Griechenland Warum Schäuble und die Euro-Gruppe als Sieger vom Platz gehen müssen

Meinung | Berlin · Athen erfährt in diesen Tagen schmerzlich, wie es ist, wenn auch mal andere den Medien Geschichten erzählen, die möglicherweise nicht auf Tatsachen beruhen. Athen ist derzeit täglich dabei, Behauptungen über sein Schicksal in internationalen Medien zu dementieren. Tatsächlich enthalten alle diese Berichte ein Körnchen Wahrheit.

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Foto: dpa/Gregor Fischer

Heute steht in der "Financial Times" aus London, die Euro-Gruppe bereite sich auf den Bankrott Griechenlands vor, wenn die Finanzminister beim angeblich entscheidenden Treffen am 24. April in Riga wieder keine Einigung über neue Hilfszahlungen finden. Athen dementiert, dass ihm am 24. April das Geld ausgehe. Es widerspricht auch der Darstellung, dass es mit dem Gedanken der Zahlungsverweigerung gegenüber seinen Gläubigern spiele.

Auch gestern schon hatte Griechenland einen Medienbericht dementieren müssen. Die Verhandlungen mit der Euro-Gruppe verliefen nicht "enttäuschend", hieß es aus Athen. Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" hatte das berichtet, weil es bei den Verhandlungen weiterhin keinerlei Fortschritte gebe.

Tatsächlich enthalten alle diese Berichte ein Körnchen Wahrheit. Die Verhandlungen mit den Euro-Geldgebern sind in der Tat festgefahren. Griechenland bewegt sich nicht, und die Euro-Gruppe antwortet darauf mit Härte. Was sollte sie auch sonst tun? Bisher folgen alle Partner der harten Linie, mit der Bundesfinanzminister Schäuble auf die selbstbewusste und freche Verhandlungsstrategie der Griechen reagiert. Tatsächlich dürfte Griechenland auch bald das Geld ausgehen. Wenn nicht am 24. April, dann im Mai.

Schäuble reist in dieser Woche in die USA, um dort an der Tagung der Finanzminister der 20 wichtigsten Länder der Welt (G20) und des Internationalen Währungsfonds teilzunehmen. Dort werden ihn Amerikaner, Chinesen und Japaner fragen, wie es mit dem Euro weitergehen kann, wenn Europa nicht endlich sein Griechenland-Problem löst. Schäuble will diesen Fragen nicht ausweichen. Doch er wird auch in Washington gegenüber Griechenland nicht weich werden, wie aus seinem Umfeld zu hören ist.

Es ist dies ein politischer Kampf, der mit allen Mitteln der Öffentlichkeitsarbeit und mit aller Härte geführt wird. Am Ende müssen Schäuble und die Euro-Gruppe als Sieger vom Platz gehen. Alles andere würde einen erheblichen Reputationsverlust für die europäische Finanzpolitik bedeuten. Inhaltlich hat die Euro-Gruppe die besseren Argumente auf ihrer Seite: Nur institutionelle Reformen werden Griechenland dauerhaft wirtschaftlich stabilisieren, nur durch sie wird sich das Land im Euro halten können. Athen wird hier also endlich nachgeben müssen.

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