lassen, um so das Überleben seiner Regierung nach der Präsidentenwahl zu sichern. Derzeit ist allerdings fraglich, ob er seinen Kandidaten für das Präsidentenamt durchbringen kann.

Falls sich die Abgeordneten nicht auf einen Nachfolger für den scheidenden Präsidenten Karolos Papoulias einigen, wäre eine Neuwahl des Parlamentes fällig. Der linke Oppositionschef Alexis Tsipras ist ein erklärter Gegner der Rettungspolitik und des Sparkurses. Seine Syriza-Partei ist in Umfragen derzeit die stärkste politische Kraft.

Dimas gilt als einer der seriösesten griechischen Politiker. Der zunächst zurückhaltend wirkende Mann ist weltoffen und hat Erfahrung in europäischer Politik. "Er denkt mehr als er spricht", schreibt die griechische Presse seit Jahren über ihn.

Nach einem Jurastudium in Athen, London und New York arbeitete Dimas zunächst für die Weltbank. 1977 kam der Wechsel in die Politik in den Reihen der bürgerlichen Partei Nea Dimokratia. Zwischen 1980 und 1991 wurde er Handels-, Landwirtschafts- und Industrieminister. Dann setzte er seine Laufbahn in Brüssel fort. Zwischen 2004 und 2010 war er EU-Kommissar zunächst für Arbeit und Soziales und danach für Umwelt. Er gilt als einer der erfolgreichsten Kommissare der EU mit mehreren Auszeichnungen.

In einer der schwierigsten Phasen der griechischen Finanzkrise wurde Dimas für sechs Monate Außenminister in einer Übergangsregierung des Technokraten Lucas Papademos (November 2011- Mai 2012). Diese Regierung setzte zahlreiche Reformen um und bewahrte Griechenland vor dem Bankrott. Dimas ist verheiratet und hat zwei Söhne und eine Tochter.

(dpa/rtr)
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