Guam gibt Tipps für möglichen Atomangriff "Duschen Sie mit sehr viel Seife und Wasser"

Washington · Die Behörden auf der Pazifikinsel Guam bereiten ihre Bewohner auf einen möglichen Atomwaffen-Angriff durch Nordkorea vor - mit einem Merkblatt, das an die Zeit des Kalten Kriegs erinnert.

Strand-Idylle auf der Pazifikinsel Guam. Doch die Furcht vor einem Angriff aus Nordkorea wächst.

Strand-Idylle auf der Pazifikinsel Guam. Doch die Furcht vor einem Angriff aus Nordkorea wächst.

Foto: dpa, wal wie

"Legen Sie sich flach auf den Boden und bedecken Sie Ihren Kopf", lautet einer der Tipps der Heimatschutz-Behörde auf dem Außengebiet der USA. Für den Fall eines Kontakts mit radioaktiven Stoffen heißt es: "Duschen Sie mit sehr viel Seife und Wasser." Allerdings sollten die Inselbewohner keine Haarspülung benutzen, "denn diese bindet radioaktives Material in Ihrem Haar".

Für den Fall eines Atomangriffs am helllichten Tag heißt es: "Sollten Sie im Freien überrascht werden, schauen Sie nicht in den Blitz oder in den Feuerball. Dadurch können Sie erblinden." Stattdessen sei es gut, sofort in Deckung zu gehen - "hinter irgendetwas, das Schutz bietet".

Vorsorglich rufen die Heimatschützer von Guam auch zur Geduld auf: Eventuell sei es bei einem Raketenbeschuss nötig, mindestens 24 Stunden im Haus zu bleiben - "außer, die Behörden ordnen etwas anderes an."

Guam fungiert als militärisches Drehkreuz für US-Armee im Pazifik

Das gut 3000 Kilometer von Pjöngjang entfernte Eiland misst rund 550 Quadratkilometer. Der portugiesische Seefahrer Ferdinand Magellan landete 1521 während einer Expedition im Auftrag der spanischen Krone auf einer der später Marianen genannten Inseln, möglicherweise Guam. Fünf Jahre später nahmen spanische Soldaten die Insel ein. Als Teil Spanisch-Ostindiens war Guam ein bedeutender Stützpunkt.

1898 eroberten US-Truppen Guam im Spanisch-Amerikanischen Krieg. Durch den 1899 ratifizierten Friedensvertrag von Paris wurde die Insel Kolonie der USA. Im Dezember 1941, kurz nach dem Überraschungsangriff Japans auf den US-Stützpunkt Pearl Harbour auf Hawaii, landeten japanische Truppen auf Guam. Bis Juli 1944 war die Insel japanisch besetzt. Danach unterstand sie wieder den USA.

Guam ist wie Puerto Rico ein Außengebiet der USA. Seine 162.000 Einwohner, von denen etwa zwei Fünftel der indigenen Chamorro-Volksgruppe angehören, sind US-Bürger mit eingeschränkten Rechten. Die Teilnahme an US-Wahlen ist ihnen nicht gestattet, ihr einziger Vertreter im Kongress in Washington ist nicht stimmberechtigt.

Ein US-Bundesgericht brachte Initiativen für einen Volksentscheid über mehr Autonomie zum Scheitern. Seit 2011 ist der direkt gewählte Republikaner Eddie Calvo Gouverneur von Guam.

6000 GIs sind stationiert

Auf der Insel befinden sich mehrere US-Militärstützpunkte, darunter die strategisch wichtige Anderson Air Force Base und die Naval Base Guam. Derzeit sind etwa 6000 US-Soldaten auf Guam stationiert. Von dort starteten im Vietnamkrieg (1955 bis 1975) die B-52-Kampfbomber.

Nach jüngsten Angaben des Weißen Hauses sind die US-Armeeeinheiten auf einen möglichen Angriff Nordkoreas auf Guam vorbereitet. US-Präsident Donald Trump sicherte Gouverneur Calvo in einem Telefonat zu, dass die US-Armee bereit stehe, die Sicherheit der Menschen in Guam zu gewährleisten: "Wir stehen 1000-prozentig zu euch, ihr seid sicher."

Die hügelige und stark bewaldete Insel Guam mit ihren malerischen Stränden ist ein beliebtes Urlaubsziel - vor allem für Japaner und Südkoreaner. Etwa ein Drittel der Bevölkerung arbeitet im Tourismussektor. Der internationale Flughafen nahe der Hauptstadt Hagatña ist Drehscheibe im Luftverkehr zwischen Asien und Nordamerika.

(felt)
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